Krischan Koch

Venedig sehen und stehlen

Kriminalroman

Venedig im Sommer 1993 – es ist die Zeit der alljährlich stattfindenden Biennale.

 

Nicht nur die alltäglichen Touristenströme aus aller Welt wälzen sich daher durch La Serenissima, sondern auch tausende von Kunstkennern und noch viele mehr, die sich dafür halten bevölkern jetzt zusätzlich die Stadt in der venezianischen Lagune. Auch der sympathische Anti-Held Harry Oldenburg mit seinem besonderen Hang zu schönen Dingen – Kunst und vor allem Frauen - strandet nach der überstürzten Flucht von seiner Freundin Zoe aus New York in diesem brodelnden Kessel und macht sich in diesem Getümmel sofort an die „Arbeit“: zuerst landet er im Bett der verführerischen Franca, findet in deren Atelier eine Leiche und spioniert gleich darauf das Guggenheim-Museum aus, um dieses mit Hilfe der nachgereisten Zoe um zwei wertvolle Exponate zu erleichtern. Doch in der Hitze flirrenden Lagunenstadt geht nicht nur für den liebenswert-chaotischen Ex-Kunststudenten Harry so einiges schief ...

 

Die Zutaten dieser spritzig-turbulenten Gauner-Komödie von Krischan Koch sind skurrile Charaktere, hintergründiger Witz und ein rasanter, abwechslungsreicher Plot vor dem stimmungsvollen Ambiente Venedigs. Gekonnt schmeckt der Autor diesen rasanten Roman nicht nur mit Satire und Kunst ab sondern erklärt uns zu allen möglichen aber auch unmöglichen Zeiten wie und warum welches venezianische Gericht so und nicht anders zubereitet und wie und mit welchem Getränk kredenzt wird. Serviert wird uns dieses süffisante literarische Menü, in dem sogar die Schöpferin von Commissario Guido Brunette eine ganz kleine Nebenrolle zugeschrieben bekommt, mit viel Esprit, Ironie und vor allem Sprizz!

 

Diesen flotten kriminalistischen Kunst- und Restaurantführer mit seinen dezent bis auffällig platzierten italienischen Brocken und Klischees schließt eine kleine aber feine Liste ab, in der die Bars und Restaurants aufgeführt sind, in denen Harry und der Rest der „Amici dei musei“ so ihre allabendlichen kulinarischen Leckerbissen zu sich nehmen.

 

Fazit: Bei meinem nächsten Venedig-Besuch werde ich auf alle Fälle "Mit Brunetti durch Venedig" wandeln und mit den „Amici dei musei“ Essen gehen! Einzig leicht störend empfand ich die ständigen Namenwechsel einzelner Protagonisten: einmal Franca, einmal Francesca – einmal Hans-Dieter, einmal Giovanni-Dieter. Diese Kleinigkeit schmälert den Lesegenuss aber nicht im Geringsten!

 

Wolfgang Gonsch

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2011 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth