Barbara Mansion

Rezensionen: Barbara Mansion

4 Sterne

Mansion, Barbara: Dame Ermentrude. Band 1: Mord auf der Siersburg

4 Sterne

Mansion, Barbara: Dame Ermentrude. Band 2: Mörderische Wallfahrt

4 Sterne

Mansion, Barbara: Dame Ermentrude. Band 3: Das Geheimnis der Burgkapelle

Rezension: Barbara DuMont (Pseudonym)

4 Sterne

Interview

Mit ihrem Erstlingsroman Mord auf der Siersburg landete Barbara Mansion auf Anhieb einen Volltreffer. Die gelungene Mischung aus Spannung, wunderbar platzierter Situationskomik und fundiertem geschichtlichem Hintergrundwissen sprach sich schnell unter den Literaturfreunden herum.

 

Natürlich möchten ihre Leserinnen und Leser etwas über die Schriftstellerin erfahren und wir freuen uns deshalb sehr, dass sich Barbara Mansion für das Online-Magazin HOW2FIND.DE zu einem Interview zur Verfügung gestellt hat.

Wenn Sie sich bitte unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen möchten.
Barbara Mansion: Hallo, ich bin Barbara Mansion. Ich wurde am 04.08.1961 in Saarfels geboren. Das ist ein kleines Bergdorf an den Hängen des Fischerberges hoch über der Saar. Und da wohne ich auch heute wieder. Ich führe hier ein wohlbehütetes Landleben inmitten einer echt coolen Familie, einer Meute Haustiere und einer tollen Dorfgemeinschaft. Ich bin seit 23 Jahren verheiratet (immer mit dem gleichen Mann) und habe eine Tochter von 21 Jahren . Zwischendurch habe ich 15 Jahre in der „Stadt“ gelebt. Fragen Sie mich nicht, wie ich das ausgehalten habe.
Viel zu viele Menschen, viel zu viele Autos, viel zu viel Beton und viel zu wenig Grün. Als ich die Isolation zwischen all den fremden Menschen nicht mehr ausgehalten habe, bin ich wieder aufs Land gezogen. Ich bin gelernter Kaufmann und Fachkraft für Lohn- und Finanzbuchhaltung. Ich arbeite für eine große, bekannte Firma, für die ich aber hier keine Schleichwerbung machen möchte. Die Schriftstellerei, die ich an einer bekannten Akademie in Hamburg von der Pike auf gelernt habe, ist Teil meiner Freizeitgestaltung. Neben der Mörderjagd habe ich auch noch ein paar weiblichere Hobbys: Ich lese, liebe lange Spaziergänge mit meinem Hund, bastle und sticke ausgesprochen gerne. (Ich könnte jetzt sagen dass ich letzteres ganz hervorragend beherrsche, aber ich möchte nicht schon auf der ersten Seite als Angeber dastehen.)

 

Was hält Ihre Familie von der Schriftstellerin "Barbara Mansion" und wie geht sie mit dem Erfolg um?
Barbara Mansion: Durch den unerwarteten Erfolg hat sich bei uns rein gar nichts verändert. Natürlich wird man auch mal von vollkommen Fremden auf der Straße oder im Geschäft angesprochen. Auch Bekannte entwickeln neuerdings recht ausgefallene Ideen. So wurde ich kürzlich zu einem "kleinen Umtrunk" eingeladen. Dort angekommen musste ich dann feststellen, dass ich der eigentliche Mittelpunkt dieser Veranstaltung war. Bürgermeister und Ortsrat verliehen mir den hiesigen Wappenteller. Als "Anerkennung für meinen literarischen Erfolg", wie sie sich ausdrückten. Dann fand ich mich in der Zeitung und den Internetseiten der Gemeinde wieder. Sehr witzig!
Meine Familie wird damit fabelhaft fertig. Genauso, wie sie mit einem Misserfolg fertig geworden wäre. Sie geben mir den nötigen Rückhalt bei allem, was ich tue.

