Die Libelle

Original: Little Drummer Girl, 2018

Regie: Park Chan-Wook

DVD-Cover Die Libelle
Copyright © UniversalPictures Home Entertainment

 

Im England der späten 1970er Jahre. Die junge Schauspielerin Charlie (Florence Pugh) wird vom israelischen Geheimdienst unter Vorspiegelung eines angeblichen Engagements angeworben. In Wahrheit soll sie als Agentin helfen, einen Terrorring in Europa aufzudecken. Ihre Liebe zu Gadi (Alexander Skarsgard), der auch Ihr Mentor ist, wird dabei auf eine Zerreißprobe gestellt. Denn Realität und Rolle, Gut und Böse verschwimmen für Charlie zusehends - in der gefährlichsten Rolle ihres Lebens.

 

Die sechsteilige Serie von Park Chan-Wook (Oldboy, Lady Vengeance) ist bereits die zweite Verfilmung des Romans Die Libelle des bekannten Romanautors John Le Carré (1931-2020). Und sie übertrifft die Verfilmung von 1984 unter der Regie von George Roy Hill (Der Clou, Garp und wie er die Welt sah) bei weitem. Bereits mit The Night Manager (2016) bewiesen die Macher ihr Gespür für eine hochwertige Umsetzung der Buchvorlage von John Le Carré.

 

Die Miniserie besticht neben den fantastischen Darsteller:innen vor allem durch ihre Ausstattung. Fahrzeuge und Kleidung sind akribisch in den 1970er Jahren verortet, wobei auch Kleinigkeiten stimmig sind. Starke Farbakzente verleihen dieser Serie eine grelle Opulenz, wie sie wohl nur dieses Jahrzehnt bieten kann . Auch die Architektur ist beeindruckend eingefangen, offensichtlich wurde an Originalschauplätzen gedreht. Die spannende Serie kann allen Fans von Spionagefilmen und Thrillern empfohlen werden.

 

Während es in Korea (!) opulent ausgestattete Blu-ray-Versionen gibt, ist in Deutschland Die Libelle leider nur auf DVD erschienen. Immerhin finden sich neben der Laufzeit von 342 Minuten noch Bonusmaterial (A Look at the Series, The Director Park Chan-Wook, Meet the Characters, The Look & Design) auf den zwei DVDs.

 

Fazit: Eine starke Verfilmung des Bestsellerromans von John Le Carré.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © UniversalPictures Home Entertainment

 

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CAMP - Ausgabe 4 - 2022

Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur

Barmstedt ; Edition Alfons ; 2022 ; 138 Seiten ; Softcover

Riesige Pilze mit Wohntürmen in Meereslandschaft, im Vordergrund Schiff
Cover © 2022 Edition Alfons, Adaptation © 2022 Beeple

 

Auch die vierte Ausgabe von CAMP, dem Magazin für Comic, Illustration und Trivialkultur, bewegt sich wieder tief in den Gefilden der neunten Kunst, in der sogenannten trivialen Literatur und in der Illustrationskunst in all seinen herrlichen Ausprägungen. Bereits das Titelbild - wie bei allen CAMP-Ausgaben ein absoluter Hingucker - lädt ein auf eine fantastische Reise ins Schöne.

 

So schreibt Matthias Hofmann über das Internet-Phänomen Beeple. Beeple ist das Pseudonym des Künstlers Marc Winkelmann, einem visionären Schöpfer digitaler Kunst.

Volker Hamann geht den Geheimnissen von Paris in den Comicadaptionen der Nestor-Burma-Romane von Léo Malet auf den Grund.

Stefan Schmatz beschäftigt sich in Die Neuedition der Abenteuer mit der politischen Korrektheit von Enid Blyton und Stuart Tresilian und fragt ob Kinderliteratur auf den Index soll.

Science-Fiction-Fans werden von Christian Blees in Wanderer zwischen den Epochen über die Buchcover des Richard Clifton-Dey abgeholt.

Alec Nevala-Lee kratzt in Asimovs Reich, Asimovs Mauer am Thron des Science-Fiction-Gottes Isaac Asimov und skizziert in seinem hochinteressanten Aufsatz dessen Übergriffiigkeit auf Frauen - und welche Folgen dies möglicherweise für die angloamerikanische Science-Fiction-Literatur hatte.

Hartmut Becker zeigt in Ganz prima Lesefutter die Kinderbuchillustrationen der Ditz von Schneidewind in den 1950er Jahren.

In Weltberühmt und vergessen schreibt Christian Blees über die wechselvolle Karriere des Sexton Blake, einem im Schatten von Sherlock Holmes heute vergessenen Detektiv.

Horst Illmer befasst sich in Es war eine Lust, Feuer zu legen mit der Geschichte von brennenden und feuerfesten Büchern. Natürlich dürfen hier die Klassiker Fahrenheit 451 (Ray Bradbury) und Feuerkind (Stephen King) nicht fehlen.

Christian A. Bachmann beschreibt in Quadratisch, praktisch, gut die Whitmans Big Little Books.

The Vampire Strikes Back: 100 Jahre Nosferatu, von Paolo Caneppele und Günter Krenn, setzt sich mit Vampiren in Comics auseinander.

Heinz J. Galle schreibt in Als der Blechmann von der Leinwand sprang über das Sammeln von Spielzeugrobotern.

Das Magazin schließt mit einigen Seiten ausgewählter Buchrezensionen.

 

Alle Aufsätze sind mit zahlreichen, zumeist farbigen Bildern ergänzt. So ist CAMP nicht nur ein faktenreicher Ideengeber für literarische Entdeckungen, sondern lädt auch zum gemütlichen Schmöker und Durchblättern ein. 19 Euro für ein Magazin im Softcover-Format mögen hoch erscheinen, sind aber aufgrund der wertigen Aufmachung und der hochinformativen Texte gerechtfertigt. CAMP ist einfach ein außergewöhnlich schönes Magazin, mit hoffentlich noch vielen folgenden Ausgaben.

 

Fazit: Auch die vierte Ausgabe von CAMP ist eine wunderbare und reich bebilderte Reise für Comic- und Filmfans, Nerds und Trashfans, aber auch Literaturliebhaber, die gerne über ihren Tellerrand schauen.

 

Harald Kloth

5 Sterne
5 von 5

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© 2023 Harald Kloth, Cover © 2022 Edition Alfons, Adaptation © 2022 Beeple

 

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A. K. Turner: Wer mit den Toten spricht

Raven & Flyte ermitteln, Band 2

München ; Knaur, 2022  ; 384 Seiten ; ISBN 978-3-426-28249-6

Buchcover Farblich verfremdete Blüten und Blätter
Copyright © Verlagsgruppe Droemer Knaur

 

Der zweite Band der Forensik-Thriller-Reihe um die junge Assistentin der Rechtsmedizin Cassie Raven beginnt mit einem erschütternden Geständnis ihrer Großmutter, bei der Cassie aufgewachsen ist: Ihre Eltern sind nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sondern Cassies Vater wurde für den Mord an ihrer Mutter zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt. Kurz darauf taucht ihr Vater tatsächlich bei ihr auf und möchte Kontakt zu ihr aufnehmen. Er behauptet er hätte den Mord an ihrer Mutter nicht begangen und sei 17 Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen. Cassie ist verunsichert, weil sie nicht weiß, ob sie ihrem Vater glauben soll. Dennoch stellt sie eigene Nachforschungen zu ihrer Familiengeschichte an und bekommt Unterstützung von DS Phyllida Flyte. Schafft es Cassie mit ihrer Hilfe herauszufinden was damals wirklich geschah?

 

Die britische Autorin A.K. Turner hat mit Cassie Raven, einer der Gothic-Szene zugewandten Sektionsassistentin, eine durchaus sympathische Protagonistin geschaffen. So leidet man als Leser mit ihr mit, als sie die Wahrheit um den Tod ihrer Mutter erfährt. Auch die Polizistin Phyllida Flyte, die ihr bei den Recherchen hilft und dabei ihren Job riskiert, hat eine Bürde zu tragen. Kapitel für Kapitel fiebert man mit den beiden mit.

Kurze knackige Kapitel und ein flüssiger Schreibstil machen dieses Buch zu einer leichten Lektüre. Zusätzlich erhält man interessante Einblicke in die Rechtsmedizin. Einzig die Spannungsintensität dieses Thrillers ist nicht ganz überzeugend. Deshalb sollte das Buch besser als Krimi statt als Thriller beworben werden. Dieser Band kann problemlos gelesen werden ohne vorher Band 1 gelesen zu haben, da die Handlung völlig unabhängig ist und die beiden Protagonistinnen von der Autorin gut eingeführt werden.

 

Fazit: Solide Story um die exzentrische Sektionsassistentin Cassie Raven, die in einem persönlichen Fall ermittelt.

 

Katrin Hildenbrand

3/4 Sterne
3/4 von 5

Band 1: Tote schweigen nie | Band 2: Wer mit den Toten spricht

 

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© 2023 Katrin Hildenbrand, Harald Kloth, Cover: Copyright © Verlagsgruppe Droemer Knaur

 

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Florian Schwiecker/Michael Tsokos: Der 13. Mann

Justiz-Krimi

München ; Knaur, 2022 ; 336 Seiten ; ISBN 978-3-426-52844-0

Buchcover Mann stehend im schwarzen Anzug, Mann sitzend in roter Kleidung
Copyright © Verlagsgruppe Droemer Knaur

 

Im zweiten Band „Der 13. Mann“ geht es für Strafverteidiger Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Justus Jarmer um die Folgen eines schockierenden Sozialexperiments.

 

Dabei wurden Pflegekinder an Pädophile vermittelt. Diesen Skandal wollte eines der Opfer Timo Krampe mit seinem ebenfalls betroffenen Freund Jörg Grünwald und einer Journalistin mittels eines Zeitungsinterviews an die Öffentlichkeit bringen. Doch kurz vor dem Interview verschwindet Jörg und Timo Krampe wendet sich verzweifelt an den Anwalt Rocco Eberhardt. Bald darauf steht fest, dass es sich bei einer Wasserleiche, die bei Rechtsmediziner Jarmer auf dem Sektionstisch landet, um den Vermissten handelt. So kommt es, dass in diesem Justizkrimi Eberhardt und Jarmer wieder aufeinandertreffen und zusammenarbeiten.


Auch Timo Krampes Leben ist in Gefahr, denn die Verantwortlichen hinter dem sogenannten Granther-Experiment sitzen inzwischen auf wichtigen Posten in der Politik. Sie kennen keine Skrupel, um zu verhindern, dass die Wahrheit über ihre Beteiligung an diesem Skandal ans Licht kommt.

 

Dem Autorenduo aus dem bekannten Rechtsmediziner Michael Tsokos und dem ehemaligen Strafverteidiger Florian Schwiecker gelingt es auch mit dem zweiten gemeinsamen Justizkrimi bis zum Ende die Spannung aufrecht zu halten. Kurze, knackige Kapitel mit einigen Cliffhängern sorgen dafür, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann. Am Ende schaffen es die Autoren mit einer überraschenden Wendung den Leser zu überraschen.

