The Oil Crash -  A crude awakening

(Der Öl-Crash - Ein böses Erwachen)

(Regie: Basil Gelpke, Ray McCormack, 2006)

Die Frage ist nicht ob - sondern wann. Die Rede ist von Peak Oil - dem weltweiten Erdölfördermaximum. Eine schöne Metapher in diesem Dokumentarfilm verdeutlicht das Problem: Zwei weitere Gäste - die aufstrebenden Wirtschaftsmächte Indien und China - kommen zur Party. Nur das Glas ist bereits halbleer. Deshalb ist für uns Endverbraucher auch nicht so entscheidend ob der letzte Tropfen Öl in 100 oder 150 Jahren gefördert wird. Viel wichtiger wird sein, wann der weltweite Energiehunger nach Öl größer sein wird, als die Möglichkeiten zu seiner Exploration und Ausbeutung ...


Die 83minütige Dokumentation zeigt zuerst die Geschichte der weltweiten Erdölförderung. Interessante Details kommen zur Sprache. Die Vereinigten Staaten waren einmal die weltweit größten Erdölförderer. Heute verbraucht die Supermacht 25 Prozent des gesamten Erdöls - bei einer Bevölkerung von nur vier Prozent! Oder die aserbaidschanische Hauptstadt Baku. Einst reiche Erdölmetropole - heute sind die verfallenen Erdölfelder ein Bild des Niedergangs.


Der Film geht weiter ein auf die vielfältigen Verwendungszwecke von Öl. Kraftstoffe (von Autos bis zu Flugzeugen) sind sicherlich wichtig, aber an die Verwendung in der chemischen Industrie macht man sich nur wenig Gedanken: Die Herstellung von Kunststoffen, Schmierölen, Arzneien, Farben und vieles mehr basiert auf der Grundlage von Öl. Achtlos verbrennen wir diesen vielleicht wertvollsten Rohstoff in Fahrzeugen. Was wir in sehr kurzer Zeit (seit dem 19. Jahrhundert) verbrauchen, hat sich in Millionen von Jahren in der Erde gebildet. Doch Nachschub gibt es nicht mehr. Selbst aus Ölsand wird in Kanada im Tagebau schon mühsam Erdöl gewonnen!


Zum Schluß wird eine drohende Ölkrise beschrieben. Der Zweite Golfkrieg (Einmarsch des Iraks in Kuwait 1990) wird als Erster Ölkrieg bezeichnet. Gerade die Vereinigten Staaten so die Autoren sind in extremer Weise vom Öl abhängig. Wird es deswegen Krieg um Öl geben?
Wann wird nun Peak Oil sein? Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Während manche wie Colin J. Campbell davon ausgehen, daß wir im Moment dieses Maximum überschritten haben bzw. bereits miterleben, sprechen andere wie die Internationale Energieagentur vom Jahr 2020 als möglichen Wendepunkt der weltweiten Energieversorgung. Aber auch das wären nur noch wenige Jahre. Erschreckend ist zudem, dass die Angaben der weltweiten Reserven umstritten sind, diese Zahlen sind ein Politikum und obliegen keiner unabhängigen Überprüfung.


Als Bonus ist noch eine zweite DVD enthalten. Dieses ist nicht synchronisiert, auch deutsche Untertitel sind für die Bonusdisc leider nicht verfügbar. Die Laufzeit der Bonus-DVD beträgt 94 Minuten.


Mehr Informationen gibt es auch auf der Webseite zum Film A Crude Awakening/The Oil Crash. Kurzinfos zum Film, eine Auflistung der Filmcrew und Darsteller, DVD-Bestellmöglichkeiten, (mittlerweile) recht veraltete "Neuigkeiten" zur Filmvorführung, Filmfestival-Geschichte und Downloadmöglichkeiten runden diese Website ab.


Wer sich näher mit dem Thema "Energiekriese" informieren und auseinandersetzen möchte, findet beispielsweise auf der Website der Association for the Study of Peak Oil and Gas (ASPO) eine Fülle an Material.


Fazit: Jenseits von Panik- oder Stimmungsmache beschreibt diese außerordentlich beeindruckende Dokumentation eine nahe Zukunft, in der Öl ein absolutes Luxusgut für nur wenige betuchte Menschen sein wird. Die interessanten Interviewpartner klingen überzeugend und überaus kompetent, die hergestellten Zusammenhänge sind plausibel und einleuchtend. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben - wir sollten jetzt die Weichen für eine Zukunft ohne Öl stellen. Sonst gibt es vielleicht wirklich ein böses Erwachen!


Harald Kloth

5 Sterne
5 von 5

© 2009 Harald Kloth