Bernhard Schlink: Der Vorleser

Gelesen von Hans Korte

Zürich ; Diogenes ; 2005 ; 4 CDs ; ISBN 978-3-257-80004-3

Hörbuchcover Bernhard Schlink: Der Vorleser
Copyright © Diogenes Verlag

 

Als Krimiautor hat sich Bernhard Schlink bereits mit der Justiz-Trilogie (Selbs Justiz, Selbs Mord und Selbs Betrug) einen sehr guten Namen in der deutschsprachigen Literatur gemacht, doch mit Der Vorleser, einem Roman über eine bizarre Liebesgeschichte zwischen einem Jurastudenten und der analphabetischen Angeklagten in einem Nazi-Prozess gelang dem Juristen eine literarische Überraschung.

 

Diese in 37 Sprachen übersetzte Geschichte ist jedoch kein Krimi im klassischen Sinne, schon eher ein fast kriminalistisch gehaltener Entwicklungsroman einer rätselhaften Liebe und einer bedrängenden Schuld.

 

Die Geliebte, Hannah Schmidt, ist äußerst reizbar, rätselhaft und um vieles älter als er - und sie hütet verzweifelt ein schreckliches Geheimnis. Obwohl sie (oder gerade deswegen?!) seine Mutter sein könnte wird die erfahrene, reife Frau seine erste Leidenschaft, wird sie zur ersten großen Liebe dieses Teenagers. Doch eines Tages ist und bleibt sie spurlos verschwunden und verschwindet auch nach und nach fast gänzlich aus seinem Leben ...

 

Diese anfängliche Liebesgeschichte entwickelt der Autor zu einer fesselnden Story über die Geschichtswerdung und Aufarbeitung des Dritten Reiches in der jungen Bundesrepublik Deutschland.

 

Wer nicht schon bei der Lektüre des Buches in dessen Bann gezogen wurde, den kann man nur dazu ermutigen sich dieses grandiose Hörbuch zu Gemüte zu führen, denn der Träger des Adolf-Grimme-Preises Hans Korte, mit seinem angenehm tragenden Bass zelebriert diese Texte unnachahmlich. Dieses Hörbuch mutiert zum Hörspiel und zieht den Zuhörer gnadenlos mitten in das Geschehen hinein.

 

Dieses Werk führt uns in die Zeit der Nachkriegsjustiz und ihre Verstrickungen mit dem Hitler-Regime; viele, vielleicht zu viele der Nazi-Richter und Staatsanwälte kamen ungeschoren davon und konnten sich gleich nach dem Kriegsende wieder in ihren alten Ämtern wieder finden. Teilweise konnten oder mussten sie sogar über jene richten, die sie schon während dieser unsäglichen Zeit des Dritten Reiches verfolgt, angeklagt und verurteilt hatten.

 

2008 wurde der Roman mit Kate Winslet als Hanna Schmitz verfilmt.

 

Fazit: Großartige Literatur meisterhaft erzählt.

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2005 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth, Cover: Copyright © Diogenes Verlag

 

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