Völlig schockierend ist das Nachwort, aus dem hervorgeht, dass die Inspiration für dieses Buch das sogenannte Kentler-Experiment war.


Das Buch ist auch für Krimileser interessant, die Band Eins Die 7. Zeugin noch nicht gelesen haben, da die Figuren Eberhardt und Jarmer gut eingeführt werden und die Handlung völlig unabhängig ist.


Fazit: Ein sehr spannender und leicht zu lesender Krimi, der mit einer Thematik schockiert, die unvorstellbar scheint.

 

Katrin Hildenbrand

4 Sterne
4 von 5

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© 2023 Katrin Hildenbrand, Harald Kloth, Cover: Copyright © Verlagsgruppe Droemer Knaur

 

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Tanya Lapointe: Hinter den Kulissen von Dune

Vorwort von Denis Villeneueve. Einführung von Brian Herbert und Kevin J. Anderson

Buchcover: Hinter den Kulissen von Dune
Copyright © Panini Verlag

Stuttgart ; Panini ; 2021 ; 239 Seiten;  ISBN 978-3-8332-4095-9

 

Dune ist die Neuverfilmung des bekannten Science-Fiction-Romans von Autor Frank Herbert. Der kanadische Regisseur Denis Villeneuve, hat bereits mit Blade Runner 2049 (2017), Arrival (2016) oder Sicario (2015) bildgewaltige Filme geschaffen. So überrascht es nicht, dass Dune das große Kinoereignis des Jahres 2021 war.

 

Auf 239 Seiten erzählt die Produzentin von Dune (und Ehefrau von Denis Villeneuve) Tanya Lapointe, von der Entstehung dieses meisterhaften Filmes. Intensiv wird auf die Gestaltung der außerirdischen Welten von Caladan, Geidi Primus, Salusa Secundus oder Arrakis eingegangen. Ein eigenes Kapitel zeigt den Angriff der Harkonnen auf die Atreiden. Schließlich folgt das Filmbuch der Filmhandlung und zwei weitere Kapitel befassen sich mit der tiefen Wüste und den Fremen.

 

Neben Szenenfotos finden sich viele Konzeptzeichnungen von Raumschiffen, Skizzen zu Landschaften, Illustrationen von Bauten und Architekturen, sowie Entwürfe zu Kostümen. Insgesamt ein überragender Blick auf den Designprozess, in exzellent ausgewählten, oft zweiseitigen Bildern.

 

Bereits der Hardcovereinband im Schuber und das Gewicht betonen die Wertigkeit dieses Filmbuchs. Doch inhaltlich wird dieses Gefühl zur Bestätigung: Die Bildauswahl ist mehr als gelungen, die Texte sind außerordentlich informativ. Die silberne Schrift verleiht dem Werk zwar eine sehr edle Note, doch die optische Lesbarkeit leidet hier manchmal leider. Dennoch mindert das den hervorragenden Gesamteindruck nur wenig.

 

Fazit: Hinter den Kulissen von Dune gewährt einen atemberaubenden Blick auf einen großen Science-Fiction-Film und ist das vielleicht schönste Filmbuch des Jahres 2021.

 

Harald Kloth

5 Sterne
5 von 5

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© 2023 Harald Kloth, Cover: Copyright © Panini Verlag

 

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Raised by Wolves - Die komplette erste Staffel

Original: Raised by Wolves, 2020

Regie: Ridley Scott, Luke Scott

 

Die Erde ist durch einen Religionskrieg verwüstet. Auf dem erdähnlichen Planeten Kepler22b landet ein Raumschiff. An Bord befinden sich zwei Androiden und tiefgefrorene, menschliche Embryos. Die künstlichen Menschen, sich selbt Mutter und Vater nennend, haben den Auftrag fernab von den Kriegen der Menschheit die Kinder großzuziehen.

 

Im Laufe der Jahre sterben immer mehr der Kinder, ohne dass anfangs ein Grund erkennbar wäre. Aber auch Kepler22b entpuppt sich als ein Planet mit gefährlichen Geheimnissen, als agressive Wesen die kleine Siedlung attackieren. Um die Gruppe zu schützen, verwandelt sich Mutter in einen sogenannten Nekromanten, eine gefährliche Kampfmaschine.

 

Als ein Kolonieschiff der Mithraisten erscheint, sieht Mutter die Mission bedroht. Sie zerstört das Raumschiff der Kolonisten, rettet aber eine Gruppe Kinder. Doch einige Mithraisten haben die Havarie ihres Schiffes überlebt und möchten mit Gewalt die Kinder zurückholen und die Androiden vernichten.

 

Schon in den Science-Fiction-Meilensteinen Alien (1979) und Blade Runner (1982) beschäftigte sich die Regie-Legende Ridley Scott mit künstlichen Menschen. Die Androiden in Raised by Wolves könnten perfekt aus diesen Universen stammen, obwohl es keine direkten Verweise darauf gibt. Indirekte Bezüge finden sich, so wurde Mutter auch der Bordcomputer der Nostromo in Alien genannt. Und künstliche Augen spielen auch im Meisterwerk Blade Runner eine zentrale Rolle (und führen zu einem der besten Zitate der Filmgeschichte). Die Mithraisten erinnern in ihren weißen Gewändern stark an Kreuzritter in Königreich der Himmel (2005). Es scheint als zitiert sich Sir Ridley Scott in dieser von ihm produzierten Science-Fiction-Serie selbst.

 

Die Menschheit (oder das, was von ihr geblieben ist) ist in Scott´s Vision polarisiert zwischen fanatischer Religion und Wissenschaft. Seine Sympathien liegen bei den Androiden, während fast alle Menschen von Hass, Lüge oder Gewalt getrieben scheinen.

 

Die Dänin Amanda Collin trägt die Serie mit ihrem beeindruckenden Schauspiel als Mutter. Als Androide hat sie zwei Programmierungen: eine als Übermutter, ständig um das Wohl ihrer menschlichen Kinder bemüht. Zum anderen kann sie sich in eine Kampfmaschine verwandeln. Auch ihr Partner, Vater, wird von Abubakar Salim absolut glaubwürdig verkörpert. Den menschlichen Gegenpart hat Travis Fimmel (Vikings) inne, der eine mächtige Leinwandpräsenz besitzt und sich zunehmend in einen fanatischen Charakter verwandelt.

 

Die Darstellung des Planeten Kepler 22b, aber auch der im Krieg versunkenen Erde, sind sehr überzeugend. Auch Raumschiffe und insbesondere die Androiden sind großartig designed. Die Ausstattung der Serie ist auf sehr hohem Niveu. Es macht Spaß in diese Science-Fiction-Welt einzutauchen.

 

Fazit: Bildgewaltige Serie für Science-Fiction-Fans. Intelligent erzählt und von überragenden Darstellern getragen.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

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© 2022 Harald Kloth

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The Walking Dead, Band 16: Eine größere Welt

Erschaffen und geschrieben von Robert Kirkman. Zeichnungen von Charlie Adlard. Grautöne von Cliff Rathburn

Ludwigsburg ; Cross Cult ; 2012 ; 137 Seiten ; ISBN 978-3-86425-098-9 ; Hardcover

 

Cover Robert Kirkman/Charlie Adlard: The Walking Dead - Eine größere Welt
Copyright © Cross Cult Verlag

Die Versorgung der Bevölkerung von Alexandria wird immer prikärer, denn die Aussenteams finden immer weniger zu plündern. Derweilen beobachtet ein geheimnisvoller Fremder die Stadt. Michonne und Abraham werden mit dem Fremden in einen Kampf verwickelt. Nur knapp kann Rick die Situation klären. Der vermeintliche Angreifer stellt sich als Paul Monroe, auch Jesus genannt, heraus. Er behauptet von einer anderen Siedlung zu kommen und Handelsbeziehungen aufbauen zu wollen. Doch Rick ist äußerst mißtrauisch.

 

"Wir können endlich aufhören zu überleben ... und anfangen zu leben." (Rick Grimes)

 

TWD-Fans ist die Figur des Jesus natürlich bestens durch die Fernsehserien vertraut. So tritt er in den Staffeln sechs bis neun in der Mutterserie The Walking Dead auf. Wie der Titel des Bandes vermuten lässt, betreten unsere Heldinnen und Helden durch Jesus tatsächlich eine neue und viel größere Welt. Statt sich um eine Sippe zu sorgen, gilt die Aufmerksamkeit nun verschiedenen Siedlungen und ihren teils kriegerischen Auseinandersetzungen. So wird dieser 16. Band zu einem Einschnitt der gesamten Comicreihe.

 

Die schwarz-weißen Panels sind flüssig zu lesen, die Geschichte um Jesus ist actionreich und spannend erzählt. Insgesamt ein sehr guter Band, der alle Zutaten des TWD-Erfolges beinhaltet.

 

Zum ersten Mal in dieser Reihe gibt es keine Extras. Der sechzehnte Band wurde in deutscher Erstveröffentlichung als Hardcover in schwarz-weiß und preisgünstiger auch als Softcover (2019) veröffentlicht. Außerdem sind die Bände 9 bis 16 im "Kompendium 2" (2014) als Sammelwerk erschienen.

 

Fazit: Unsere Helden treffen auf einen besonderen Ort und eine neue Welt.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

The Walking Dead

Band 15: Dein Wille geschehe | Band 16: Eine größere Welt| Band 17: Fürchte dich nicht

 

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TWD, Band 16: Eine größere Welt (Softcover) bei amazon.de

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Cross Cult Verlag

 

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The Walking Dead, Band 15: Dein Wille geschehe

Erschaffen und geschrieben von Robert Kirkman. Zeichnungen von Charlie Adlard. Grautöne von Cliff Rathburn

Ludwigsburg ; Cross Cult ; 2012 ; 152 Seiten ; ISBN 978-3-942649-25-4 ; Hardcover

 

Buchcover The Walking Dead, Band 15: Dein Wille geschehe
Copyright © Cross Cult Verlag

Nach dem Angriff auf Alexandria liegt Carl schwer verletzt auf der Krankenstation. Währendessen werden die Toten begraben, unter ihnen auch der Anführer Douglas, die von Rick getötete Jessie und Morgan.

 

Rick fasst aber neuen Mut und möchte die Gemeinschaft einen. Doch für die meisten Bewohner Alexandrias ist nun alles anders. Konflikte mit Ricks Gruppe flammen auf und er wird als neuer Anführer zunehmend in Frage gestellt.