 

Marek van der Jagt schreibt: "Meine Entscheidung zu schreiben hat mit meinem Streben nach Macht zu tun." Ihr Schriftstellerkollege aus dem historischen Genre Richard Dübell meint: "Ich möchte meine Leser erreichen, Knöpfe drücken und sie zum Weinen, Lachen oder Nachdenken bringen." Welche Intension verfolgen Sie mit der Schriftstellerei?
Barbara Mansion: Ja, ich kann beide verstehen. Man hat es als Autor in der Hand über Leben und Tod, über Erfolg oder Misserfolg seiner Darsteller zu entscheiden. Man hat selbst die Macht, ihr Aussehen zu bestimmen. Und damit bestimmt man, ob der Leser diese Personen liebt oder abgrundtief hasst.
Für mich persönlich kann ich diese Frage aber ganz klar beantworten. Ich will, dass meine Leser sich mit ihrer eigenen Vergangenheit beschäftigen. Viele sehen im Mittelalter nur das, was ihnen die Schulbücher vorgegeben haben. Ich will sie zum Nachdenken bringen. Wenn sie die Ruinen einer Burg sehen, will ich, dass sie sich automatisch fragen, wer hat hier gelebt? Wie haben die gelebt? Wie war ihr Alltag? Was haben sie gegessen? Wie haben sie sich gekleidet? Ich möchte, dass meine Leser genau nachempfinden können, wie ein Hemd aus Sackleinen auf ihrer Haut kratzt, wie sich ein Schwertgriff in ihrer Hand anfühlt. Ich möchte, dass sie den Ruß und Qualm riechen, den die Fackeln im Rittersaal verbreiten.
Und wie könnte man das eher erreichen, als durch Protagonisten, die die Leser lieben? Menschen, die sie persönlich zu kennen glauben, an deren Wohl und Wehe sie gerne Anteil nehmen.
Ich traf vor Kurzem eine Dame, die mir erzählte, sie sei an einem Sonntag zur Siersburg hinaufgewandert, nachdem sie mein Buch gelesen hatte. Sie sei dann über die Wendeltreppe zur Kemenate hinaufgestiegen (ausgesprochen mutig! Es gibt über die untersten drei Etagen keine Zwischendecke) und habe sich genau wie Dame Ermentrude auf die von mir beschriebene Fensterbank gesetzt und aus dem dort ebenfalls beschriebenen Fenster in den Burghof hinuntergeschaut.
"Und wissen sie was", sagte sie, "ich habe sie alle dort unten gesehen. Die Ritter und die Pferdeknechte und die Mägde und auch Bruder Jerome!" Sehen Sie, das ist genau das was ich will.
Aber irgendwie muss ich Marek van de Jagt recht geben. Schreiben ist Macht. Der Autor kann morden ohne gestraft zu werden, hat es in der Hand den Mörder aufzuknüpfen oder entkommen zu lassen. Er hat eine Art göttlicher Funktion in dieser von ihm erschaffenen Welt.

 

Oft sind es ganz komische Zufälle oder banale Dinge die einen Menschen in eine Richtung lenken. Wie kamen Sie dazu Autorin zu werden?
Barbara Mansion: Seit ich lesen gelernt habe, tue ich es täglich. Literatur jeder Art von Shakespeare bis hin zu Krimis in Klatschblättern. Einen dieser letzteren Ergüsse las ich vor vielen Jahren beim Friseur. Ich ärgerte mich nicht unerheblich über den miesen Stil. Was gut angefangen hatte wurde immer uninteressanter um dann vollkommen unlogisch zu enden.
Ein paar Seiten weiter fiel mir eine Anzeige auf, die für etwas vollkommen anderes warb. Wenn ich mich richtig entsinne, war es ein Schlankheitsprodukt. Egal. Zumindest stand darunter in reißerischen Lettern: "Das können Sie auch!" Richtig, dachte ich und zwar um einiges besser als der von Seite 40. Ich ging also nach Hause und schrieb meinen ersten Kurzkrimi.

 

