Real Humans - Echte Menschen - Die komplette zweite Staffel

(Äkta människor, 2013)

 

"Ich habe nicht darum gebeten zu existieren!" (Hubot Florentine)

 

Die zweite Staffel der dystopischen Science Fiction-Serie "Real Humans - Echte Menschen" (Äkta människor) schließt nahtlos an die erste Staffel an.

 

Einige Monate nach den Ereignissen um die "Wilden Hubots" ist die Gruppe zerstreut worden. Hubot Beatrice sucht nun mit allen Mitteln nach dem Programmiercode, der die Roboter selbständiges Handeln ermöglicht. Für dieses Ziel mordet sie gnadenlos. Mimi lebt weiter bei Familie Engmann, Tobbe outet sich als "THS" (Trans-Human-Sexuell) und ist in den "Familien-Hubot" verliebt. Der "Love-Bot" Florentine lernt den Sohn von Inger Engmanns Kanzleichef kennen. Dieser verliebt sich in den "Sex-Bot", erkennt ihre Künstlichkeit zunächst aber nicht. Der gutmütige Hubot Odi landet in der Paintballanlage "Hub Battle Land". Hier liefern sich die zahlenden menschlichen Kunden Gefechte mit Hubots, denen Schmerzempfinden einprogrammiert wurde.

 

Wie schon die erste Staffel zeigt auch die Fortsetzung eine Zukunft (oder Parallelwelt), die unserer fast völlig gleicht - bis auf das Vorhandensein der Hubots (menschlich aussehender Roboter), die in allen Bereichen der Gesellschaft eingesetzt werden: Als Altenpfleger, Lagerarbeiter, Gärtner, Haushaltshilfen, Büroangestellte oder Sex-Sklaven. Diese künstlichen Wesen lassen sich in allen Preisklassen und mit verschiedenen Zubehörs und Fähigkeiten kaufen.

 

Auch die zweite Staffel schüttet wieder ein Füllhorn an gesellschaftlichen Themen aus, wie z. B. den Verlust von Arbeitsplätzen durch Roboter, die Bildung einer extremistischen Anti-Roboter-Partei, den Missbrauch (?) von Robotern als Sexobjekte oder Spielobjekte in kriegsähnlichen Spielanlagen. Andererseits dienen die Hubots aber auch als fast perfekte Partner, in die sich Menschen verlieben können. Und während eine kleine Minderheit die künstlichen Menschen komplett ablehnen, verehren andere die Hubots, kleiden und bewegen sich gar wie sie. Hervorzuheben sind hier die sehr guten schauspielerischen Leistungen in der Darstellung von Künstlichkeit und den Versuchen menschlicher zu werden.

 

Was macht einen Mensch zum Mensch? Können Maschinen ein Bewusstsein erlangen? Diese schwedische Fernsehproduktion ist herausragende Science Fiction, weil sie unbequeme Fragen stellt: Wie gehen wir mit Anderen um und welche moralischen Prinzipien sollten wir einhalten? Was wäre wenn wir uns in fast unsterbliche Körper klonen könnten?

 

Während "Terminator: The Sarah Connor Chronicles" (2008-2009) auf Action setzt, die Space Opera "Battlestar Galactica" (2004-2009) starke religiöse Elemente beinhaltet, so zeigt "Real Humans - Echte Menschen" den Alltag mit künstlichen Wesen und die sozialen Folgen, die sich daraus ergeben könnten.

Unter dem Titel "Humans" (2015) entstand eine englische Serienadaption. Hierzulande sucht man phantastische Genrebeiträge leider fast vergebens. Es ist ein Trauerspiel, dass seit Rainer Erlers "Das blaue Palais" (1974-1976) oder "Raumpatrouille Orion" (1966) gute Science Fiction in Deutschland leider keine Rolle spielt.

 

Polyband bringt die neun Teile mit 580 Minuten Laufzeit der zweiten Staffel auf vier DVDs in einer DVD-Box mit Schuber heraus.

 

Fazit: Herausragende Science Fiction. Derzeit gibt es keine Fernsehserie, die gesellschaftliche Auswirkungen von menschlich wirkenden Robotern so spannend und facettenreich erzählt.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2016 Harald Kloth