 

"Gemeinsam sind wir stark." (Rick Grimes)

 

Nach den furchtbaren Ereignissen im 14. Band konzentriert sich der ruhigere Nachfolgeband vor allem auf Carl´s Genesung, die schwierigen Beziehungen und internen Gruppenkonflikte. Auch in diesem Band der Zombiesaga liegt die Stärke weniger in den schwarz-weissen Zeichnungen, sondern vielmehr im ausgeklügelten Beziehungsgeflecht der vielen Protagonisten. So führt z. B. Abraham eine heimliche Beziehung mit Holly. Dougla´s Sohn Spencer möchte Andrea für sich gewinnen. Rick hingegen erscheint zunehmend psychisch labil.

 

Extras: Der Zombie-Guide Teil 15: George A. Romeros Spätwerk und das Kleine Fernsehspiel von Lorenz Hatt. Sechsseitige Leseprobe aus Das Schwert I: Feuer von Joshua und Jonathan Luna.

 

Der fünfzehnte Band wurde in deutscher Erstveröffentlichung als Hardcover in schwarz-weiß und preisgünstiger auch als Softcover (2019) veröffentlicht. Außerdem sind die Bände 9 bis 16 im "Kompendium 2" (2014) als Sammelwerk erschienen.

 

Fazit: Starke Emotionen und menschliche Konflikte in Alexandria.

 

Harald Kloth

4 Sterne
4 von 5

The Walking Dead

Band 14: In der Falle | Band 15: Dein Wille geschehe | Band 16: Eine größere Welt

 

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Cross Cult Verlag

 

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Dark Star - HR Gigers Welt

Original: Dark Star: HR Gigers Welt, 2014

Regie: Belinda Sallin

Copyright © Salzgeber & Co. Medien
Copyright © Salzgeber & Co. Medien

 

Hansruedi "HR" Giger (1940-2014)  ist einem breiteren Publikum als Designer der Alien-Kreatur in Ridley Scotts gleichnamigen Science-Fiction-Horrorfilm von 1979 bekannt geworden. Der Schweizer Künstler war aber so viel mehr als Oscar-Preisträger eines der besten Horrorfilme aller Zeiten.

 

Der Dokumentarfilm Dark Star - HR Gigers Welt versucht hinter die Person Giger zu blicken und portraitiert einen gebrechlich wirkenden, aber hellwachen Menschen mit großer Präsenz in seinem außergewöhnlichen Haus voller Kunstobjekte und Malereien. Er zeigt die Arbeit seines Teams, zeigt ihn beim Besuch seiner Freunde und Familie. Man spürt die enge Verbundenheit der Personen rund um HR Giger.

 

In zahlreichen Interviewausschnitten kommen zahlreiche Begleiter/innen Gigers zu Wort, wie z. B. seine zweite Ehefrau Carmen Maria Giger. Der Dokumentation gelingt es hervorragend, das Abgründige und Kontroverse in HR Gigers Werk rund um Geburt, Sexualität und Tod darzustellen.

 

Wer sich mehr mit der Entstehung des ersten Alien-Films beschäftigen möchte, dem sei dem Dokumentation Memory empfohlen.

 

Fazit: Intensiver Blick auf einen außergewöhnlichen Künstler.

 

Harald Kloth

4 Sterne
4 von 5

Dark Star - HR Gigers Welt (DVD) bei amazon.de

 

Bücher von und über H. R. Giger bei amazon.de

 

© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Salzgeber & Co. Medien

 

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Felicitas Prenzel: Fees vegane Verwöhnküche

Kreative Rezepte aus über 30 Jahren Erfahrung. Von süss bis herzhaft" von Felicitas Prenzel

Bernhardswald ; Lusinia-Verlag ; 2022 ; 128 Seiten ; ISBN 978-3-9815403-5-2

Buchcover Felicitas Prenzelk: Fees vegane Verwöhnküche
Copyright © Lusinia Verlag

 

Auf 126 Seiten präsentiert Felicitas Prenzel kreative, vegane Rezepte aus über 30 Jahren Erfahrung von süß bis herzhaft. Das Cover lockt mit den Worten „Vegan kochen ist schwierig? Fees Rezepte beweisen das Gegenteil!“.

 

Gleich zu Beginn werden einige Kochtipps verraten, die ein „entspanntes Kochen“ ermöglichen sollen. Ebenso erfährt der Leser die Beweggründe der Autorin für den veganen Lebensstil.

 

Es folgt ein Inhaltsverzeichnis mit der Auflistung aller Rezepte von Aufstrichen & Dips bis hin zu Hauptspeisen und Desserts. Nicht nur bekannte Gerichte wie Kartoffelsalat, Tomatensuppe oder Maultaschen werden aufgeführt, sondern auch weniger bekannte Gerichte wie z.B. Veganer „Schinken“, Auberginen-„Matjes“ oder Blumenkohl-„Steak“.

 

Jede Rubrik wird mit Fotos der verschiedenen Speisen eröffnet. Daraufhin folgen die einzelnen Rezepte. Die Besonderheiten der Rezepte wie z.B. Glutenfrei, Sojafrei oder Nussfrei werden hervorgehoben. Ebenso geht die Autorin auf mögliche Varianten der Gerichte ein um Unverträglichkeiten zu berücksichtigen. Bei einigen Rezepten ist ein grün geschriebener Kommentar der Autorin eingefügt. Hier beschreibt Felicitas Prenzel z.B. den Hintergrund der Rezepte oder fügt Kochtipps hinzu. Weitere „Zaubermöglichkeiten“ findet man am Ende des Rezeptes. Kleine Abwandlungen können ein Gericht neu erfinden.

 

Die Zutaten werden genauestens beschrieben, bei z.B. Kräutern fügt die Autorin hinzu, ob diese frisch oder getrocknet sein sollen. Auch werden vegane Ersatzprodukte verwendet. In diesen Fällen gibt Felicitas Prenzel zum Teil die Marke der Produkte an. So kann als Ersatz für die Crème fraîche z.B. die Creme Vega von Dr. Oetker verwendet werden. Die Zubereitung der Gerichte wird in einzelnen Schritten beschrieben.

 

Die Fotos sind zum Teil nicht direkt neben den Rezepten platziert, dies führt dazu, dass reine Textseiten beinhaltet sind, welche leider etwas unübersichtlich wirken. Für Kochbegeisterte, die die vegane Welt der Gerichte noch nicht erkundet haben, werden einige Zutaten noch unbekannt sein. Dies lässt die Gerichte auf den ersten Blick kompliziert erscheinen. Die Angabe von z.B. Marken erleichtert aber den Einkauf von bisher unbekannten Zutaten.

 

Fazit: Fees vegane Verwöhnküche ist ein Kochbuch mit tollen veganen Rezepten, die für Kochbegeisterte mit Erfahrung, leicht umzusetzen sind, so wie es das Cover verspricht. Für Neulinge hingegen könnten einige Rezepte jedoch schwierig erscheinen.

 

Andrea Bräu

4 Sterne
4 von 5

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© 2022 Andrea Bräu, Harald Kloth, Cover: Copyright © Lusinia Verlag

 

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Diez/Krabbe/Engler: Werkstattbuch Mediation

Von Hannelore Diez, Heiner Krabbe, Karen Engler

Köln ; Otto Schmidt ; 2019; ISBN 978-3-504-06262-0 ; 341 Seiten

 

Die zweite, neu bearbeitete Auflage des Werkstattbuch Mediation aus dem Jahr 2019 bildet als "Klassiker", der nicht aus der Mediationslandschaft wegzudenken ist, sowohl eine solide Grundlage und Begleitung für eine Mediationsausbildung oder dient als fundiertes Nachschlagewerk und Ideengeber für Mediator*innen.

 

Es überzeugt durch einen flüssig lesbaren und verständlichen Sprachstil und ist für ein Lehrbuch sehr spannend, fast wie ein Roman, zu lesen. Dieses Fachbuch zeichnet sich durch einen klaren Aufbau, verständliche Erklärungen zu Arbeitsweise, Vorarbeit und Ablauf aus.

 

An Hand eines komplexen Fallbeispiels einer Erbmediation erhält der Leser oder Lernende einen Einblick in alle einzelnen Phasen der Mediation. Er bekommt Übung sowie Wege, Techniken und Methoden an die Hand. Es werden das Erstellen von Angeboten durch die Medianten, das Verhandeln, das Bilden von Arbeitshypothesen, die Abschlussvereinbarung und das Abschlussgespräch in gut übertragbarer wörtlicher Rede, nachvollziehbar dargestellt.  Die Rolle des Mediators ist ausführlich, verständlich und schlüssig erklärt.

 

Das Werk bietet zusätzlich einen übersichtlichen und gut gefüllten Werkzeugkoffer mit gut übertragbaren und verständlichen Abläufen, Vorschlägen, Praxisbeispielen, Beispielsätzen z. B. zur Themensammlung, Deeskalationstipps usw. Übungen und Tipps sowie technische Bausteine mit Beispielen zu verschiedenen Situationen regen zum Nachdenken und zur Eigenreflexion an.

 

Das Buch schließt ab mit Ratschlägen zur Praxiserleicherung, mit einer Zusammenfassung, Mustern, Beispielen für Konstrukte, Plänen, Aufstellungen etc.

 

Fazit: Als Arbeitsbuch für Praxis, Lehre und Supervision sollte es auf keinem Schreibtisch fehlen und ist absolut empfehlenswert.

 

Jutta Kloth

5 Sterne
5 von 5 Lesetipp

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© 2022 Jutta Kloth, Harald Kloth

 

StartseiteFachbücher und Ratgeber

Alien 1: Blutlinien

Story: Phillip Kennedy Johnson. Zeichnungen: Salvador Larroca

Stuttgart ; Panini ; 2022 ; 164 Seiten ; ISBN 978-3-7416-2864-1 ; Softcover

Cover Alien Blutlinien 1
Copyright © Panini Verlags GmbH

 

Während mit Prey bereits der fünfte Predator-Film veröffentlicht wird, soll das verwandte Alien-Franchise demnächst in Serienform fortgesetzt werden. Lässt sich die Zwischenzeit mit Comics überbrücken?

 

Das Jahr 2200. Epsilon-Raumstation: Weyland-Yutani Sicherheitschef Gabriel Cruz geht endlich in den wohlverdienten Ruhestand.

Erde, United Americas. Von Alpträumen geplagt sucht Cruz Hilfe bei einem Psychiater-Androiden (wunderbar getroffen: Das Bishop-Model aus Aliens). Zudem möchte er sich mit seinem Sohn Danny versöhnen. Doch sein enttäuschter Sohn hat sich einer Widerstandgruppe angeschlossen. Um gegen den mächtigen Weyland-Yutani-Konzert vorzugehen, benutzt Danny seinen Vater, stiehlt dessen Keycard und gelangt so mit einer Gruppe zur Raumstation. An diesem Ort starb nicht nur Dannys Bruder, sondern der Konzert führt auch Experimente an den Xenomorphen durch.

Schnell eskaliert die Situation, das Unheil nimmt seinen Lauf ...

 

Phillip Kennedy Johnson und Salvador Larroca (Star Wars) verbeugen sich mit dieser neuen Alienserie tief vor der Mythologie des Alien-Franchise. Am auffälligsten verkörpert durch die gelungene Darstellung des Androiden Bishop. Diese (ursprünglich von Lance Henriksen verkörperte) künstliche Lebensform hatte filmische Auftritte im zweiten Teil Aliens und in Alien3. Im vorliegenden Comic verkörpert er mehrere Charaktere, unter anderem einen Psychiater. Aber auch Nebensächlichkeiten wie Kleidungsstil passen gut in den bisherigen Alien-Kosmos. Und natürlich spielt auch eine Katze wieder eine wichtige Rolle.

 

Die Zeichnungen von Larroca sind sehr plastisch und wirken vor allem bei den Alien-Xenomorphen furchteinflößend.

 

Neben der reglulären Ausgabe im Softcover gibt es auch noch eine auf 333 Stück limitierte Variant-Ausgabe und eine auf 111 Stück limitierte Variant-Ausgabe mit Original-Signatur von Gabriele Dell´Otto.

 

Fazit: Stimmig nimmt sich diese Alien-Geschichte dem Thema dysfunktionale Familie an. Die vielen Filmreferenzen und die plastischen Zeichnungen sind überaus gelungen. Starker Science-Fiction-Horror.

 

Harald Kloth

4 Sterne
4 von 5

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Panini Verlags GmbH

 

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John Walsh: Die Klapperschlange - Escape from New York

Die Entstehungsgeschichte des Kultfilms

Ludwigsburg ; Cross-Cult ; 2022 ; 160 Seiten ; ISBN 978-3-96658-883-6

Buchcover John Walsh: Die Klapperschlange
Copyright © Cross Cult Verlag

 

In den 1970er und 1980er Jahren schuf der Regisseur John Carpenter eine ganze Reihe unbestrittener Kultfilme, die noch heute im Genrekanon des Science-Fiction- und Horror-Films nicht mehr wegzudenken sind: Dark Star (1974), Assault - Anschlag bei Nacht (1976), Halloween - Die Nacht des Grauens (1978), The Fog - Nebel des Grauens (1980), Die Klapperschlange (1981), Das Ding aus einer anderen Welt (1982), Sie leben (1988).

 

Anfang der 1980er Jahre hatte Carpenter vielleicht seinen künstlerischen Zenit als Filmemacher erreicht. Mit der düsteren Zukunftsvision eines als Gefängnis umfunktionierten New Yorks schuf er auch einen archetypischen Antihelden: Snake Plissken (dargestellt von Kurt Russel).

 

Das Filmbuch von John Walsh richtet sich direkt an die Fans dieses, von großartigen Darstellern (Lee van Cleef, Ernest Borgnine, Donald Pleasence, Isaac Hayes, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau), getragenen apokalyptischen Action-Streifens. Deutlich wird dies schon durch die Größe des Hardcoverbandes von beeindruckenden 24 mal 32 Zentimetern. Auf 160 Seiten wurden 304 Bilder der Dreharbeiten, von Szenenfotos, privaten Aufnahmen, Grafiken und Filmpostern zusammengetragen.

 

Autor Walsh geht anfangs auf den Filmemacher ein und zeigt das filmische Oeuvre Carpenters von 1974 bis 1980. Ausführlich beschreibt er die Besetzung, unterstützt durch teils ganzseitige Portraits der Mimen. Im nächsten großen Kapitel "Über die Mauer: Die Dreharbeiten" werden die wichtigsten Drehorte beschrieben. Vom Sicherheitskontrollpunkt Liberty Island, über die Air Force One, das World Trade Center, bis zur Brücke an der 69. Straße und der Rettung des Präsidenten. Im Kapitel "Design der Zukunftswelt von 1997" wird die Entscheidung, Retrofahrzeuge aus den 1970er Jahren zu verwenden beleuchtet. Schließlich finden sich noch kleinere Kapitel zur Beleuchtung, den visuellen Effekten, der Musik von John Carpenter bis hin zu den international verwendeten Filmpostern.

 

Fazit: Für John Carpenter-Fans unverzichtbarer, großformatiger Bildband.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Cross Cult Verlag

 

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Paulo Coelho: Wochenkalender 2023

Zürich ; Diogenes ; 2022 ; 54 Blätter ; ISBN 978-3-257-51097-3

Kalendercover: Paulo Coelho Wochenkalender 2023
Copyright © Diogenes Verlag

 

Paulo Coelho ist einer der bekanntesten brasilianischen Autoren, teils erreichen seine Titel Millionenauflagen. Seine Werke wie Der Alchimist oder Der Zahir sind märchenhaft-magisch, auch romantisch. Seine Protagonisten begeben sich auf eine Suche, oft ist der Weg dabei das Ziel.

 

Auf 54 Wochenseiten bebildert der Kalender Paulo Coelhos Gedanken zu seinen Werken. Beeindruckende Fotografien von Wüstendünen, bizarre Felsformationen, unwirkliche Salzseen oder majestätisch in den Himmel reichende Berge. Immer steht die ursprüngliche Schönheit der Natur im Mittelpunkt. Nur sehr selten sind Bäume, Tiere oder Menschen abgebildet. So entsteht beim Betrachten der Naturfotos neben Anmut und Schönheit auch ein Gefühl der Erbarmungslosigkeit und des Vergänglichen.

 

Jedem Kalenderblatt ist ein Zitat aus den Werken Paulo Coelhos zugeordnet, das mehr oder weniger gut zum Foto passt.

 

Mittels Perforation lässt sich jedes Blatt aus dem ca. 24 mal 32 Zentimeter großen Kalender heraustrennen. Typografisch ist der Wochenkalender äußerst gelungen gestaltet. Auch deswegen eignet er sich perfekt als Geschenk für Menschen mit Abenteuerlust oder tiefgründig-philosophische Menschen.

 

Fazit: Inspirierender Kalender für Wüstenfans.

 

Harald Kloth

4 Sterne
4 von 5

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Diogenes Verlag

 

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Richard J. Evans: Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien

Wer sie in die Welt gesetzt hat und wem sie nutzen

München ; DVA ; 2021 ; 368 Seiten ; ISBN 978-3-570-55477-7

Buchcover Richard J. Evans: Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien
© Penguin Random House Verlagsgruppe

 

Hitler hat nicht am Nachmittag des 30. April 1945 zusammen mit seiner erst kurz zuvor geehelichten Frau Eva Braun Selbstmord begangen und ist dann seinen vorherigen Anweisungen entsprechend verbrannt worden, sondern hat den Führerbunker schon vorab verlassen und lebte Jahrzehnte lang unbehelligt in Südamerika!

Derartige Verschwörungstheorien gab es schon immer in der Geschichte, aber die Tatsache, dass sich heute alles quasi in Echtzeit über den gesamten Erdball verbreiten lässt, führt geradezu zu einem Boom an Fake News und dergleichen. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie mit der Querdenker-Bewegung hat dies nochmals verdeutlicht. Ein geradezu perfektes „Spielfeld“ für Verschwörungstheoretiker bietet das bereits nach 12 Jahren beendete, einst als tausendjährig proklamierte Dritte Reich. Das dieses Thema auch nach über 75 Jahren aktueller ist denn je, zeigen die immer wieder neu aufkommenden Gerüchte und Verschwörungsgeschichten mit Beginn des Internetzeitalters und insbesondere der Allgegenwärtigkeit sozialer Medien. Diese Thematik hat nun der renommierte Historiker und Buchautor Richard J. Evans in seinem neuesten Buch „Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien“ herausragend aufbereitet.

Der diesen Monat 75 Jahre alt werdende Richard J. Evans war von 1998 bis 2008 Professor of Modern History sowie von 2008 bis 2014 Regius Professor of History an der Cambridge University und gilt als einer der führenden britischen Historiker zur deutschen Geschichte und insbesondere des Nationalsozialismus. Seine Publikationen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie zum Nationalsozialismus waren bahnbrechend. Neben seinen unzähligen Auszeichnungen ist 2012 die Ernennung zum Ritter durch Queen Elizabeth II. hervorzuheben. Nach seinem 2018 erschienen Buch „Das europäische Jahrhundert. Ein Kontinent im Umbruch - 1815-1914“ nun das hier vorliegende neue Meisterstück des renommierten Historikers.

Evans untersucht in seinem neuen Buch auf einer unverrückbaren Beweislage, wie man festes Wissen gegen „an den Haaren herbeigezogenen“ angeblichen anderweitigen Fakten verteidigen kann. Der Autor nutzt dazu fünf markante Ereignissen aus oder im Zusammenhang mit der NS-Zeit, die bis heute in unterschiedlichsten Ausprägungsgraden immer wieder Anlass zu Spekulationen geben: die „Protokolle der Weisen von Zion“ als angeblichen Beleg einer jüdischen Weltverschwörung, die Dolchstoßlegende mit der Schmach des Vertrages von Versailles, die Mythen um den Reichstagsbrand, Motive des Englandflugs des Hitler Stellvertreters Rudolf Heß am 10. Mai 1941, über dessen „Treuebruch“ Hitler nie hinweg kam sowie die eingangs erwähnte angebliche Flucht Hitlers aus dem Führerbunker vor seinem Selbstmord. Diese Begebenheiten unterscheiden sich entweder dadurch, dass sie den Hass auf eine Gruppe schüren (systematische Verschwörung) oder den Verlauf der Geschichte abändern wollen (ereignisorientierte Verschwörung). Geht es bei den ersten beiden Themen darum, wie die Nationalsozialisten Ereignisse angeblich für ihre Zwecke missbraucht haben, behandeln die dann folgenden drei Kapiteln Verschwörungstheorien um Geschehnisse der NS-Schergen, die sich erst im Laufe der folgenden Jahrzehnte herausbildeten.       

Verschwörungstheorien sind seit spätestens dem 18. Jahrhundert Teil der Geschichtsforschung und haben laut Evans gemeinsam, dass sie für jedermann verständlich Sachverhalte vereinfacht und plausibel darstellen. Es werden Beziehungen hergestellt, wo es de facto keine gibt und es werden dafür oft genug auch Fakten verdreht oder gar neu erfunden. Das Ganze noch medial gut aufbereitet und eine treu glaubende Anhängerschaft ist schnell gefunden (siehe heutzutage mit den Corona-Leugnern). Dabei könnte man glauben, dass derartige Theorien nach Jahrzehnten und auf Basis wissenschaftlich akkurat erarbeiteten Erkenntnissen zu den realen Geschehnissen und Abläufen abnehmen würden. Weit gefehlt! Stattdessen erleben diese seit Mitte der 50er Jahre über die Boulevardpresse und dem Fernsehen und spätestens seit dem Einzug sozialer Medien in unseren Alltag im neuen Jahrtausend einen wahren Boom. Es ist somit für den historisch wenig bewanderten „User“ immer mehr herausfordernd, Fakten von Erfundenem zu unterscheiden, mit der Konsequenz, dass die seriösen Wissenschaften ihres auf eben diesen Fakten erstelltes Bild der Geschichte immer und immer wieder aufs Neue rekonstruieren und verteidigen müssen.   