Nicht nur in der Literatur erlebt die Geschichte eine neue Blüte; auch Rundfunk und Fernsehen entdecken die Historie wieder aufs neue. Worauf führen Sie dieses Phänomen zurück?
Barbara Mansion: Ich halte das Interesse an der Historie keineswegs für ein immer wieder auftretendes Phänomen. Es ist ununterbrochen da. Natürlich tritt es auch einmal in den Hintergrund um dann wieder mit einem neuen Roman oder Film wie Phönix aus der Asche aufzuerstehen. Wäre diese Neugier auf die Vergangenheit wirklich nur zeitweise da, gäbe es wohl kaum Erkenntnisse aus früheren Zeiten. Warum sollten sich Archäologen durch Schlamm und Dreck wühlen um etwas auszugraben, was nur gelegentlich eine Hand voll Leute interessiert. Warum sollte ein Autor Papier verschwenden um etwas zu schreiben, was nur in Interwallen Anklang findet?
Ich betrachte unsere Gegenwart als das logische Ergebnis der Erkenntnisse und Taten unserer Vorfahren. Dies fasziniert einen Großteil der Menschheit. Nun ist es aber so, dass viele nicht die nötige Phantasie aufbringen. Hier springt der Autor hilfreich zur Seite. Spätestens jedoch als das Fernsehen damit begann dem geneigten Zuschauer in Gestalt von Elisabeth Taylor das Leben Kleopatras vor Augen zu führen oder Errol Flynn als Robin Hood für Recht und Ordnung im Sherwood Forrest kämpfen lies, war das Interesse der breiten Masse geweckt. Und zwar mit jedem neuen Angebot von Neuem. Ich erinnere an die Massen, die die Kinokassen stürmten um Richard Gere als Lancelot in "Der 1. Ritter" oder Russel Growe als "Gladiator" zu sehen. (Ich war auch da) In der Literatur ist es nicht anders.

 

Die Handlung Ihres Debütromans haben Sie in die Zeit des Hochmittelalters verlegt. Was fasziniert Sie an dieser glanzvollen aber auch dunklen Epoche?
Barbara Mansion: Ich würde das Hochmittelalter ganz gewiss nicht als "dunkle Epoche" bezeichnen. Dieser Ausdruck trifft wesentlich eher auf spätere Jahrhunderte zu, als die Kirche den Hexenwahn schürte und niemand sicher sein konnte, dass er nicht trotz einwandfreiem Lebenswandel auf dem Scheiterhaufen landete. Im 12. und 13. Jahrhundert hatte der Aberglaube noch keine derartigen Auswüchse angenommen. Natürlich stöhnte das Volk unter den hohen Abgaben und zog der Landesherr ins Feld, musste der kleine Mann ihm folgen. Mit einem weit höheren Risiko für Leib und Leben als der Ritter selbst. Aber erinnert uns das nicht ganz erschreckend an Parallelen zum 20. und 21. Jahrhundert?
Das Rittertum fand sich auf seinem Höhepunkt, Dome und Kathedralen wurden gebaut, Städte gegründet, Kaiser Friedrich II fand trotz seines Kreuzzuges Zeit sich mit islamischen Wissenschaftlern und Astrologen zu umgeben, wissenschaftliche Experimente durchzuführen und ein heute noch erhaltenes Buch über die Falkenjagd zu schreiben. In der Landwirtschaft entdeckte man die Drei-Felder-Wirtschaft und die Klöster waren wahre Fundgruben für Bildung. Nein, ich würde diese Zeit eher als Zeit des permanenten Fortschritts sehen denn als dunkle Epoche.

 

Die Protagonisten eines Romans beziehen sich oft auf den Schriftsteller oder ihm nahe stehende Menschen. In welcher Beziehung stehen Sie zu Bruder Jerome und Dame Ermentrude?
Barbara Mansion: Obwohl ich eidesstattlich versichern kann, dass ich diese beiden Figuren in meinem Roman genau wie alle anderen mit Hilfe meiner Phantasie und einiger Psychologiebücher entwickelt habe, kann ich nicht abstreiten, dass unbewusst auch Aspekte der persönlichen Erfahrung mit eingeflossen sind. So sagte mir jemand auf den Kopf zu: „Wenn Dame Ermentrude auch ein wenig anders aussieht. Das bist eindeutig du!“ Aufgerüttelt durch diese Aussage habe ich erst im nachhinein gemerkt, dass es tatsächlich einige Parallelen gibt. Obwohl diese Erkenntnis, wie Dame Ermentrude zu sein, für mich wohl nicht ganz schmeichelhaft war.

 

Welche literarischen Vorbilder haben Sie und was gefällt Ihnen ganz besonders an diesen?
Barbara Mansion: Natürlich habe ich literarische Vorbilder. Es begann vor vielen Jahren mit Agatha Christie. Ihre Art zu schreiben bietet eine ungeheure Spannung, von der ersten bis zur letzten Seite. Ihre Romane sind absolut zeitlos. Ganze Generationen haben sie verschlungen. Welcher Autor möchte sich das nicht zum Vorbild nehmen.
Später kamen dann noch die historischen Kriminalschriftsteller dazu wie z.B. Paul Harding, Ellis Peters, Peter Tremayne und Margaret Frazer. Sie alle verbinden historisches Wissen mit guten Kriminalhandlungen.

 

Haben Sie ein absolutes Lieblingsbuch?
Barbara Mansion: Nein, dafür gibt es einfach zu viele gute Bücher. Und zu viele gute Autoren Gewiss liebe ich die einen mehr als die anderen und für einige Bücher würde ich mein letztes Hemd geben, aber ein absolutes Lieblingsbuch habe ich nicht. Zur Zeit lese ich Philipp Vandenbergs "Sixtinische Verschwörung" zum wiederholten Mal. Faszinierend!

 

Im Internet findet sich eine Seite ihrer Dichterlesung in den Ruinen der Siersburg. Suchen Sie gerne Kontakt zu Ihren Lesern?
Barbara Mansion: Ich weiß, welche Seite Sie meinen. Diese Bilder zeigen die Präsentation von Mord auf der Siersburg am 1. Mai. Es war ein gelungenes Freilicht-Event, inszeniert von der Gemeinde Rehlingen-Siersburg, die mein Buch in ihr Kulturprogramm aufgenommen hat. Eine bekannte Spielgemeinschaft sorgte mit ihren historischen Kostümen und Schwertkämpfen für den passenden Rahmen. Über 200 Interessierte hatten an diesem Tag den Weg zur Ruine Siersberg gefunden, obwohl die Burg nicht mit dem Auto zu erreichen ist. Sie alle hatten einen ordentlichen Fußmarsch steil bergan auf sich genommen.
Natürlich suche ich auch weiterhin den Kontakt zu meinen Lesern. In meinem Buch ist meine E-Mail-Adresse angegeben, damit mir jeder seine Meinung dazu schreiben kann. Nur von der Leserschaft selbst kann man erfahren, was der Einzelne davon hält. Ein wichtiges Kriterium für meine weitere Arbeit.

 

In Ihrem Erstlingswerk gehen Sie des öfteren etwas detaillierter auf die Bekleidung der damaligen Zeit ein. Haben Sie auch privat ein Faible für Mode?
Barbara Mansion:Ich bin von Beruf Kaufmann und beschäftige mich in dieser Eigenschaft zwangsläufig mit Mode. Privat allerdings bin ich mehr ein praktischer Typ. Jeans, karierte Hemden und Camel-Boots. Der aufmerksame Beobachter kann mich auch durchaus in Gummistiefeln mit meinem Hund über die Felder ziehen sehen. Das "Kleine Schwarze" und Stöckelsandalettchen passen nicht zu dem Landleben, das ich führe.
Wenn ich mich in meinem Roman eingehend mit der damaligen Mode beschäftige, dann ausschließlich um der Vorstellungskraft des Lesers auf die Sprünge zu helfen. Es gab zu dieser Zeit strenge Regeln wer sich wie zu kleiden hatte. Hatte man einen Fremden vor sich, konnte man anhand der Kleidung sofort seinen Stand erkennen. Eine sehr interessante Sache, wenn man sich damit eingehend beschäftigt.

 

Haben Sie zur Zeit Bücher "auf Halde" die sie unbedingt Lesen möchten?
Barbara Mansion: Ich habe immer irgendwelche Bücher "auf Halde" liegen. Wenn ich eine Buchhandlung sehe, zieht es mich magisch hinein und ich kann nicht hinaus gehen, ohne etwas gekauft zu haben. Dazu kommt das Internet. Ich durchforste es stets nach neuen und lesenswerten Büchern. Sogar bei e-Bay habe ich schon Bücher ersteigert. Hier bekommt man oft Literatur, die es im Laden gar nicht mehr gibt. Und so habe ich immer einen gewissen Vorrat an Lesestoff.

 

Welchen Bezug haben Sie zu den sogenannten "Neuen Medien"?
Barbara Mansion: Seit Mitte der Neunziger arbeite ich damit. Internet verkleinert die Welt. In Sekundenschnelle erreiche ich jeden anderen Teilnehmer. Es bietet ungeahnte Möglichkeiten bei der Recherche aber auch bei der Werbung und Verbreitung der eigenen Texte. Und während der Arbeit kann ich mich nebenbei via Telegramm mit Freunden unterhalten. Auch nicht übel.

