Ingrid Noll

Lore und Anneliese, zwei Damen älteren Semesters und enge, aber eigentlich grundunterschiedliche Freundinnen seit Jugendtagen haben sich schon zeitig ausgemalt, wie ihre gemeinsame Zukunft als Witwen aussehen könnte. Unbedingt wollen die beiden in Annelieses schmuckem Häuschen mit Garten eine Wohngemeinschaft gründen und ihr Leben noch so richtig genießen. Lores Ehemann ist mit einer wesentlich jüngeren Frau durchgebrannt und nochmals Vater geworden. Annelieses Gatte Hardy war kränklich, die Ärzte gaben ihm nicht mehr allzu lange zu leben, er erwies sich dann aber doch als zählebiger als erwartet.

Anneliese, eine alte „Kräuterhexe“ kochte ihm dann ein überaus schmackhaftes Bärlauchsüppchen, in das versehentlich ein wenig von der giftigen Herbstzeitlosen hineingekommen sein muß. Niemand konnte ihr aber Absicht unterstellen. So war das Problem gelöst, der trauten Zweisamkeit der rüstigen Ladies stand nichts mehr im Wege.

Durch diverse Erlebnisse kommen sie zu etwas Vermögen und lernen auch den aparten Ewald kennen, um dessen Gunst sie dann eifersüchtig buhlen. Doch der Gute ist verheiratet mit einer kranken Frau, was die detektivische Lust von Lore und Anneliese weckt ...

Die beiden 73jährigen gehen dann noch auf Deutschlandreise - sie heuern ein Studentenpärchen als Fahrer und Begleiter an und erleben zusammen so manches Abenteuer.

Kurzum genießen sie des Lebens Fülle so richtig und lassen sich auch von ihren sich einmischenden Kindern, vom scheiternden früheren Geschäftspartner Lores, ja nicht einmal von der russischen Mafia und Drogenerfahrungen nicht aus dem Konzept bringen.

Maria Becker liest den Roman, in dem Lore als Erzählerin auftritt, mit der rauen Stimme einer älteren, eleganten und distinguierten Dame und legt in den gewissen Situationen einen Unterton und eine Süffisanz hinein, daß es ein wirklicher Genuß ist, ihr zuzuhören. Man kann sich die Akteurinnen lebhaft vorstellen.

Es werden meist ziemlich normale, eventuell etwas schrullige Menschen in ihren ganz alltäglichen Erlebnissen auf oft völlig skurrile Weise zu kriminellen oder kriminalistischen Handlungen hingerissen. Genau dies macht den Reiz von Ingrid Nolls absolut unterhaltsamen Geschichten aus.

Fazit: Mit Ladylike hat Ingrid Noll einen Roman geschrieben, der wie gewohnt witzig, süffisant und mit einer gehörigen Prise schwarzen Humors gewürzt ist.

Tanja Lentner

© 2009 Tanja Lentner, Harald Kloth