Evans nennt alle seine oben angeführten fünf Beispiele paranoide Phantasien. Es wird erfunden, spekuliert, fantasiert, realitätsfremd in die Glaskugel geguckt, also alles andere, als sich auf Fakten zu berufen. Die Einfachheit der Erklärungen kumuliert dann, wer von welchen Abläufen der Geschichte profitiert hat und rechtfertigen damit ihren Wahrheitsgehalt.

Mit den „Protokollen von Zion“ wollen die Verschwörungstheoretiker einen stringenten Strang zum Holocaust ziehen. Dem wiederspricht Evans gleich zu Beginn. Hitler war kein Freund derartiger Verschwörungen, hat sich nie auf diese Protokolle bezogen und nationalsozialistische antijüdische Hetzkampagne war ebenso andersartig ausgerichtet. Hitler bezog stattdessen seine antisemitischen Anschauungen aus der Propaganda, dass die Juden als Drahtzieher im Verborgenen handelten, um die Gesellschaft aus dem Hintergrund heraus zu spalten. Am 30.01.1939, sechs Jahre nach seinem Machtantritt, verkündete er basierend darauf mehr oder weniger offiziell im Reichstag die Vernichtung der Juden und setzte dies spätestes ab da manisch um. Dem zur Folge keinerlei Bezug zu den „Protokollen von Zion“. Dies gilt dann gleichermaßen für das zweite Thema dem sich Evans widmet, der Dolchstoßlegende. Der Blick des NS-Regimes war nicht im Groll dahingehend nach hinten gerichtet, dass die glorreich kämpfenden Soldaten angeblich unbesiegt von außen von destruktiven sozialistischen Kräften im Inneren des Reichs besiegt wurden (frei nach Friedrich Ebert zu den heimkehrenden Soldaten: „Kein Feind hat Euch überwunden“), sondern durch den mangelnden Überlebenswillen. Auch, wenn dies ein wesentlicher Aspekt für den Aufstieg der Nationalsozialisten zur Macht war, so Evans, deren Blick war mehr nach vorne mit der Errichtung eines arisch reinen Volkes mit Lebensraum im Osten gerichtet. Der Reichstagsbrand wiederum war gleichermaßen ein Nährboden für Gerüchte, die Tat eines einzelnen kann nur einem Komplott zugrunde liegen, so argumentieren die Faktenfälscher. Das Dritte „tausendjährige“ Reich wurde also angeblich basierend auf der Theorie errichtet, die Kommunisten hätten als einen wesentlichen Schritt zum Sturz der Weimarer Republik versucht, den Reichstag abzufackeln. Ein Beweis für die Beteiligung anderer, z.B. zusätzliches entzündliches Material, wurde nie gefunden und das Geständnis des Täters, Marinus van der Lubbe, von dem er auch nie abrückte, dass er Allleintäter war, ist ebenso ein zwingender Beweis. Hitler brauchte den Reichstagsbrand nicht für seine Zwecke. Er und seine Nationalsozialisten hätten ansonsten einen anderen Vorwand als Vehikel ge- oder besser erfunden, um den Notstand auszurufen und Massenverhaftungen gegen Kommunisten und Sozialdemokraten anzuordnen. Wie aktueller denn je das letzte Thema in Evans Buch um Hitlers angebliche Flucht aus dem Führerbunker ist, zeigt sich daran, dass darüber in den letzten 20 Jahren mehr Bücher und Filme erschienen sind, als in den über 50 Jahren zuvor.  

Verschwörungstheorien sind nicht neu, so Evans, und wie bereits erwähnt spätestens seit dem 18, Jahrhundert Teil der Geschichtsschreibung. Lediglich die Art, sowie Geschwindigkeit und die Medien der Verbreitung haben sich natürlich stark verändert.  Evans zeigt akribisch bis ins letzte Detail auf, von wem sie mit welcher Intention in die Welt gesetzt wurden, wer wie versucht hat, die Geschichte in diesen Teilen umzuschreiben und daraus einen Nutzen zu ziehen sowie warum sie sich trotz eindeutiger widersprechender Fakten teils bis heute gehalten haben bzw. immer wieder ein neues Hoch erfahren. Diejenigen, welche Verschwörungstheorien aufbringen stellen Fakten als gefälscht oder erlogen dar und stellen diejenigen, die sich auf Fakten berufen, diese erarbeiten oder in Erinnerung rufen werden als Verschwörer oder Teil einer Verschwörung hin – dies teils bis zu körperlicher Bedrohung. Evans widerlegt plausibel diese Theorien u.a. auch, in dem er gleiche Vorgehensweisen beim Entwickeln dieser Theorien identifiziert. Evans validiert dies basierend auf einem immensen Fundus an Literatur und anderen Dokumentationen, die es dem Leser auch ermöglichen und erleichtern, sich bei Bedarf ein eigenes Bild zu verschaffen.

Basierend auf Erzählungen im 19. Jahrhundert vermischen laut Evans Verschwörungstheorien den Unterschied zwischen Fakten und Fiktion, da es letztendlich irrelevant ist, ob die Einzelheiten einer Geschichte stimmten, so lange sie die ihnen zugrunde liegende fundamentale Wahrheit ausdrücken. Sie sind meist schwarz oder weiß und es gibt eindeutig die Guten und die Bösen. Das macht ihre Verbreitung für ein größeres Publikum einfacher und plakativer. Fakten sind dagegen oft komplex, ihre Herleitung manchmal schwer nachzuvollziehen! Deswegen ist es Aufgabe der Historiker, diese ebenso klipp und klar darzulegen - so wie es eben Evans gelingt.   

Evans bekräftigt wie in so vielen seinen Büchern, dass wir durch eine sachliche und distanzierte Schreibweise mittlerweile eine Erinnerungskultur an die dunkelste Zeit Deutscher Geschichte und seiner Protagonisten haben, die frei von Klischees ist. Fakes im Internet kann man nur mit sorgfältiger Recherche begegnen! Dabei macht uns gerade dieses Werk auch sensibel für aktuelle Themen.    

 

Fazit: Insgesamt eine bemerkenswerte Aufarbeitung eines anderes Blickes auf unsere Geschichte, einerseits für Geschichtsinteressierte, die sich schon länger mit der nationalsozialistischen Zeit beschäftigen, aber andererseits auch für diejenigen, die einfach über dieses auch spannende Buch einen Bezug zu anderen Themen dieser Zeit und damit zur eigenen Geschichte gewinnen.

 

Andreas Pickel

4/5 Sterne
4/5 von 5

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© 2022 Andreas Pickel, Harald Kloth, Cover: Copyright © Penguin Random House Verlagsgruppe

 

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Quest

Original: Quest, 1984

Regie: Elaine und Saul Bass

 

Eine Gesellschaft lebt abgeschottet von der Außenwelt in einer bunkerähnlichen Anlage tief im Erdinneren. Alle Menschen sind dort einem extremen Alterungsprozess unterworfen. Von der Geburt bis zum Tod vergehen nur acht Tage!

 

Deshalb werden die ausgewählten Babys sofort in Fähigkeiten und Wissen gelehrt. Das rasant wachsende Kind wird bald darauf auf die Suche nach der sagenhaften Erdoberfläche ausgesandt. Auf dieser gefährlichen Reise müssen viele Rätsel gelöst werden. Wie das Erkunden mystischer Pyramiden oder das Durchschreiten von Treibsand. Oder das Messen mit einem urmenschähnlichen Wesen mittels eines Spiels. Sich am Himmel abzeichnende kosmische Ereignisse verwirren und faszinierend gleichzeitig.

 

Diesen Kurzfilm gänzlich zu beschreiben fällt schwer. Er ist mehr Sinneserfahrung als ein typischer Fantasy- oder Science-Fiction-Film. Fliegende Städte erinnern z. B. an die fantasiereichen Zeichnungen eines Vicente Segrelles (El Mercenario).

 

Für das Drehbuch zeichnet sich kein geringerer als Ray Bradbury verantwortlich, ein sehr bekannter us-amerikanischer Science-Fiction-Autor. In einer kleinen Rolle ist Noah Hathaway (Die unendliche Geschichte) zu sehen.

 

Dieser phantastich-philosophische Kurzfilm ist als Bonusfilm im Mediabook der Veröffentlichung von Phase IV von Capelight Pictures enthalten.

 

Fazit: Bildgewaltige und philosophische Suche.

 

Harald Kloth

4 Sterne
4 von 5

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© 2022 Harald Kloth

 

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Phase IV

Original: Phase IV, 1974

Regie: Saul Bass

Cover 3-Disc Limited Collector's Edition im Mediabook
Copyright © Capelight Pictures

 

Aufgrund eines kosmischen Ereignisses, verändern sich Ameisen in der Wüste von Arizona. Mit außergewöhnlicher Intelligenz ausgestattet, greifen sie Menschen wie Tiere an. Aber nur ungewöhnlich hohe, monolithische Türme weisen auf ihre Anwesenheit hin. Die Wissenschaftler Hubbs (Nigel Davenport) und Lesko (Michael Murphy) studieren die Ameisenkolonie in einer von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten Forschungsstation. Sie retten die junge Kendra (Lynne Frederick), deren Familie von den Ameisten getötet wurde. Während Hubbs die Dominanz des Menschen über die Ameisen beweisen möchte, versucht Lesko eine Kommunikation mit den Tieren herzustellen. Denn die Ameisen bedrohen bald die ganze Menschheit.

 

Die 1970er Jahre waren ein äußerst fruchtbares Jahrzehnt für den Science-Fiction-Film. Es entstanden einige der intelligentesten, kreativsten und experimentierfreudigsten filmischen Zukunftsvisionen. Die Rolle des Menschen im Umgang mit seinem Lebensraum der Erde wurde zunehmend kritischer gesehen. Und auch der Science-Fiction-Film setzte sich mit den Bedrohungen einer veränderten oder zerstörten Umwelt auseinander. So waren schon in Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All (1971) Wissenschaftler auf engsten Raum mit tödlichen Bakterien konfrontiert. In Lautlos im Weltraum (1971) sollen die letzten Bäume der Erde in einem Raumschiff aus Kostengründen zerstört werden. Und in Jahr 2022 ... die überleben wollen (1973) ging die Menschheit durch Ressourcenverbrauch und Überbevölkerung zugrunde.

 

Phase IV hebt sich von anderen Tierhorrorfilmen vor allem durch die sagenhaften Makroaufnahmen der Ameisen ab. Diese werden durch ihre Handlungen (völlige Selbstaufgabe einzelner Individuen zugunsten der Kolonie, Aufbahrung toter Artgenossen, Überlisten überlegener Spezies durch Fallen) weniger als Monster charakterisiert, sondern dem Menschen als die vielleicht überlegenere Art dargestellt.

Technischer Schwachpunkt sind lediglich die Trickeffekte der Ameisentürme. Diese wirken aus heutiger Sicht leider schwach getrickst.

Die drei Hauptdarsteller:innen tragen den Film problemlos und sind perfekt besetzt.

 

Phase IV blieb der einzige Langfilm des us-amerikanischen Designers und Filmemachers Saul Bass (Wikipedia), der bei Filmfans vor allem für seine kunstvollen Filmvorspänne bekannt wurde.

 

Die Mediabook-Veröffentlichung von Capelight Pictures ist eine wahre Freude für Filmbegeisterte. Die drei Discs bestehen aus einer DVD, einer Blu-ray und einer Blu-ray mit Bonusmaterial. Schon auf der Blu-ray des Hauptfilms findet sich ein großartiges Extra: ein alternatives Filmende, das einem surrealistisch-phantastischen Trip gleicht. Unbedingt ansehen! Ebenso findet sich ein Audiokommentar der Filmhistoriker Allan Bryce und Richard Hollis.

Auf der Bonus-Blu-ray befinden sich das Featurette An An´ts Life, Bass on Titles, Vorher-nachher-Vergleich zur Restaurierung und folgende Kurzfilme: The Searching Eye, Why Man Creates, Notes on the Popular Arts, The Solar Film und Quest. Der halbstündige, bemerkenswerte Kurzfilm Quest von Elaine und Saul Bass aus dem Jahr 1984 entstand nach einem Drehbuch des bekannten Science-Fiction-Autors Ray Bradbury.

 

Das 45seitige Booklet enthält ein informatives Essay von Leonhard Elias Lemke Phase IV: Saul Bass und sein Weg zur Utopie. Außerdem berichtet Torsten Kaiser über die Restaurierungsarbeiten an Phase IV.

 

Fazit: Faszinierender Ameisenhorror. Einer der interessantesten Science-Fiction-Filme der 1970er Jahre in einer wunderbaren Veröffentlichung.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

Phase IV (DVD und Blu-ray) bei amazon.de
 

© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Capelight Pictures

 

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John Strelecky: Überraschung im Café am Ende der Welt

Eine Erzählung vom Suchen und Finden

München ; dtv ; 2022 ;208 Seiten ; ISBN: 978-3-423-26327-6

 

Buchcover: John Strelecky: Überraschung im Café am Rande der Welt
Copyright © dtv Verlag

Die Café-Serie wurde um ein weiteres Exemplar erweitert. Im Aufbau der Handlung gleicht die Geschichte den vorangegangenen Erzählungen. Es dreht sich dieses Mal alles um die 15 Jahre alte Hannah, die - aufgrund einer Reifenpanne mit dem Fahrrad in völliger Dunkelheit - von John (bekannt aus den vorangegangenen Taschenbüchern) im Auto mitgenommen wird und im besagten Café landet.

Sie bleibt nur widerwillig und voller Misstrauen. Ihr bisheriges Leben bestand bis dahin nur aus Problemen, Enttäuschungen und geringer Wertschätzung ihrer Person. Sehr hungrig wirft Hannah einen Blick auf die Speisekarte und wird auf der Rückseite mit folgenden drei Fragen konfrontiert:

        Wer bist du?
        Was wird dich ausmachen?
        Warum bist du hier?
 
Doch die Beantwortung ist gar nicht so einfach. Die Cafeinhaber Mike, meistens mit Kochen beschäftigt, seine Frau Casey und ihre Tochter Emma beginnen gemeinsam mit Hannah darauf Antworten zu finden. Auch Max, ein talentierter Handwerker, trägt seinen Teil dazu bei.

Es läuft beinahe wie in einer Therapiesitzung ab. Durch geschickte Fragen begleiten diese Vier - quasi als Therapeuten - Hannah bei der Erarbeitung neuer Erkenntnisse. Hannah fasst daher zunehmend Vertrauen und findet mit der Zeit Gefallen an ihrem ungewöhnlichen Aufenthalt in diesem sehr sonderbar erscheinenden Café. Sie erwirbt dadurch viele wertvolle Erkenntnisse für den eigenen Lebensweg.

Die Erzählung regt zum Nachdenken an, die Identifikation beim Lesen mit der Person Hannah ergibt sich beinahe von selbst.

Mir persönlich hat es Durchhaltevermögen gekostet, den schier endlosen Dialogen und Gedankenspielen längere Zeit konzentriert zu folgen. Einige Lese-, besser gesagt Gedankenpausen waren notwendig.

Wer gerne in  tieferem Nachdenken versinkt und sich nicht mit Oberflächlichkeiten zufrieden gibt, findet hier sicher eine geeignete Lektüre. Die farbkräftigen Illustrationen, meist Thema aufgreifend, lockern das Ganze auf und runden das Erscheinungsbild ab.

Fazit: Eine Erzählung in bewährtem Strickmuster für tiefsinnige Philosophen.

 

Elisabeth Gonsch

4 Sterne
4 von 5

Café am Rande der Welt

 Band 3: Auszeit im Café am Rande der Welt | Band 4: Überraschung im Café am Rande der Welt

 

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© 2022 Elisabeth Gonsch, Harald Kloth, Cover: Copyright © dtv Verlag

 

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The Walking Dead, Band 14: In der Falle

Geschaffen und geschrieben von Robert Kirkman. Zeichnungen von Charlie Adlard. Grautöne von Cliff Rathburn

Ludwigsburg ; Cross Cult ; 2011 ; 144 Seiten ; ISBN 978-3-942649-24-7 ; Hardcover

 

Buchcover The Walking Dead, Band 14: In der Falle
Copyright © Cross Cult Verlag

Mit ihrem gezielten Schuß hat Andrea Rick das Leben gerettet. Doch die schlechten Nachrichten nehmen kein Ende. Aaron bringt den leicht verletzten Eric mit dem Pferd zur Siedlung zurück. Und durch die Schießerei wurden viele Streuner angelockt, die sich vor den Zäunen sammeln.

 

Douglas ist durch den Tod seiner Frau Regina am Ende. Er hat nun Rick das Kommando übertragen. Und Abraham hat die Führung über die Montage-Crew übernommen.

 

Als sich vor der Siedlung eine große Herde bildet, halten die Zäune nicht mehr stand. Die Streuner brechen durch und die Überlebenden verschanzen sich in ihren Häusern.

 

"Die Menschen sind das Problem." (Rick Grimes)

 

Nach dem ruhigen, toll erzählten letzten Band stehen nun endlich wieder die Zombies als Bedrohung im Mittelpunkt. Als Herde sind die Untoten wieder ein unberechenbarer Faktor. Mit Jessie Anderson bekommt Rick wieder eine Gefährtin, doch das Schicksal geht sehr rau mit dem Paar um.

 

Bemerkenswert ist der Tod von Morgan. In der TV-Adaption lebt die Figur als wichtiger Haupdarsteller weiter und schafft sogar den Sprung in das erste Serien-Spin Off "Fear the Walking Dead". Fast am Ende des Comicbandes findet sich die bisher vielleicht grausamste Szene der ganzen Reihe. Auf einer Doppelseite ist Carl schwer verletzt zu sehen. Insgesamt ein sehr spannender, actionreicher Band.

 

Extras: Der Zombie-Guide Teil 14: Zombie-Komödien im neuen Jahrtausend von Lorenz Hatt.

 

Der vierzehnte Band wurde in deutscher Erstveröffentlichung als Hardcover in schwarz-weiß und preisgünstiger auch als Softcover (2019) veröffentlicht. Außerdem sind die Bände 9 bis 16 im "Kompendium 2" (2014) als Sammelwerk erschienen.

 

Fazit: Keiner ist sicher! Zombieaction und erschütternder Horror.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

The Walking Dead

Band 13: Kein Zurück| Band 14: In der Falle | Band 15: Dein Wille geschehe

 

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TWD, Band 14: In der Falle (Softcover) bei amazon.de

 

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Cross Cult Verlag

 

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Petra Bartoli y Eckert: Zum Glück zu Fuß

Begegnungen auf der Suche nach dem guten Leben

Wien ; Überreuter ; 2022 ; 192 Seiten ; ISBN 978-3-8000-7788-5

 

Buchcover: Petra Bartoli y Eckert, Zum Glück zu Fuß
Copyright © Ueberreuter Verlag

Schon der Buchtitel und der inspirierende Einband sowie das übersichtlich gestaltete, vielversprechende Inhaltsverzeichnis, wecken Vorfreude auf die kommenden Seiten.
 
Welche Umstände, Tatsachen, Begleiterscheinungen etc. bilden die wirklichen "Basics" für ein gutes, gelingendes und glückliches Leben? Mit dieser interessanten Frage in ihrem Rucksack, machte sich die Autorin zu Fuß auf den Weg, auf der Suche nach Antworten.
 
Es begann eine mehrwöchige, spannende, lehr- und abwechslungsreiche, aber auch anstrengende Wanderung in verschiedene Ecken Deutschlands und Österreichs.
 
Die Autorin traf sich mit 15 ihr empfohlenen und sorgfältig ausgewählten Menschen, die laut der Meinung Dritter, ein gelungenes und glückliches Leben verkörpern und somit Antworten auf Ihre Fragen geben könnten. Während der Wanderung interviewte die Autorin aber auch spontan Menschen, die nach ihrem ersten Gesamteindruck verstanden haben könnten, wie das gute Leben funktioniert.

 

Das jeweilige Umfeld, Lebenssituationen, Erfahrungen, Beruf etc. der Befragten, schenken dem Leser eine Vielfalt an interessanten Perspektiven und Meinungen. Egal ob bekannte Persönlichkeiten befragt wurden, wie z. B. Herr Pfarrer Rainer Maria Schießler oder Harry Helfrich oder aber eine Familie, der die Autorin zufällig auf einem Berg begegnet, eine Klosterschwester, eine Reitstallbesitzerin, ein Friedhofsgärtner, ein Kriminalkommissar, ein Fotograf und viele weitere. Der Spannungsbogen zieht sich durch alle Interviews im Buch. Die Palette der Meinungen bildet einen Schatzkiste voller Fundstücke, welche nicht abwechslungsreicher gefüllt sein könnte. Eines haben all diese Menschen gemeinsam: Sie haben sich bewusst dazu entschieden zufrieden zu sein. Sie können loslassen, verzeihen, das Positive sehen.
 
Die einzelnen Interviews sind so abwechslungsreich und so flüssig lesbar verfasst, dass an keiner Stelle des Buches Langeweile aufkommt. Im Gegenteil, man möchte die Literatur gar nicht aus der Hand legen, weil die einzelnen Biografien und die Betrachtungsweisen der Menschen so fesselnd sind.
 
Bezaubernde Grafiken umrahmen jede einzelne der Geschichten und laden Schritt für Schritt zum Weiterlesen ein. Das Abschlusskapitel regt mit "Sieben Fragen, um dem guten Leben auf die Spur zu kommen" zum Nachdenken an.

 

Fazit: Eine äußerst kurzweilige, humorvolle, nachdenkliche und informative Reise auf der Suche nach dem guten Leben.

 

Jutta Kloth

5 Sterne
5 von 5

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© 2022 Jutta Kloth, Harald Kloth, Cover: Copyright © Ueberreuter Verlag

 

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Dune: Haus Atreides, Buch 2

Text von Brian Herbert und Kevin J. Anderson. Zeichnungen von Dev Pramanik

 

Bielefeld ; Splitter ; 2022 ; 112 Seiten ; ISBN 978-3-96792-118-2 ; Hardcover

 

Cover: Dune Haus Atreides, Buch 2
Copyright © Splitter Verlag

Wie schon im Vorgängerband, werden auch in den Kapiteln fünf bis acht episodenartig die Vorgeschichten zur Dune-Saga erzählt. Die Protagonisten befinden sich auf verschiedenen Planeten, ehe sich die Wege auf Arrakis kreuzen werden.

 

Auf Dune, dem Wüstenplanet, muss sich der imperiale Ökologe Kynes erst den Respekt der Fremen verdienen. Obwohl er Stilgars Leben gerettet hat, sehen ihn die meisten Fremenführer als Bedrohung an.

 

Auf Ix warnt Leto seine Gastgeber vergeblich vor einem drohenden Aufstand der Suboiden. Hochmütig unterschätzen diese die Gefahr der rebellierenden Arbeiter und die lang geplante Rache Imperators Elrood IX. am Haus Vernius.

 

Auf Kaitain versucht der noch junge Shaddam seinen Vater Elrood vom imperialen Thron zu stürzen. Ungeduldig wartet der zukünftige Herrscher auf die endgültige Wirkung des von ihm verarbreichten Giftes.

 

Auf Caladan findet der junge Duncan Idaho nach seiner Flucht von Giedi Prime als Flüchtling Zuflucht. Seine Überfahrt als "Schiffsratte" verdingt, muß er sich hart arbeitend, vom südlichen in den westlichen Kontinet durchschlagen.

 

Und in der Bene-Gesserit-Schule auf Wallach IX hofft die Schwesternschaft auf einen Zuchterfolg ihres Programms zur Erschaffung des Kwisatz Haderach. Doch das Ergebnis der Zusammenkunft von Baron Vladimir Harkonnen und Gaius Helen Mohiam ist unerwartet enttäuschend für die Schwesternschaft.

 

Die visuellen Stärken des Bandes liegen bei den überzeugenden Charakteren und wenig in den technischen Darstellungen. Es finden sich auch einige tolle Landschaftsdarstellungen. Besondere Erwähnung verdient die intensive, teils meisterhafte Kolorierung. Emotionaler Höhepunkt bildet ein blutiger und letztlich geschichtsverändender Stierkampf auf Caladan.

 

Herausragend sind die ganzseitigen Covermotive von Evan Cagle, die jedem Kapitel vorangestellt sind. Als Bonus findet man am Ende noch eine Covergalerie mit Variantcovermotiven von Greg Tocchini, Jenny Frison, Jonas Scharf und Jeff Dekal. Außerdem wird auf vier Seiten die Entstehung eines Covers von Evan Cagle gezeigt.

 

Die auf 500 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe bietet neben dem abweichenden Cover einen Kunstdruck.

 

Fazit: Eine optisch kraftvolle, inhaltlich spannende und emotional berührende Fortsetzung.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

Dune: Haus Atreides

Buch 1 | Buch 2

 

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© 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Splitter Verlag

 

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Romy Hausmann: Perfect Day

Thriller

München ; dtv ; 2022 ; 414 Seiten ; ISBN 978-3-423-26315-3

 

Buchcover Romy Hausmann: Perfect Day
Copyright © dtv Verlagsgesellschaft

Seit vielen Jahren verschwinden Mädchen im Berliner Umland und der Täter markiert die Fundorte der Leichen mit roten Schleifen. Als der bekannte Philosophieprofessor Walter Lesniak wegen des Mordes an diesen zehn Mädchen verhaftet wird, bricht für seine 24-jährige Tochter Ann eine Welt zusammen. Aufgrund des frühen Todes ihrer Mutter war ihr Vater seit ihrer Kindheit die engste Bezugsperson. Sie glaubt fest an die Unschuld ihres Vaters und versucht mit allen Mitteln diese zu beweisen. Weder von den Medien, die ihren Vater als Schleifenmörder abstempeln, noch von ihrem Umfeld lässt sich Ann aufhalten. So stürzt sich Ann in eigene Ermittlungen, erst mit ihrer Jugendfreundin Eva und später mit dem Journalisten Jakob. Von Zeit zu Zeit kommen jedoch auch Ann Zweifel, ob ihr Vater nicht doch der Täter sein könnte. Kann Ann die Unschuld ihres Vaters beweisen oder stellt sich am Ende doch heraus, dass Professor Lesniak hinter den Morden steckt?

Romy Hausmann (Liebes Kind, 2019) erzählt den Thriller hauptsächlich aus der Ich-Perspektive von Ann. Zwischendurch sind immer wieder Textpassagen eingestreut z. B. wie Ann als Kind Gefühle wie Enttäuschung, Einsamkeit usw. erklärt. Auch Interviewaufnahmen und Briefe sowie Kapitel aus Sicht des Mörders sind immer wieder eingefügt. Besonders die Einblicke in Anns kindliche Gefühlswelt stören den Lesefluss.


Der Autorin gelingt es in diesem Buch leider selten Spannung zu erzeugen. Meist plätschert der Plot langatmig vor sich hin. Am ärgerlichsten ist es aber, dass die Handlung an vielen Stellen zu konstruiert wirkt. Die Hauptfigur Ann bleibt dem Leser bis zuletzt fremd.

Fazit: Leider ein enttäuschender Thriller bei dem nur wenig Spannung aufkommt. Die Story wirkt oft wie an den Haaren herbeigezogen.

 

Katrin Hildenbrand

2 Sterne
2 von 5

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 Romy Hausmann bei amazon.de

   

© 2022 Katrin Hildenbrand, Harald Kloth, Cover: Copyright © Copyright © dtv Verlagsgesellschaft

 

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Sabine Fitzek: Verstorben

Kriminalroman

München ; Knaur ; 2021 ; 304 Seiten ; ISBN 978-3-426-52430-3

 

Buchcover Dr. Sabine Fitzek: Verstorben
Copyright © Verlagsgruppe Droemer Knaur

Bei der Berliner Staatsanwaltschaft werden seit einem Jahr immer wieder Vorwürfe gegen einen Pfleger im Krankenhaus Moabit erhoben. Konkret geht es um den Tod einer älteren Frau auf der Intensivstation. Deren Tochter beschuldigt den Intensivpfleger Maik Thomasson ihre Mutter getötet zu haben und fordert eine Exhumierung der Leiche. Dafür fehlen ihr jedoch jegliche Beweise.


Erst als ein anonymes Schreiben mit medizinischen Fachkenntnissen bei der Staatsanwaltschaft mit neuen Vorwürfen gegen Thomasson eingeht, erwacht Kommissar Kammowskis Interesse an diesem Fall erneut. Aber wie lässt sich beweisen, dass ausgerechnet der engagierteste Pfleger mit den meisten Reanimationen, ein Todesengel sein sollte?


Sabine Fitzek gelingt es im dritten Band der KrimireiheKammowski ermittelt“ das erschütternde Thema Morde in Krankenhäusern und Pflegeheimen durch Pflegepersonal mit viel Spannung und einem sympathischen Ermittlerteam umzusetzen.


Der Kommissar ist auch im privaten Bereich mit dem Thema Alter und Pflege befasst. Seine Mutter ist als Pflegefall im Heim untergebracht und seine Tochter Charlotte macht aktuell eine Famulatur am Moabiter Krankenhaus auf der Pflegestation.
Kurze, knackige Kapitel und ein angenehmer Schreibstil machen dieses Buch zu einem spannenden Pageturner, den man nur schwer aus der Hand legen kann.


Selbst wenn man die beiden Vorgängerbände nicht gelesen hat, kann man der Handlung gut folgen.

Fazit: Ein spannender Krimi mit sympathischen Ermittlern und einem brisanten und leider aktuellen Thema. Klare Empfehlung für alle Fans von realitätsnaher Krimiliteratur.

 

Katrin Hildenbrand

4 Sterne
4 von 5

Kammowski ermittelt

Band 2: Verrückt | Band 3: Verstorben

 

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© 2022 Katrin Hildenbrand, Harald Kloth, Cover: Copyright © Verlagsgruppe Droemer Knaur

 

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Emine Sevgi Özdamar: Ein von Schatten begrenzter Raum

Roman

Berlin ; Suhrkamp ; 2021 ; 763 Seiten ; ISBN 978-3-518-43008-8

 

Buchcover: Ein von Schatten begrenzter Raum
Copyright © Suhrkamp Verlag

Die Geschichte Europas und wie was warum, neben anderen Aspekten, geographisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch zu dem geworden ist, was wir heute vorfinden, das, was wir heute Europa nennen, ist überaus komplex. Hilfreich ist es dabei, wenn Zeitzeugen die Historie und die aktuelle Situation anhand des eigenen Lebenswegs, anhand eigener Erlebnisse, Beobachtungen sowie Erfahrungen reflektieren und mit einem fiktiven Rahmen so wiedergeben, dass daraus ein fesselndes Narrativ entsteht. Das gelingt der renommierten Schauspielerin und Autorin Emine Sevgi Özdamar in ihrem neuesten Roman Ein von Schatten begrenzter Raum herausragend.

Emine Sevgi Özdamar, 75 Jahre alt, wuchs in Istanbul auf und besuchte nach einigen Stippvisiten an deutschen Theaterhäusern zunächst die dortige Schauspielschule. Mitte der 70er Jahre, als sie nach dem Militärputsch von 1971 keine Zukunft mehr als Künstlerin in der Türkei sah, verlegte Sie ihren Lebensmittelpunkt nach Berlin, zu Beginn Brecht zuliebe nach Ost-Berlin. Der Militärputsch zerstörte all ihre Träume nach Freiheit und Demokratie in ihrem Heimatland, das Multikulti-Berlin war dagegen Balsam auf ihre geschundene Seele. Bis auf einige Intermezzos u.a. in Paris, Avignon und Bochum, blieb sie seitdem auch in Berlin als Regieassistentin. Özdamar, eigentlich Schauspielerin, schrieb schon früh auch Theaterstücke, ist seit Anfang der 80er Jahre auch als freie Schriftstellerin aktiv und veröffentlichte einige von der Kritik durchweg gelobten Romane und Erzählungen. Sie gilt als die bekannteste deutsch-türkische Schriftstellerin und gewann mit ihrem aktuellen Werk u.a. den Bayerischen Buchpreis.

