Der historische Roman „Das Erbe der Gräfin“ ist der zweite Teil einer Trilogie, welcher in Ulm um das Jahr 1368 spielt. Spannend und abwechslungsreich entwickelt die Autorin, wie im ersten Teil (Die Launen des Teufels), eine weitere leidenschaftliche Liebesgeschichte rund um belegte historische Ereignisse. Historischer Mittelpunkt des Romans ist erneut der Baus des Ulmer Münsters und die damit verbundenen Machtkämpfe zwischen Klerus und Bürgerschaft um Macht und Einfluss.
Weitere historische Basis bildet die in diesem Zeitalter immer wiederkehrende Pest mit ihrer vernichtenden Macht, welche nicht nur die Menschen reihenweise dahinrafft, sondern auch den Glauben und das Selbstverständnis der Überlebenden in ihren Grundzügen erschüttert. Knapp zwanzig Jahre sind seit dem Ende des ersten Teils der Trilogie vergangen und die damaligen Protagonisten treten nur noch am Rande des neuen Romans in Erscheinung. Im weiteren Verlauf steht der uneheliche Sohn der Gräfin von Württemberg und dem Ritter von Katzenstein, welcher im ersten Teil nur als Säugling auftrat, im Mittelpunkt des Geschehens.
Nach Abschluss seiner Lehre bei seinem Ziehvater als Steinhauer macht sich der Protagonist auf die Suche nach seinen Wurzeln und kehrt hierzu an seinen Geburtsort Ulm zurück. Hier trifft er die Liebe seines Lebens, welche aber bereits einem anderen versprochen ist und der Kampf um seine Liebe lässt die Suche nach seinen Wurzeln vorerst in den Hintergrund rücken. Sein Rivale um die Geliebte ist ein skrupelloser, gewalttätiger Mann, der durch Intrigen nach Einfluss und Reichtum strebt und der auch über Leichen geht um seine Ziele durchzusetzen.
Während er um seine Liebe kämpft und diese vor der Ehe mit dem brutalen Rivalen beschützen möchte, wird er vom Grafen von Württemberg festgenommen und soll gehängt werden, da dieser Erbansprüche des unehelichen Sohns seiner Schwester fürchtet. Nur durch das Eingreifen seines leiblichen Vaters wird er vom Tode bewahrt und er kommt an den Hof des Ritters von Katzenstein, wo er das aristokrate Leben kennen lernt. Rasch erkennt er aber, dass dies kein Leben für ihn ist und dass sein Glück vom Wiederfinden seiner wahren Liebe abhängt. Seine Geliebte ist währenddessen, durch die Wirrungen einer erneuten Pestepidemie zunächst unentdeckt, aus der Stadt geflohen. Es kommt bei der Suche nach der Geliebten zum zeitlichen Wettlauf zwischen den Rivalen und letztendlich zum „Showdown“ zwischen „Gut und Böse“, welcher mit einem „Happyend“ vollendet wird.
Silvia Stolzenburg gelingt es auch im zweiten Teil der Trilogie rund um den Bau des Ulmer Münsters den Leser mit in eine andere Zeit zu nehmen. Die Protagonisten werden durch ihr Verhalten und Handeln trefflich charakterisiert und es werden dem Leser Einblicke eröffnet, wie die Menschen damals gelebt und gedacht haben könnten.
Fazit: Insgesamt wie der erste Teil der Trilogie ein sehr unterhaltsamer Roman, welcher sehr flüssig zu lesen ist, an manchen Stellen ist der weitere Handlungsverlauf aber teilweise vorhersehbar.
Konrad Wimmer
© 2011 Konrad Wimmer, Harald Kloth