Schändung ist der zweite Fall für das Sonderdezernat “Q“ mit seinem Ermittler Carl Morck und seinem Gehilfen Assad. Zu den beiden ist nun auch noch die Sekretärin Rose gestoßen, eine eigenwillige und respektlose Person, die Carl anfänglich ein Dorn im Auge ist, sich aber später als große Hilfe für die beiden herausstellt.
Es beginnt mit einer Akte „Rorvig“ über einen zwanzig Jahre zurückliegenden Fall, die auf Assads Schreibtisch landet. Der Fall um ein Geschwisterpaar, das in einem Sommerhaus in Rorvig brutal ermordet wurde, gilt eigentlich als abgeschlossen. Verdächtigt wurde damals eine Gruppe von sechs jungen Schülern eines exklusiven Internats, die bereits mehrfach gemeinschaftliche Gewalttaten begangen haben. Einer der Schüler hat damals den Mord gestanden.
Carl Morcks Spürnase ist geweckt, trotz Intervention von oberster Stelle beginnt er zusammen mit Assad, sich in den Fall einzuarbeiten, das Ermittlungsverbot verleiht der Sache noch einen besonderen Reiz.
Die Verdächtigen von damals stammen allesamt aus wohlhabenden, aber gefühlskalten Elternhäusern und sind selbst auch machtgierig, herablassend und mitleidlos, haben sich aber Treue und Verschwiegenheit geschworen. Mittlerweile sind aus Ihnen angesehene und gesellschaftlich hoch anerkannte Geschäftsleute geworden, ihr Zusammenhalt beginnt aber zu bröckeln, ein Mitglied der Gruppe hat sich abgesetzt und will sich rächen.
Es stellt sich für Morck schnell heraus, dass das umgebrachte Geschwisterpaar nur der Anfang einer Mordserie war, die immer wieder mit den sechs Internatsschülern von damals in Verbindung zu bringen ist. Es gestaltet sich aber äußerst schwierig, den Leuten aus den höchsten Kreisen der Gesellschaft etwas nachzuweisen.
Die Spuren des Falls führen dann aber zu einer Obdachlosen, der anderen Seite der Gesellschaft, wodurch der Fall eine Wendung nimmt …
Dieser zweite Roman von Jussi Adler Olsen ist ein gut konstruierter Thriller, bei dem der Täterkreis schnell feststeht, dies aber der Spannung keinerlei Abbruch tut. Er ist aber auf der anderen Seite ein schockierendes Gesellschaftsdrama, das die Verrohung und rücksichtslose Gefühlskälte mancher Gesellschaftsmitglieder bis zur Schmerzgrenze aufzeigt, die Charaktere werden absolut genau und gnadenlos beschrieben.
Fazit: Mit "Schändung" hat sich Adler Olsen im Vergleich zu seinem ersten Roman "Erbarmen" noch gesteigert, das Lesen lohnt sich auf alle Fälle!
Tanja Lentner
© 2012 Tanja Lentner, Harald Kloth