Özdamar erzählt ihre eigene Lebensgeschichte aus der Ich-Perspektive, ohne, dass sie der Protagonistin einen Namen gibt. Nachdem das türkische Militär eine Diktatur errichtet hat, flüchtete sie zunächst auf eine ruhig und beschaulich wirkende Insel in der Ägäis, von wo aus sie einen Blick auf das demokratische Europa hat. Dort beginnt der Roman. Dank ihrer Bewunderung für Brecht und Heine geht sie nach Berlin und lernt dort, im krassen Gegensatz zu den brutalen Wortschwallen in ihrer Heimat, wieder die Schönheiten der Sprache kennen. Ange- oder besser vertrieben von Gewalt und emotionaler Kälte in ihrem Heimaland, geht sie also nach Europa, einem Europa, dass sich für sie aus den Toten zusammensetzt, die sie in der Türkei geliebt hat, also z.B. Brecht, Marx, Heine oder auch Bach und Tucholsky. Eine ihrer ersten Rolle ist die einer türkischen Putzfrau – welches Klischee! Aber Özdamar findet das im Nachhinein nicht weiter tragisch, ihr geht es um den Ausdruck, der künstlerischen Darbietung und nicht die Rolle, die dargestellt werden muss. Auch hat zum damaligen Zeitpunkt die Auseinandersetzung mit Gastarbeitern und Ausländern generell noch nicht begonnen.

Eine junge Schauspielerin geht also, nur mit einer Tasche gepackt ins Ausland, nach Berlin, ein unscheinbares Individuum in der großen weiten Fremde auf der Suche nach ihrem Platz in dieser Welt, auf der Suche nach Anerkennung und Schutz. Dabei wechselt sie über Länder- und Zeitengrenzen hinweg, ist mal Schauspielerin, Regieassistentin oder Regisseurin, dann auch Autorin von Theaterstücken. Es geht überwiegend um das Leben an den diversen Bühnen Europas, die für die Autorin aber nur eine Pause von dem realen Leben darstellen. Das reale Leben ist überwiegend die „Hölle“, also die unmittelbaren Erlebnisse von Diktatur, Gewalt, Terror. Der Roman scheut so auch keine historisch diffizilen Themen anzuschneiden, beginnend beim 1. Weltkrieg, der Genozid an den Armeniern, die Vertreibung der griechisch stämmigen Bevölkerung oder der immer noch virulente Terror gegen die Kurden.

In ihrem Geburtsland fehlt, so Özdamar, das, was auch in Deutschland erst Jahrzehnte später geschah, die intensive Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte. Und dieses mangelnde Bewusstsein, wo man herkommt und wo man hin will, schlägt einem immer wieder zurück ins Gesicht. Nach ihrem Verständnis schreiben erst die Enkel einer Generation die neue Geschichte eines Landes und Ende der 70er Jahre waren diese z.B. in Deutschland ebenso noch nicht geboren, so wie jetzt in der Türkei. Für sie sind folgerichtig, die Jüngeren die Stimmen der Schuldgefühle und die Älteren repräsentieren das Schweigen. Angesichts der ganzen neuen Krisen seit dem Jugoslawien Krieg 1991 kann man deshalb nur konstatieren: „Gut, dass das meine Eltern nicht gesehen haben“. Der jüngeren Generation bleibt also nichts anderes, als sich für ihre Ahnen zu schämen. Auch Deutschland erholte sich nicht so schnell von seinem dunkelsten Schatten seiner Geschichte, der Nazi-Zeit. Trotz einer späten, aber letztendlichen erfolgreichen Vergangenheitsbewältigung war in manchen Ländern bis vor ein paar Jahren der Frieden mit dem demokratischen Deutschland noch nicht endgültig geschlossen. Ein Bekannter von Özdamar wollte in Paris oder Rotterdam nicht Deutsch sprechen, obwohl er die Sprache beherrscht, weil sonst die Menschen, welche die Sprache hören, damit die Erinnerungen an das Nazi-Deutschland wecken. „Die Nazis sind gestoppt worden, aber vorher haben sie uns Ungeborene noch in ihre Scheiße reingezogen.“ Unbenommen davon hat sie den Eindruck, dass immer noch viele Deutschland als Opfer sehen, obwohl es Millionen sprichwörtlich geopfert hat.

Auch die aktuelle Flüchtlingskrise kommt in vielen Aspekten des Buches zum Tragen. Dies auch immer wieder mit Bezug auf die Tatsache, dass Flüchtlinge, Flüchtlingsströme stets eine Begleiterscheinung europäischer Geschichte waren und, mit Blick zum Beispiel auf den aktuellen Krieg in der Ukraine, auch weiter sein werden. Ebenso wird an Orten, an denen sie vorbeikommt oder verweilt, der Blick in die Zukunft geworfen, z.B. der Terroranschlag auf das Bataclan mit 89 Opfern oder der Anschlag auf den Istanbuler Flughafen 2016. Heute, so die Autorin, ist die Welt wie ein einziges großes ballonartiges Grundstück, in dem die populistischen Führer die Parzellen völlig ignorant untereinander aufteilen, als würde es nur sie geben. Dabei behandeln sie unseren Planeten nicht wie bei einem Ballon notwendig mit Gefühl und Sensibilität, sondern nehmen seine Zerstörung grob fahrlässig in Kauf.           

Özdamar hat eine bildgewaltige Sprache, Schatten werden zu kommunizierenden Figuren, Tiere und Gegenstände sprechen und sie spricht mit ihnen. Gleich zu Beginn wird man gefesselt von einer unheimlich intensiven Beschreibung der Wirkung von drei Winden, so als wenn man auf einem Felsblock am Ufer des Meeres sitzt und diese auf sich wirken lässt. Orte, Zeiten und Geschehnisse vermischen sich ineinander, so wird aus der Zukunft das Jetzt und oftmals die Vergangenheit und umgekehrt wird mit der Weisheit des Rückblicks aus der Vergangenheit auf das Jetzt und die Zukunft geschlossen – einfach fesselnd und stark! Özdamar spricht mit all ihren Sinnen und Instinkten. Ein als Bühnendekoration verbrachter Panther stank für sie prägend nach Lebenslänglich-Gefangensein und Hoffnungslosigkeit. Über 30 Jahre später verband sie dies in einem Café in Istanbul sitzend mit einer von Gefängnis und Folter gezeichneten Frau, die vorüberlief mit einem Polizisten im Rücken – selber Geruch, nach Müdigkeit, gefangen, hoffnungslos. Die Autorin selbst hat Schmerzen beim Schreiben über ihre Kindheit, aber „glückliche Schmerzen“, weil ihr Körper diese Gefühle noch hatte und für das niederschreiben preisgab.

Der Roman ist autobiografisch und nah an der Realität, aber angefettet um Träume und Visionen sowie Fantasiewelten mit sprechenden Tieren. Dieser Wechsel von Surrealem und realem Alltag, der Kontrast von simplen Situationsbeschreibungen und Gefühlen gibt dem Buch eine entscheiden Note – Kunst in Verbindung mit realer Politik kann auch erotisch sein. Er enthält somit die Kunst der Autorin, aber auch eine wunderschöne Beschreibung von einem erfüllten Leben mit der Kunst in vielerlei Variationen – während sie die Liebe zur Kunst heimatlos machte (sie stellt sich selbst immer wieder die Frage: Wo kann ich leben? Wo bin ich Zuhause?), ist die Kunst ihre Heimat. Sie lebt in den kleinen schönen Erlebnissen und Augenblicken in ihrem Leben und lässt sie lächeln. Auch kurze Dialoge reichen, um die gesamten Impressionen einer Stadt wiederzugeben. Zum Beispiel, dass man in Paris nicht zu Hause sitzen darf, sondern wegen seinen Schönheiten ständig spazieren gehen muss, während man in Berlin lieber mit dem Taxi fährt, damit die Hässlichkeiten der Stadt schnell an einem vorüberziehen oder man sie erst gar nicht wahrnimmt. Besondere Schlüsselereignisse in ihrem Leben werden mehrmals in dem Roman wiederholt und bleiben so prägend. Es bleibt dann dem geneigten Leser zu entscheiden wo befinde ich mich im surrealen Erfundenem und wo in den real erlebten Erinnerungen.

Apropos Taxifahren, eine nette Episode im Buch ist, als die Autorin feststellt, dass beginnend ab den 90er Jahren Taxifahren wegen dem ständigen Lamentieren der Fahrer über Muslime so anstrengend wurde, dass sie mit den Gedanken „die kommenden Kriege sind Religionskriege“ bereits lange vor dem Ziel ausstieg. In den 70er Jahren war Taxifahren dagegen noch ein Genuss, weil die weltpolitische Lage durchgehend ruhig war und der Fahrer über die besten Restaurants in Paris sprach. Die französische Sprache brachte sie sich übrigens autodidaktisch bei.

Der Buchtitel entstand aus einer Beobachtung beim Sex, als sich zwei liebende und miteinander vermengte Köper zu einem Schatten verbanden, alles andere blieb schattenlos. „Deswegen sah es nur dort, wo unsere Schatten gewachsen waren, wie ein Raum aus, ein von Schatten begrenzter Raum, der sich mit Leben erfüllte“. Die Frage bleibt deshalb am Ende, was will uns Özdamar mitgeben oder ist es nur eine Beschreibung der eigenen Wege zur Identität? Sicherlich mutig sein, sich so weit vom Mutterhaus zu lösen, unbeirrt seinen Weg gehen, auch wenn es Rückschritt gibt, kritisch bleiben, auch wenn es einem zum Nachteil werden kann… . Ebenso vermittelt sie uns sicherlich das Gefühl von Fremdsein in einer kulturell anderen Welt, aber auch das Fremd(gemacht)werden von dieser anderen Welt. Wenn man seine Heimat verlassen hat, ja, verlassen musste gibt es wohl keine Heimat mehr in einem anderen Land, trotzdem schämt sie sich für das, was die Menschen an den Orten, an denen sie sich gerade befindet in der Vergangenheit angerichtet haben oder gerade anrichten. Aber, man soll nicht jetzt über die Katastrophe am Jüngsten Tag philosophieren, sondern über das jetzt und heute reden. Das Buch wirkt wie ein Orkan auf den Leser, aber keiner, der Angst macht. Ein Orkan durch ein erfülltes Leben, durch Gedichte, Tönen und Stimmen sowie Beschreibungen, auf Französisch, Türkisch und Deutsch und das alles mit einer spürbaren unheimlich nahen Gefühlswelt wie selten erlebt in der deutschen Literatur.   

 

Fazit: Autobiografischer und bildgewaltiger Roman.

 

Andreas Pickel

4 Sterne
4 von 5

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© 2022 Andreas Pickel, Harald Kloth, Cover: Copyright © Suhrkamp Verlag

 

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