Barbara Mansion

Es ist noch nicht lange her, dass auf der Siersburg die Hochzeit von Arnulf und Binzela gefeiert wurde. Und so nimmt es nicht Wunder, dass schon im darauf folgenden Jahr zum freudigen Ergebnis dieser Liebeshochzeit geladen wird. Wieder wimmelt es in der Burg von Gästen, Gauklern und Lieferanten. Doch mitten in die Vorbereitungen zur Taufe des kleinen Eberhard platzt ein grauenvoller Leichenfund.

Ausgerechnet der tollpatschige Bruder Jérôme findet den zerschmetterten Körper eines auf der Burg anscheinend Unbekannten. Mit letzter Kraft überreicht der Sterbende Bruder Jérôme ein kleines Kästchen. Dass dies Dame Ermentrude, mit ihrem untrüglichen Spürsinn auf den Plan ruft, bringt nicht nur Bruder Jérômes Vorbereitungen zur Taufe völlig durcheinander. Schließlich ist nur sie allein, die Großtante und „selbstverständliche“ Patin des kleinen Täuflings, davon überzeugt, dass der Tote nicht freiwillig aus dem Leben schied.

Neben Dame Ermentrude sind aber noch weitere Paten samt Gefolge anwesend: Ritter Marquard, Haudegen und Kampfgefährte von Arnold, Wanderprediger Josefus, der Abt Reinerus des Waldgassener Klosters vertritt sowie Dame Elisabeth, eine entfernte Verwandte der Siersberger. Sie alle sind mit der großen Ehre des Taufpaten betraut worden.

Mitten in das bereits herrschende Tohuwabohu von Taufe, Feierlichkeiten, Trinkgelagen und Ritterturnieren platzt noch ein weiterer Toter; der undurchsichtige Instrumentenbauer und Musiklehrer Pierre de Lyon liegt tot in Ermentrudes Reisekiste, taucht jedoch Stunden später wieder quietsch lebendig unter den Lebenden auf. Auch Bruder Josefus scheint nicht der zu sein, für den man ihn hält und selbst Dame Elisabeth, ständig speisend und sehr schwer von Begriff, hätte ein Motiv ...

Dieser dritte Krimi mit Dame Ermentrude „Marple“ und Bruder Jérôme „Stringer“ ist genau das Richtige Buch für einen entspannten aber auch lehrreichen Lesenachmittag in der Hängematte, denn Barbara Mansion spielt ihre Stärken wieder einmal voll aus: Knapp aber ausführlich genug erzählt Barbara Mansion die pralle, historische Vorgeschichte des Falles - die Geschichte hinter der Geschichte, liebevoll entwickelt Sie die einzelnen Charaktere, der Spannungsbogen sitzt und der mittelalterliche Hintergrund ist sorgfältig recherchiert.

Auf diese Weise schafft es die Autorin auf nur 192 Seiten wirklich gut zu unterhalten und das Interesse an der Historie zu wecken bzw. zu wahren. Letztendlich freuen wir uns jetzt schon auf eine Fortsetzung dieser Krimi-Reihe, denn dieses ungewöhnliche und kauzige Ermittler-Duo ist uns Leserinnen und Lesern mittlerweile so richtig ans Herz gewachsen. Es wäre ein Jammer, wenn Dame Ermentrude und Bruder Jérôme nicht schon bald wieder über die eine oder andere Leiche stolpern würden!

Fazit: Ein spannender und kurzweiliger Kriminalfall.

Wolfgang Gonsch

© 2010 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth