Reinhard Erös

Tee mit dem Teufel

Als deutscher Militärarzt in Afghanistan

Afghanistan. Für die meisten Deutschen ein kleines, fast unbedeutendes Land irgendwo am Hindukusch, einem Hochgebirge in Zentralasien. Doch seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ist dieses vom Krieg gebeutelte Land plötzlich in den Mittelpunkt des Anti-Terrorkampfes gerückt. Die Herrschaft der Taliban, islamischer Fundamentalisten, wurde gewaltsam beendet und seit 2003 sollen Soldaten der Bundeswehr den Frieden sichern helfen. Diese schwere Aufgabe findet in einem Land der Negativ-Rekorde statt: Aus keinem anderen Land der Erde mußten so viele Menschen als Flüchtlinge vor Hunger und Krieg fliehen und aus keinem anderen Land wird soviel Heroin in die Welt exportiert.

 

1987 ließ sich der Bundeswehrarzt Reinhard Erös vom Dienst freistellen, um mit seiner Frau, vier Kindern (nebst Hund) den Afghanen von Pakistan aus zu helfen. Dabei setzte er nicht nur seine deutsche Bundeswehrkarriere als Arzt aufs Spiel, sondern auch sein Leben. Die Sowjet-Armee machte gezielt Menschenjagd auf ausländische Helfer, wurden diese doch als Kollaborateure angesehen.

 

Erös beschreibt nicht die große Weltpolitik, diese kommt nur am Rande vor. Im Mittelpunkt seines Buch stehen Geschichten über Menschen. Es gelingt ihm gut, uns Westeuropäern, diese so fremdartig wirkende Mentalität der Afghanen nahe zu bringen. Er wirbt um Sympathie für dieses Volk, das seiner Meinung nach zu den gastfreundlichsten der Welt gehört. Er läßt uns teilhaben an erschütternden Schicksalen von Kindern, beschreibt seine eigene Hilflosigkeit und sein Zerbrechen an dieser übermenschlichen Aufgabe. Dennoch sollte dieses Buch als Dokument der Hoffnung in einem vom Krieg zerrissenen Land gesehen werden.

 

Obwohl das Buch episodenartig geschrieben ist und deshalb nicht immer homogen wirkt, ist es sehr flüssig zu lesen. Zum Schluß dieses meist spannenden Werkes begreift man fast, wie diese teils erbärmlich ausgerüsteten Afghanen, die damals hochmoderne Sowjetarmee besiegen konnten: Vor allem mit einem unbändigen, jahrhundertealten Freiheitswillen.

 

1998 gründete Reinhard Erös die Kinderhilfe Afghanistan. Diese einzigartige Organisation unterstützt Schulen, Kliniken, Waisenhäuser und andere Projekte um den Afghanen ein friedliches und besseres Leben zu ermöglichen. Der Oberstarzt a. D. wurde 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

 

Fazit: Ein informatives, wichtiges und hochaktuelles Buch.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2005 Harald Kloth