Anna Gavalda

Zusammen ist man weniger allein

Roman

In der heutigen Welt, wo Gleichgültigkeit und Einsamkeit, Ignoranz und Bequemlichkeit, Stress und Werteverlust immer mehr die Überhand gewinnen, erscheint die Geschichte von vier absolut verschiedenen Menschen wie ein warmer Sonnenstrahl, der dem Leser die Hoffnung, die Welt sei in Ordnung, zurück gibt und die Botschaft vermittelt, diese Welt sei auch menschlich und optimistisch.


Der vor kurzem in deutscher Sprache (von Ina Kronenberger übersetzt) erschienene Roman Zusammen ist man weniger allein der französischen Schriftstellerin Anna Gavalda erzählt die Geschichte von vier Erwachsenen, die sich unter ungewöhnlichen Umständen zu einem gemeinsamen Leben entschlossen haben.


Da ist die magersüchtige, sehr talentierte junge Frau Camille, die wie besessen Skizzenhefte mit ihren wunderschönen Zeichnungen füllt, einsam und verloren ist, putzen geht und die Menschen eigentlich scheut. Sie hat ein gestörtes Verhältnis zu ihrer labilen, egoistischen Mutter.


Der Intellektuelle Philibert ist unsicher, ängstlich und schüchtern. Er gerät bei jeder auch noch so kleiner Aufregung ins Stottern und gehört zu einem verarmten Adel. Er kann sich mit seinen spießigen, snobistischen Eltern, die in ihrer eigenen Welt leben, nicht identifizieren. Philibert besitzt eine große Wohnung, die er auch seinen Bekannten großzügig zur Verfügung stellt. Oben in der alten und kalten Dachkammer wohnt Camille. Im Wohnzimmer auf dem Kanapee schläft der Koch Franck seine Müdigkeit aus.


Franck liebt Frauen und Motorräder, hört gern Techno-Musik, hat eine vulgäre Sprache, und keine Manieren. Er muss Tag und Nacht schuften, um sein teures Motorrad abzubezahlen. Und er liebt seine Großmutter Paulette, die 83 Jahre alt ist und krank in einem Altersheim liegt. Sie bedeutet ihm sehr viel. Sie hat ihn praktisch groß gezogen, als seine Mutter nichts von ihm wissen wollte und verschwand. Nun kann er seiner Oma nichts Besseres bieten und leidet gewaltig unter diesem Umstand.


Die Drei wohnen nun bei Philibert und es ist nicht zu vermeiden, dass sie sich sehen, streiten, sich näher kommen und ihren täglichen Überlebenskampf gemeinsam führen. Langsam und behutsam entwickelt sich zwischen Camille und Franck eine Liebesbeziehung. Sie lachen und weinen zusammen, ärgern sich gegenseitig und sie mögen sich, sie brauchen einander, um zusammen stark zu sein. Eines Tages holen sie dann Francks Oma aus dem Altenheim und Camille kümmert sich um sie. Klar doch, zusammen ist man weniger allein.


Zwar stirbt Francks Großmutter Paulette, aber ihr Gehen ist nicht dramatisch, sondern erlösend, sanft und natürlich, da sie als zufriedener Mensch diese Welt verlässt. Das Ende der Geschichte klingt sehr optimistisch. Die anderen Drei finden ihren Weg zu Erfüllung und Zufriedenheit.


In diesem Buch gelingt es der Autorin sehr gut über diese Personen sehr warm, interessant, traurig und witzig zugleich zu schreiben, Der ganze Roman besteht hauptsächlich aus Dialogen zwischen den Hauptfiguren, die auf diese Weise am besten zur Geltung kommen. Das lässt den Inhalt sehr lebendig, spritzig und wahrhaftig erscheinen, denn die Texte sind aus dem Alltag gegriffen. Nicht zu vergessen ist die zauberhafte Kulisse von Paris mit dem Eifelturm und schönen Cafes.


Heute braucht man mehr solche Bücher, die uns zeigen, wie Menschen durch Wärme, Besorgnis und Anteilnahme aufgerichtet und gestützt werden.


Fazit: Ein wunderbares, herzergreifendes Buch, das gut und sinnlich ist, sich leicht und schnell liest und einem einfach gut tut.


Ludmila Hück

4 Sterne
4 von 5

© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth