1993 präsentierte Steven Spielberg mit Jurassic Park einem staunenden Publikum die Möglichkeiten moderner Spezialeffekte. Nie zuvor waren Dinosaurier so lebensecht auf der Leinwand zu sehen. Die Kinozuschauer dankten es und machten das Trickspektakel nach einem Roman von Michael Crichton zu einem weltweit gigantischen Kassenerfolg mit bisher zwei Fortsetzungen (ein vierter Teil ist 2009 angekündigt). Zugleich bedeutete dies die Initialzündung für zahlreiche Filmklone und eine gigantischen Merchandising-Welle.
Mit am interessantesten war aber die Entwicklung im Bereich des Dokumentarfilms. Mit Dinosaurier - Im Reich der Giganten (1999) zeigte die britische BBC eine fiktionale Tierreportage mit derart realistisch wirkenden Dinosauriern, dass die guten Einschaltquoten eine ganze Reihe ähnlicher Dokudramen möglich machten. Und so wurde der britische Botaniker, Zoologe und Tierforscher Nigel Marven deutschen Fernsehzuschauern vor allem durch seine fiktiven Tierreportagen Monster der Tiefe - Im Reich der Urzeit (2003) oder Dinosaurier - Im Reich der Giganten: Die Specials zur Serie (2003) bekannt. Der mutige, unverwüstlich wirkende und sympathisch Nigel wirkt durch sein großes Tierwissen und seine Glaubwürdigkeit nie wie ein Schauspieler, sondern immer „echt“.
Die Grundidee hinter den sechs Folgen von Prehistoric Park lehnt sich auch lose an Jurassic Park an. Mittels Zeitreisen holen Nigel und sein Team längst ausgestorbene Tiere in die Gegenwart und bieten ihnen die Chance des Weiterlebens in einem riesigen Wildreservat, das durch hohe Berge und das Meer geschützt ist.
Der Kunstgriff, Menschen und Dinosaurier, also Lebewesen die nie nebeneinander existierten, zusammmenzubringen - hat Vor- und Nachteile. Im direkten Vergleich zur Referenz Dinosaurier - Im Reich der Giganten leidet die Glaubwürdigkeit der dargestellten Tiere etwas, eben durch das Vorhandensein des „Fremdkörpers“ Mensch. Andererseits ergeben sich dadurch auch interessante Vergleichsmöglichkeiten, wie direkte Größenvergleiche und natürlich viel Spannung durch die Gefährlichkeit der teils riesigen Dinos. Möglichst akkurat und wissenschaftlich genau wurden die Tiere und ihre möglichen Verhaltensweisen animiert. Bis hin zu einer skurill wirkenden Ultraschalluntersuchung an einem schwangeren Dinosaurier oder das Scheren eines schwitzenden Mammuts. Auch in Erinnerung bleibt die Trennung zweier streitender Tyrannosaurier mittels eines Wasserwerfers oder der Umbau eines Traktors zu einem Sparringspartner des Triceratops.
Die Animationen und das Zusammenfügen mit den realen Schauspielern sind sehr gut gelungen. Nicht verwunderlich, zeichnet sich dafür Framestore verantwortlich. Die englische Firma animierte auch schon die Dinos in Primeval (2007), Dinotopia (2002) und half Harry Potter zum tricktechnischen Filmerfolg.
In die „Zeitreisefalle“ tappt Prehistoric Park ebenso wie viele Science Fiction-Filme mit Thema Zeitreise. Oder warum sollte Nigel unter Zeitdruck geraten (Episode 3 durch einen ausbrechenden Vulkan) wo er doch einfach nochmal etwas früher zurückreisen könnte? Gut jedenfalls, daß die Reise durch das Zeitfenster/Zeittor ohne Brimborium und Schnickschnack inszeniert wurde. Dient sie eben nur als Mittel zum Zweck um uns von Nigel die faszinierenden Urtiere zeigen zu lassen und Fakten über die ausgestorbenen Giganten und Kreaturen zu lernen.
Die auf Pro7 erstausgestrahlte Serie brachte Polyband auf zwei DVDs in einem optisch ansprechenden Schuber heraus. 300 Minuten Gesamtlaufzeit teilen sich auf sechs Episoden zu je 50 Minuten auf. Dazu gesellt sich noch ein 30minütiges Making Of.
Fazit: Wer seine Freude an Dinosauriern hat und sich auf Nigel Marvens Zeitreise einlassen kann, der sollte zugreifen und sich auf eine aufregende Safari in die Urzeit begeben.
Harald Kloth
© 2008 Harald Kloth