Ingrid Noll

Kuckuckskind

Roman

Wieder einmal hat Ingrid Noll es geschafft, einen Roman zu schreiben, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Ihr Schreibstil ist wie gewohnt locker, leicht, frech, süffisant, desöfteren zynisch und vor allem sehr unterhaltsam.

 

Kuckuckskind ist eine skurrile Geschichte, wie sie das Leben in unserer heutigen Gesellschaft doch schreiben könnte. Die unscheinbare Lehrerin Anja führt mit Gernot eine kinderlose, vermeintlich glückliche Ehe. Die beiden sind mit Anjas Kollegin Birgit und ihrem Mann befreundet und auch schon öfters zusammen verreist.

 

Als Anja eines Tages von ihrer Chorprobe nach Hause kommt, erwischt sie ihren Mann in flagranti mit einer jüngeren Unbekannten im Wohnzimmer. Es kommt zur Scheidung und die Lehrerin zieht sich niedergeschlagen zurück in eine schäbige Wohnung. Sie ist nach wie vor mit Birgit befreundet, die beiden lästern sich (nicht nur) im Lehrerzimmer durchs Leben. Aber Anja hat immer das Gefühl, daß Birgit stets besser und beliebter ist als sie.

 

Bei Anja geht es langsam wieder bergauf, als sie in eine Wohnung im Haus von Patrick, dem Vater von Anjas Lieblingsschüler zieht.
Durch einen Zufall erfährt Anja, daß ihre Freundin ein Verhältnis mit ihrem Ex-Mann Gernot hat. Kurz darauf verkündet Birgit nach ihrem Urlaub auch noch ihre Schwangerschaft. Für Anja steht nun fest, daß nur Gernot und nicht Birgits überglücklicher Mann Steffen der Vater sein kann und daß Birgit Steffen ein Kuckuckskind unterschieben will. Anja fängt an, sich von Birgit zu distanzieren und bei Steffen zu sticheln und läßt obendrein heimlich einen Vaterschaftstest machen. So nimmt die Tragödie ihren Lauf. Nach der Geburt des Kindes verschwindet die Mutter, das Baby landet bei Anja und Patrick, der mittlerweile der neue Liebhaber von Anja ist. Steffen liegt nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus. Es kommt noch zu einigen dramatischen Wendungen bevor die Geschichte zu Ende gebracht wird.

 

Ingrid Nolls Geschichte ist kein Krimi im eigentlichen Sinn, der Todesfall rückt eher in den Hintergrund. Die Protagonisten werden in einer Weise dargestellt, daß man ihre Gedankenwelt bestens nachvollziehen kann, auch wenn man selber derartiges in Wirklichkeit nie wagen würde.

 

Fazit: Wie immer bei Ingrid Noll wird der ganz alltägliche Wahnsinn mit ironischer Leichtigkeit, einer Prise schwarzem Humor und voller Esprit dargestellt. Auf jeden Fall sehr lesenswert!

 

Tanja Lentner

5 Sterne
5 von 5

© 2006 Tanja Lentner, Harald Kloth