Alfred Komarek

Polt

Kriminalroman

Simon Polt. Band 5

Man mag es kaum glauben, dass Alfred Komarek nach seinem dritten (Himmel, Polt und Hölle) und vierten Polt-Krimi (Polterabend) noch einen fünften drauf setzen mochte! Schließlich hat unser lieb gewonnener, skurriler und warmherziger Freund Simon Polt seinen Job als Gendarm an den Nagel gehängt und bei Frau Habesam eine Stelle in deren, wie soll man es nur nennen, Kaufhaus angenommen. Um dem dahin siechenden dörflichen Leben nicht gänzlich den Todesstoß zu versetzen betreibt er außerdem mit zwei alten Freunden zusammen das letzte verbliebene Wirtshaus am Ort - und das, mangels Kundschaft, auch nur am Wochenende.

 

Simon Polt jedoch ist zufrieden: er liebt seine Karin Walter, die Lehrerin, noch immer, sein eitler wie eigensinniger Kater Czernohorsky geigt ihm nach wie vor die meistens schlechte Meinung über ihn selbst und auch seine wenigen echten Freunde, wie der alte Winzer Kurzbacher, sein ehemaliger Kollege Norbert Sailer nebst Gattin Birgit und die von allen Männern mehr als nur begehrte Frau Hahn sind noch da. Das allerwichtigste im Leben des Simon Polt, die alten Presshäuser, in denen die Zeit wirklich stehen bleibt gibt es, Gott sei es tausendmal gedankt, auch immer noch. Die Menschen hier sind bodenständig, rau, herzensgut, stur und genau das liebt der Ex-Gendarm, er, der immer noch mit seinem ganglosen Waffenrad die Weinberge und Feldstraßen des Wiesbachtals durchstreift.

 

Dieses Idyll wird jedoch jäh gestört, als er mit seinem Freund Norbert hinter dessen Presshaus eine Leiche findet. Niemand will den Toten gekannt haben, einige jedoch scheinen doch mehr von bzw. über ihn zu wissen, als sie der Polizei gegenüber zugeben wollen. Die ruhig gewordene Welt des Simon Polt wird gründlicher durcheinander gewirbelt als er es sich in seinen schlimmsten Alpträumen hätte ausmalen können und als schließlich auch noch die gemeinsame Zukunft mit seiner Langzeitfreundin Karin auf dem Spiel steht, wird er doch noch tiefer in den Fall hinein gezogen, als ihm lieb sein kann.

 

Das ist er nun, der fünfte Polt: fast als glücklich kann der Zustand beschrieben werden, nachdem man einen weiteren Polt in der Buchhandlung entdecken durfte, andererseits ist man nach der Lektüre doch enttäuscht - ein kleines bisserl zumindest! Aber warum?

 

Schließlich gelingt es Alfred Komarek wiederum auf fast unnachahmliche Weise die Menschen und das Tal, das diese hervorgebracht und vor allem geprägt hat zu skizzieren. All die Macken dieser herzensguten, zähen und sturen Nachbarn werden liebevoll und gar gnädig beschrieben. Der Autor verklärt zwar durch die rosarot gefärbte Heimatbrille unseres Ex-Gendarmes dessen geliebte Weinbauernwelt und baut um die ihm liebgewonnenen Menschen ein kleines Universum, aber das soll ihm nicht nur verziehen werden, denn genau deshalb lieben wir diese stimmungsvollen, fast romantisierenden Beschreibungen seiner Romane um Simon Polt. Die Sorgen und Nöte der in dem Tal tief verwurzelten Menschen kommen genauso ans Tageslicht, wie er gnadenlos unter der dünnen Decke von Verrat, Brutalität und Geheimniskrämerei schürft.

 

Was aber den Leserinnen und Lesern besonders ins literarische Auge springt ist die österreichische Sprache, bei der Alfred Komarek dieses Mal, anders als in den vier vorangegangenen Kriminalromanen, konsequent bleibt. Dies und die Lust des Autors am stimmungsvollen Erzählen tragen zur Authentizität und Harmonie des ganzen bei.

 

So ist auch dieser Polt einmal mehr eine geniale, feinfühlige Milieustudie vor kriminalistischem Hintergrund denn ein Krimi, bei dem die polizeiliche Rahmenhandlung gegenüber den vier Vorgängern aber leider abfällt. Der viel zu vorhersehbare, leider nur als durchschnittliche Krimikost einzustufende Fall kann leider nicht ganz mitreißen.

 

Mehr Regionalkrimis.

 

Fazit: Trotz allem ist diese beschauliche, detailverliebte und charmante Milieu-Studie, nicht nur Krimi-Fans guten Herzens zu empfehlen, sondern auch all jenen, die dem österreichischen Charme nicht wiederstehen können. Für Polt-Fans ist dieser Roman auf gut österreichisch - eh ein Sowieso!

 

Wolfgang Gonsch

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2010 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth