Alessandro Baricco

Ohne Blut

Nach seinem letzten, knapp 300 Seiten starken Roman Ocenao Mare legt der italienische Autor mit Ohne Blut wieder eine sehr knappe, an seinen Erfolgsroman Seide erinnernde Geschichte vor. Wie dort überzeugt er auch diesmal mit seinem sprachlichen Können, das die Geschichte trotz seiner schwierigen Thematik sehr gut lesbar macht.

 

So märchenhaft Oceano Mare war, so realistisch ist nun Ohne Blut. Denn es ist eine Geschichte über den Krieg und die Frage, wann ein Krieg zu Ende ist.

 

Baricco schildert das Schicksal des kleinen Mädchens Nina. Drei Männer suchen und finden die Familie in dem alten Bauernhof Mato Ruja. Sie wollen sich an dem Vater, einem Arzt, rächen, der im Krieg auf Befehl Kranke sich selbst überließ - unter ihnen der Bruder des Anführers der Drei.

 

Der Arzt weiß, dass die Männer gekommen sind, um sich zu rächen. Es gelingt ihm gerade noch, Nina in einer Höhle unter dem Haus zu verstecken, den Sohn schickt er hinaus. Doch als die Männer in den Bauernhof eingedrungen sind, versucht der Sohn, seinen Sater zu schützen und wird als erster erschossen. Brutal wird auch der Vater getötet - was Nina in ihrem Versteck mitbekommt, wenngleich es ihr wie ein Traum erscheint. Sie liegt zusammengerollt auf der kühlen Erde und bewegt sich nicht. Als die drei nach dem Mädchen suchen, findet der 20jährige Tito das Versteck. Als er das Mädchen jedoch so liegen sieht, erscheint sie ihm derart perfekt und vollendet, dass er sie unmöglich verraten kann und den anderen seinen Fund verschweigt.

 

Viele Jahre später wendet sich das Blatt. Nina, inzwischen eine ältere Frau, findet Tito als Verkäufer in einer Losbude. Sie spricht ihn an und bittet ihn, mit ihr in ein Café zu gehen. Tito, der sofort weiß, um wen es sich handelt, begleitet Nina. Sie erzählen sich ihre Versionen des Lebens seit der Tat. Tito ist überzeugt, dass Nina ihn töten wird, denn auch seine beiden Kumpanen von damals sind gewaltsamen Todes gestorben. Doch als er und Nina in ein Hotel gehen und auf ihren Wunsch hin miteinander schlafen, merkt er, dass sie ihm ganz im Gegenteil dafür dankt, dass er sie einst gerettet hat.

 

Fazit: Überzeugt - trotz des heiklen Inhalts.

 

Christa Roßmann

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2003 Christa Roßmann, Harald Kloth