Weinheim ; Beltz und Gelberg ; 1994 ; 200 Seiten ; ISBN 3-407-78079-6
Die kleine Ilse wächst in einem Dorf auf. Ihre Kindheit erlebt sie nicht nur schön: ihr Vater hat die Familie verlassen und lebt mit einer anderen Frau zusammen. Sie muß jetzt den Haushalt führen, weil ihre Mutter in einer Fabrik arbeitet. Ihre beiden Brüder halten sie für doof und verprügeln sie oft. Keiner will sie haben. Von anderen Kindern wird sie verspottet ...
Die Augenblicke, in denen sie Geborgenheit und Zuneigung empfindet sind rar. Ilse schwankt immer zwischen Aufbegehren (das von anderen als Boshaftigkeit aufgefasst wird) und Stillhalten - sie lebt in ihrer eigenen Welt, die dann oft von den Außenstehenden zerstört wird. Beispielhaft dafür mag die Szene sein, in der ihre Puppe von ihren Brüdern Horst und Dieter geköpft wird.
Und doch ist Mirjam Presslers Kinder- und Jugendroman "Novemberkatzen" selten anklagend. Er beschreibt eine Welt, die man sich sehr gut vorstellen kann. Man bangt mit Ilse mit und ärgert sich über ihr manchmal komisch-befremdlich wirkendes Verhalten - doch im Laufe der Geschichte begreift man Ilse mehr und mehr. Die Position des Lesers zu Ilse wird sehr viel verständnisvoller.
Geeignet für Kinder ab 11 Jahren.
Fazit: "Novemberkatzen" ist ein wunderschöner, realistisch wirkender Roman. Insbesondere ist er aber auch für Eltern geeignet, weil er aus der Sicht eines Kindes geschrieben sein könnte.
Harald Kloth
© 2003 Harald Kloth