Der fünfte Fall für Bruno, Chef de police
Zürich ; Diogenes ; 2013 ; 426 Seiten ; ISBN 3-257-06862-X
Martin Walker entführt uns im fünften Bruno-Fall wieder ins wunderschöne Périgord, dem Paradies der Schlemmer, Kanufahrer und des süßen, gemächlichen Lebens. Doch im April, kurz bevor die Touristen das liebliche Tal überfluten treibt eine unbekannte, blonde Frauenleiche in einem uralten Holzkahn die Vézère hinunter. Doch nicht nur das bringt vor allem die männliche Hälfte von Saint-Denis aus dem Häuschen: Sie ist vollkommen nackt und obendrein wunderschön! Doch Bruno, Chef de Police muss sich nicht nur darum kümmern, er macht sich auch große Sorgen über ein scheinbar profitables Touristen-Projekt und um satanistische Umtriebe, die in einer der vielen Höhlen des Tals veranstaltet werden. Doch nicht nur diese dienstlichen Obligenheiten fordern seine ganze Aufmerksamkeit, auch seine eigenen, ihn höchst verwirrenden Frühlingsgefühle machen Probleme und (ver)stören ihn zusehends. Nicht nur diese machen im Laufe des Plots das Tohuwabohu komplett.
Weitere Zutaten für dieses gelungene Krimi-Menü sind die hungrig machenden kulinarischen Ausflüge in Brunos Kochtopf, diverse Ausflüge in die aktuelle Politik, ein Blick zurück zu den Zeiten von Ludwig XIV. samt seiner Mätresse Madame de Montespan, windige Immobiliengeschäfte incl. undurchsichtiger Finanztransaktionen, Waffenhandel im ganz großen Stil und für Martin Walkers Verhältnisse viel Sex.
Die Hauptfiguren sind natürlich dieselben geblieben: allen voran der liebenswerte Supermann Bruno, dazu der Bürgermeister von Saint-Denis, die ganzen örtlichen Größen und Kauze und natürlich all seine Frauen, die Ärztin, die Lehrerin, sein dieses Mal nur telefonisch vorkommendes schottisches Teilzeit-Betthäschen Pamela und selbstverständlich seine große Liebe, die feurige Inspectrice Isabell aus Paris.
Diesen verzwickten, schön zu lesenden fünften Fall einzuordnen fällt schwer, denn Martin Walker erzählt wiederum meisterhaft über das Leben und die Menschen dieses Tals und verpackt das Ganze in einen wirklich spannenden Krimi-Plot. Der plätschert zwar anfangs so beschaulich und ruhig dahin, wie die Wasser der Vézère in diesem beschaulichen Tal, steigert sich jedoch langsam aber stetig, wie es sich für einen guten Krimi gehört. Wenn da bloß nicht dieser vermaledeite Schluss wäre: hier gehen dem Autor anscheinend nicht nur Phantasie und Überblick verloren, sondern auch alle Pferde des Tals mit ihm durch.
Ein Beispiel gefällig? In höchster Not leiht er sich eine 16schüssige Pistole und schaut praktisch unter Beschuss in einer fast stockdunklen Höhle nach, ob der Lauf sauber eingeölt ist! Hä?!
Und das ist leider nicht das einzige, zugegeben kleine Detail, das den tollen Gesamteindruck des fünften Falles trübt. Um eine Spitzenbewertung zu erreichen, muss jedoch schon alles stimmig sein und passen! Dieses Manko kann leider der gutgemachte und jedem Buch beiliegende 16seitige Périgord-Reiseführer auch nicht mehr ausgleichen.
Fazit: Ansonsten lebt "Femme Fatal" stark - wie eigentlich jeder Bruno-Roman – von den liebevollen Landschafts- und Personenbeschreibungen, erzählerischen und vor allem nachkochbaren Rezepten und Brunos kleinen und großen Problemen mit dem weiblichen Geschlecht. Dieser Krimi macht trotzt seiner Schwächen Lust auf das Périgord, seine Menschen und auf alle Fälle auch auf den sechsten Streich von Martin Walker.
Wolfgang Gonsch
© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth
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