 

Hätten Sie nicht Lust für Ihre Leserschaft eine eigene Homepage ins Internet zu stellen?
Barbara Mansion: Ich habe tatsächlich noch nie darüber nachgedacht. Aber jetzt wo Sie es anregen.... Mal sehen, die Idee ist verfolgenswert.

 

Sie haben uns ja schon verraten dass in Ihrem neuen Roman wiederum Dame Ermentrude und Bruder Jerome als Ermittlerduo aktiv werden. Was halten Sie ganz allgemein von Serienhelden?
Barbara Mansion: Ich liebe Serienhelden. Spätestens nach dem 2. Buch glaubt man sie persönlich zu kennen. Und für solche "Menschen", die man kennt, interessiert man sich naturbedingt stärker als für "Fremde", in deren Wesen und Eigenarten man sich erst einlesen muss. Der Leser liebt oder hasst sie, wünscht ihnen Glück oder nur Schlechtes. Ganz wie im richtigen Leben. Sie werden quasi zu guten Bekannten.
Ist der Serienheld allerdings ein Langweiler, möchte man ihn schnell vergessen. Ein solcher kann tödlich für seinen Autor sein. Liebt man ihn aber, will man natürlich wissen wie es weitergeht und hält unentwegt Ausschau nach neuen Büchern, die seine weiteren Abenteuer offenbaren. Ein nicht zu verachtender Punkt
Natürlich müssen sie sich aber auch im Laufe ihres "Lebens" weiterentwickeln. Sie müssen vielschichtig sein und mehrdimensional. Sie müssen so einzigartig sein, wie echte Menschen. Realität und Fiktion müssen verschmelzen. Nur solche Personen stehen dem Leser nahe. Auch für den Autor wird es irgendwo einfacher, wenn er mit festen Figuren an festen Schauplätzen arbeitet. Er kann sich so voll auf die Handlung konzentrieren.

 

Möchten Sie auch gerne einmal schriftstellerisches Neuland betreten, Kurzgeschichten, Reportagen oder ähnliches?
Barbara Mansion: Mit "Mord auf der Siersburg" habe ich gerade erst Neuland betreten. Und dieses Neuland gefällt mir so gut, dass ich mich gewiss eine Zeitlang hier aufhalten werde. Allerdings schreibe ich nebenbei auch immer noch Kurzgeschichten. Als kleine Abwechslung zwischendurch.

 

Welches Publikum möchten Sie mit ihren Geschichten ansprechen?
Barbara Mansion: Ein möglichst breites Publikum natürlich. Ich schreibe für das "Gemeine Volk", wie man früher gesagt hätte. Feierabendliteratur, bei der niemand überlegen muss, was meint die denn überhaupt damit. Literatur, bei der man kein Wörterbuch daneben braucht. Literatur, die jeder versteht. Ich halte mich mit meinen Texten bewusst auf diesem leicht verständlichen Niveau. So kann sich wirklich jeder Leser voll und ganz auf die Handlung konzentrieren. Der hochstudierte Germanist mag jetzt die Nase rümpfen. Aber vielleicht darf ich an dieser Stelle noch einmal an das oben angesprochene Bild erinnern. Bei genauem Hinsehen kann man die Vielschichtigkeit meiner Zuhörer erkennen. Dort waren Leser aus mehreren Generationen. Und aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten. Als ich nach Hause ging erfüllte mich ein höchst verachtungswürdiger Stolz darüber, dass es mir gelungen war, so viele unterschiedliche Menschen hier unter einen Hut zu bringen.

 

Haben Sie schon negative Seiten, privat wie öffentlich durch ihre schriftstellerische Tätigkeit kennen gelernt?
Barbara Mansion: Erfreulicherweise noch nie. Im Gegenteil. Die Resonanz die ich bisher erlebt habe, hat mich mehr als ermutigt, auf dieser Schiene weiterzufahren.
Nun ja, vielleicht ist mein Privatleben ein wenig öffentlicher geworden. Aber nicht in einem Maße, dass es wirklich störend wäre.

