Phase IV

Original: Phase IV, 1974

Regie: Saul Bass

Cover 3-Disc Limited Collector's Edition im Mediabook
Copyright © Capelight Pictures

 

Aufgrund eines kosmischen Ereignisses, verändern sich Ameisen in der Wüste von Arizona. Mit außergewöhnlicher Intelligenz ausgestattet, greifen sie Menschen wie Tiere an. Aber nur ungewöhnlich hohe, monolithische Türme weisen auf ihre Anwesenheit hin. Die Wissenschaftler Hubbs (Nigel Davenport) und Lesko (Michael Murphy) studieren die Ameisenkolonie in einer von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten Forschungsstation. Sie retten die junge Kendra (Lynne Frederick), deren Familie von den Ameisten getötet wurde. Während Hubbs die Dominanz des Menschen über die Ameisen beweisen möchte, versucht Lesko eine Kommunikation mit den Tieren herzustellen. Denn die Ameisen bedrohen bald die ganze Menschheit.

 

Die 1970er Jahre waren ein äußerst fruchtbares Jahrzehnt für den Science-Fiction-Film. Es entstanden einige der intelligentesten, kreativsten und experimentierfreudigsten filmischen Zukunftsvisionen. Die Rolle des Menschen im Umgang mit seinem Lebensraum der Erde wurde zunehmend kritischer gesehen. Und auch der Science-Fiction-Film setzte sich mit den Bedrohungen einer veränderten oder zerstörten Umwelt auseinander. So waren schon in Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All (1971) Wissenschaftler auf engsten Raum mit tödlichen Bakterien konfrontiert. In Lautlos im Weltraum (1971) sollen die letzten Bäume der Erde in einem Raumschiff aus Kostengründen zerstört werden. Und in Jahr 2022 ... die überleben wollen (1973) ging die Menschheit durch Ressourcenverbrauch und Überbevölkerung zugrunde.

 

Phase IV hebt sich von anderen Tierhorrorfilmen vor allem durch die sagenhaften Makroaufnahmen der Ameisen ab. Diese werden durch ihre Handlungen (völlige Selbstaufgabe einzelner Individuen zugunsten der Kolonie, Aufbahrung toter Artgenossen, Überlisten überlegener Spezies durch Fallen) weniger als Monster charakterisiert, sondern dem Menschen als die vielleicht überlegenere Art dargestellt.

Technischer Schwachpunkt sind lediglich die Trickeffekte der Ameisentürme. Diese wirken aus heutiger Sicht leider schwach getrickst.

Die drei Hauptdarsteller:innen tragen den Film problemlos und sind perfekt besetzt.

 

Phase IV blieb der einzige Langfilm des us-amerikanischen Designers und Filmemachers Saul Bass (Wikipedia), der bei Filmfans vor allem für seine kunstvollen Filmvorspänne bekannt wurde.

 

Die Mediabook-Veröffentlichung von Capelight Pictures ist eine wahre Freude für Filmbegeisterte. Die drei Discs bestehen aus einer DVD, einer Blu-ray und einer Blu-ray mit Bonusmaterial. Schon auf der Blu-ray des Hauptfilms findet sich ein großartiges Extra: ein alternatives Filmende, das einem surrealistisch-phantastischen Trip gleicht. Unbedingt ansehen! Ebenso findet sich ein Audiokommentar der Filmhistoriker Allan Bryce und Richard Hollis.

Auf der Bonus-Blu-ray befinden sich das Featurette An An´ts Life, Bass on Titles, Vorher-nachher-Vergleich zur Restaurierung und folgende Kurzfilme: The Searching Eye, Why Man Creates, Notes on the Popular Arts, The Solar Film und Quest. Der halbstündige, bemerkenswerte Kurzfilm Quest von Elaine und Saul Bass aus dem Jahr 1984 entstand nach einem Drehbuch des bekannten Science-Fiction-Autors Ray Bradbury.

 

Das 45seitige Booklet enthält ein informatives Essay von Leonhard Elias Lemke Phase IV: Saul Bass und sein Weg zur Utopie. Außerdem berichtet Torsten Kaiser über die Restaurierungsarbeiten an Phase IV.

 

Fazit: Faszinierender Ameisenhorror. Einer der interessantesten Science-Fiction-Filme der 1970er Jahre in einer wunderbaren Veröffentlichung.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

 © 2022 Harald Kloth, Cover: Copyright © Capelight Pictures

 

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