Anja Jonuleit: Der Apfelsammler

Roman

München ; dtv ; 2017 ; 367 Seiten ; ISBN 978-3-423-21679-1

Die Journalistin Hannah hat gerade eine unglückliche Beziehung mit einem verheirateten Mann hinter sich. Als sie die Nachricht vom plötzlichen Tod ihrer Tante Eli erhält, zögert sie daher auch nicht lange und fährt nach Italien um den Nachlass zu regeln. Diese Fahrt nach Umbrien wird - wie sich bald herausstellt - auch eine Reise in die Vergangenheit der beiden Frauen.

Nach dem Tod ihrer Eltern hatte Eli sich um ihre Nichte Hannah gekümmert wie um ihr eigenes Kind. Hannah plagt das schlechte Gewissen, weil sie Eli kein einziges Mal hier in Italien besuchen kam. Wohl auch aus diesem Grund bleibt sie viel länger als geplant und will mehr über Elis Leben dort erfahren. Nach und nach lernt sie die Bekannten und Freunde ihrer Tante kennen.

Die Begegnung mit Matteo Di Lauro, den alle nur ‘den Verrückten mit den Äpfeln‘ nennen, erweist sich für Hannah als folgenschwer. Seinem schroffen Verhalten zum Trotz beginnt sie ohne sein Wissen eine Story über den eigenbrötlerischen Apfelsammler zu schreiben. Matteo hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht alte Obstsorten aus der Region zu bewahren und zu veredeln. Und die Leser des Online-Magazins, für das Hannah schreibt, sind ganz wild auf solche Geschichten. Mit der Zeit kommen sich Matteo und Hannah näher und sie kann erahnen, weshalb er ihr gegenüber immer so schroff und unnahbar ist. Dabei scheint Tante Eli und diesen Mann eine Freundschaft verbunden zu haben, die Hannah noch nicht so ganz einordnen kann.

Beim Ausräumen des Hauses stößt Hannah auf die Entwürfe einzelner Seiten eines längeren Briefes, den ihre Tante kurz vor dem Tod geschrieben haben muss – so eine Art Lebensbeichte. Doch leider findet Hannah nirgends die Reinschrift, die der Schlüssel zu der ganzen Geschichte ist. Ob sie jemand bewusst an sich genommen hat um etwas geheim zu halten?

Mit „Der Apfelsammler“ präsentiert Anja Jonuleit den Lesern nach "Rabenfrauen" wieder eine äußerst fesselnde Geschichte. Der Roman ist sehr geschickt konstruiert, denn in den Kapiteln, die aus Hannahs Sicht geschrieben sind, erfährt man vom aktuellen Geschehen. Immer im Wechsel erfährt man aus Elisabeths Sicht dann Details aus deren Leben, das schon in jungen Jahren von leidvollen Erfahrungen geprägt war. Hannah wird von alledem erst sehr viel später erfahren. Und ganz zum Schluss fügen sich letztlich alle Puzzleteile zusammen.

Fazit: Eine sehr gelungene und mitreißende Familiengeschichte, die absolut zu empfehlen ist.

 

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2017 Sonja Kraus, Harald Kloth