 

Welche Ziele verfolgt die Schriftstellerin Barbara Mansion noch in ihrem Schaffen?
Barbara Mansion: Wie ich schon sagte: Ich möchte ein Fenster ins Mittelalter aufstoßen. In erster Linie aber möchte ich auf spannende Art unterhalten. Ich möchte dem Leser einen Hinterausgang aus dem Alltag öffnen. Ich möchte, dass er seine Alltagssorgen abschalten, mit Dame Ermentrude um die Häuser ziehen und stellenweise laut und herzlich lachen kann.

 

Die Schriftstellerei ist sehr zeitintensiv. Haben Sie noch "Zeit" beziehungsweise "Freizeit"?
Barbara Mansion: Wenn ich mich der Schriftstellerei widme, dann ist das meine Freizeit. Da ich, wie die meisten Schreiber von dieser Arbeit nicht leben kann, gehe ich noch einer "ordentlichen Arbeit" nach. Ich habe einen umfangreichen Haushalt zu versorgen und dazu kommt noch, dass ich kein Nachtmensch bin. Alles, was ich tue, muss in einen Rahmen zwischen 6.00 Uhr morgens und 22.00 Uhr abends passen. Eine reine Frage der Organisation. Man muss Prioritäten setzen. Aber seien Sie versichert. Für meine Hobbys plane ich ausreichend Zeit ein. Dann bleibt eher mal die Bügelwäsche auf der Strecke. Ich glaube, es ist mir gelungen, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Arbeit, die getan werden muss und der Arbeit, die ich unbedingt tun möchte zu finden. Auf diese Weise kann ich ein ordentliches Pensum schaffen und manchmal auch noch die Füße hochlegen.

 

Welche Schreibtechnik wenden Sie an? Entsteht ein Rahmen beziehungsweise Breakdown oder schreiben Sie eher aus dem Bauch heraus?
Barbara Mansion: Ich schreibe niemals aus dem Bauch heraus. Ich bin ein durch und durch methodischer Mensch und so gehe ich auch das Schreiben an. Zuerst erstelle ich mir einen fest umrissenen Rahmen. Ich weiß schon im Voraus genau, was in welchem Kapitel zu geschehen hat. Ich kenne meine Darsteller bis ins Detail, ihr Aussehen, ihren Charakter. Ich kenne den Ort meiner Handlung im Schlaf, selbst den Nagel in der hintersten Ecke des Stalles. Ich weiß, wie dick der Staub auf dem Regal hinten links liegt und dass Bruder Jerome einen eingewachsenen Fußnagel hat. Ich weiß, dass Dame Ermentrude selbst im Sommer wollene Unterwäsche trägt und dass das Schloss zur Waffenkammer geölt werden muss. Ich weiß genau, was jeder Einzelne tun wird und wo das hinführt. Erst dann beginne ich zu schreiben.
Ich glaube nicht, dass es viele Schriftsteller gibt, die sich vor ein leeres, weißes Blatt setzen und dann loslegen. Vielleicht die, die Liebesgeschichten schreiben. Aber selbst da sollte man einen vernünftigen roten Faden haben, an dem man sich entlanghangelt. Sonst droht das Geschriebene schnell in weitschweifiges Geschwafel umzuschlagen. Absolut tödlich. Vielleicht kann man es bis zu einem gewissen Grad bei Lebenserinnerungen gelten lassen, gewiss nicht in einem Kriminalroman.

 

Investieren Sie viel Zeit in Recherche, Stoffsammlung, Sichtung und so weiter?
Barbara Mansion: Aber gewiss doch. Eine gute Recherche ist die halbe Miete. Zumindest bei historischen Romanen. Es wäre ziemlich blamabel, wenn zur Zeit der Handlung gerade eine Hungersnot herrscht, ein Krieg tobt oder die Pest wütet und man erwähnt das mit keinem Wort. Oder man lässt historisch belegte Persönlichkeiten eifrig bei der Handlung mitmischen, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt nachweislich bereits mehrere Jahre tot sind. Nein, eine genaue Recherche ist wichtig. Mir persönlich sind auch schon einige gute Ideen dabei gekommen.
Wie viel Zeit ich jetzt speziell für die Recherchen zu Mord auf der Siersburg gebraucht habe, kann ich nicht genau sagen. Es ist auch nicht unbedingt so, dass diese bei Beginn des Schreibens abgeschlossen sind. Manche Fragen ergeben sich erst aus der Handlung, denen dann erneut nachgegangen werden muss.

