Friedrich Dürrenmatt

Der Verdacht

Roman

Der todkranke Kommissär Bärlach (schon bekannt aus Der Richter und sein Henker) entdeckt bei der Studie einer Ausgabe der "LifeLife" das einzig existierende Bild des berüchtigten SS-Arztes Dr. Nehle, der im Konzentrationslager Stutthof ohne Narkose bestialische Operationen durchführte. Die Fotographie gleicht dem schweizer Prominentenarzt Dr. Emmenberger, Chefarzt der berühmten Klinik Sonnenstein bei Zürich, bis ins Detail. Sein behandelnder Arzt und Freund Dr. Hungertobel, ein Studienkollege Emmenbergers, kann die Zweifel des Vollblutkriminalisten, dass es sich dabei um ein und dieselbe Person handelt, nicht ausräumen.

 

Kommissär Bärlach knüpft ein imaginäres Netz um Emmenberger und lässt sich in dessen Prominentensanatorium einweisen. Nicht ahnend, dass sein kriminalistisches Kombinationsspiel durchschaut wurde beginnt ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel mit völlig unerwartetem Ausgang ...

 

Der Dramatiker und Theaterschriftsteller Friedrich Dürrenmatt erzählt mit stilistischer Prägnanz und Intensität, die ihresgleichen sucht. Er versteht es meisterhaft in eine kaum begreifliche, absurde Welt zu entführen, die ihren Spannungshöhepunkt in Literatur reinster Vollendung findet. Er verzichtet bewusst auf Platitüden oder abgedroschene Räuberpistolenromantik, vielmehr ist dieses Werk eine philosophische Abhandlung des Begriffs "Freiheit". Abseits jedweder Kolportageliteratur gerät der Leser sofort in den Bann dieser zeitkritisch-ironischen Erzählung; die behutsam aufgebaute und immer intensiver werdende Spannung mündet in einem dramatisch-phantastischen Finale furioso.

 

Fazit: Ein Meisterwerk deutschsprachiger Nachkriegsliteratur.

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth