Michael Chabon

Wonderboys

Roman

Literaturprofessor und Romancier Grady Tripp im Lebensrausch: Seit gut sieben Jahren schreibt er an seinem neuen Roman und findet im wahrsten Sinne des Wortes kein passendes Ende, denn der Roman bedeutet das einzig Beständige in seinem Leben. Es scheint Grady so, als gäbe sein Buch ihm Halt und einen Sinn, den er so dringend braucht und nicht in den Menschen um sich herum findet. Doch der Schein trügt. Denn damit belügt Grady sich selbst. Die Anderen sind für ihn da, einzig er findet den Weg und die Ausgeglichenheit nicht in sich selbst.

 

Zu allem Unglück soll er nun seinen Roman zu einem Ende bringen, denn sein ältester Freund und zugleich Lektor kommt in die Stadt. Grady spürt, wie ihm sein Leben aus den Fingern gleitet, denn ebensowenig wie mit seinem Roman schafft er es, in seinem Leben Entscheidungen zu treffen. Er geht auf eine marihuanageschwängerte Reise durch Pittsburgh und zu sich selbst. Begleitet wird er dabei von einem morbiden Studenten, einer Tuba, einem toten Hund und Marilyn Monroes Samtjacke. Und jeder Menge schrulliger Zeitgenossen.

 

On the road: Wie im Rausch braust man mit Grady Tripp durch die Strassen, stolpert mit ihm von einer Skurrilität in die nächste und hebt mit ihm im Geiste das Glas auf die Absurdität, die sich Leben nennt. Leidet mit ihm und dreht sich mit ihm den nächsten Joint.

 

Grady Tripp, der abgefuckteste, liebenswerteste Professor der Literaturgeschichte ist der uneingeschränkte Held, ohne es selbst auch nur zu ahnen. Er taumelt durch ein Wochenende, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können und man muss ihn dabei einfach lieben!

 

Fazit: Ein Buch ohne Längen, ein Buch, das jeden fesselt, mitreisst und leise vor sich hinlachen lässt, der sich mit diesem verlebten, sensiblen Anti-Helden identifizieren kann. Eine verrückte Geschichte, verdammt gut und intelligent geschrieben. Eine Geschichte, die man nicht mehr vergisst und der Stoff, aus dem Lieblingsbücher gemacht sind.

 

Petra Pfeffer

5 Sterne
5 von 5

© 2003 Petra Pfeffer, Harald Kloth