 

Woher stammen die Ideen für Ihre Geschichten?
Barbara Mansion: Etwas, was ich schon oft gefragt worden bin. Eine konkrete Antwort kann ich darauf allerdings noch immer nicht geben. Eine Idee ist eine Idee, weil sie plötzlich da ist, geboren aus dem Nichts. Und dorthin verschwindet sie auch wieder, fast augenblicklich und unwiederbringlich, wenn es nicht gelingt, sie festzuhalten. Nun, nicht alle kommen so ganz aus dem Nichts, sondern sie erscheinen begleitend zu irgendwelchen Handlungen. Zum Beispiel, wie oben erwähnt beim recherchieren. Oder bei tagtäglichen Handlungen. Kürzlich zum Beispiel machten wir eine Ruderpartie. Als das Boot beim einsteigen bedrohlich schwankte kam mir eine ganz wundervolle Idee, wie man jemanden vor den Augen von Dutzenden von Zuschauern ertränken kann, ohne des Mordes beschuldigt zu werden. Im Gegenteil: So, dass man hinterher noch herzlich bewundert würde für den Rettungsversuch, den man in Wahrheit nie unternommen hat. Wie gesagt, dieser Gedanke kam mir zwischen einsteigen und hinsetzen in ein Ruderboot. Und keine Angst, ich werde nicht ausprobieren, ob es funktioniert. Aber vielleicht könnte ja Bruder Jerome..... Ja, ich glaube Marek van der Jagt hat recht: Schreiben ist Macht.

 

Beschreiben Sie bitte Ihre Gefühlswelt als Sie Ihr erstes eigenes Buch in Händen hielten.
Barbara Mansion: Ich schäme mich fast es zu sagen. Ich wurde von keinerlei außergewöhnlichen Gefühlsausbrüchen erschüttert. Ärgerlicherweise. Ich hatte nicht einmal das Bedürfnis meine Freundin anzurufen um damit anzugeben. Ich bin ein ganz lästig realistischer Mensch. Dieser völlig unchristliche und verwerfliche Stolz auf dieses Buch kam erst, als ich merkte, wie gut es ankam. Etwa vier Wochen nachher. Nach der gelungenen Präsentation. Richtig. Zwischen den mittelalterlich gekleideten Menschen, den bewundernden Blicken meiner Zuhörer und den Fanfarenklängen umgab mich plötzlich eine Aura von Unsterblichkeit. Die während des beschwerlichen Abstiegs den Siersberg hinunter allerdings ein wenig löscherisch wurde.

 

Was fällt Ihnen spontan zu folgenden Schlagworten ein?
Familie - Ein Fels in der Brandung
Literatur - Eine einsame Insel und jede Menge guter Bücher
Politik - Intrigen, Lügen, Betrügereine, Schwarzgeld
Krieg - Unnötig, aber scheinbar nicht zu vermeiden
Arbeit - Ohne sie wäre Freizeit nur halb so schön
Heimat - Grün, Natur, Schwenker, moselfränkisch
Essen - "Hauptsach gutt gess", wie man hier sagt
Sport - Ich bemühe mich
Natur - Etwas, ohne das ich nicht leben kann
Freizeit - Zeit für die wesentlichen Dinge im Leben
Fernsehen - Wiederholungen und Langeweile

 

Abschließend die unvermeidliche Frage, die Ihre Leserinnen und Leser aber wohl am meisten interessieren dürfte: Wann darf sich Ihre Fangemeinde auf den neuesten Mansion freuen?
Barbara Mansion: Ein Erscheinungstermin steht noch nicht fest. Ich arbeite ungern unter Zeitdruck. Darunter leidet letztendlich die Qualität eines Buches. Und nicht nur die. Ich möchte meine Leser nicht mit etwas schnell hingeworfenem verärgern. Deshalb bitte ein bisschen Geduld. Ich denke aber mal, dass das Frühjahr 2004 ziemlich realistisch ist. Ich verspreche fleißig zu sein. [Anmerkung der Redaktion: Mörderische Wallfahrt]

 

Das Online-Magazin HOW2FIND.DE bedankt sich sehr herzlich bei Barbara Mansion für dieses interessante und aufschlussreiche Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg!

© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
© Fotos: Steve Welter, 2007 und © Barbara Mansion, 2003
Das Interview führten Wolfgang Gonsch und Harald Kloth per E-Mail im Juli 2003
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