Wer seinen Urlaub in Italien verbringt denkt meistens an den „Adriatischen Teutonengrill“, die Toskana und vielleicht noch an Sardinien und Sizilien. Dabei bietet Italien wesentlich mehr als nur diese bekannten Regionen, denkt man nur an das touristisch aufstrebende Umbrien mit seinen Zentren Perugia und Assisi oder auch an das Badeparadies Apulien.
Bisher weniger touristisch erschlossen, aber dafür umso reizvoller sind die Regionen an der Stiefelspitze, Kalabrien und Basilikata, südlich von Kampanien mit seiner Metropole Neapel gelegen. Da ich derzeit in Neapel wohne, führte mich schon einige Male ein Ausflug in diesen Bereich des „südlichen Mezzogiorno“.
Eintönig grau gestrichene Ortschaften, schwarz gekleidete Frauen, Lebensweisen wie zu Beginn und Mitte des letzten Jahrhunderts, halbfertige Häuserruinen andererseits einladende weiße Strände, kleine Badebuchten und abwechslungsreiche Vegetation abseits der Küsten kennzeichnen nirgendwo besser in Italien den Gegensatz zwischen Zukunft und Vergangenheit, Armut und Reichtum.
Einen interessanten Reiseführer mit allen notwendigen Informationen gibt es dazu von Annette Krus-Bonazza: Kalabrien und Basilikata erschienen im Michael Müller Verlag. Nach einem kurzen historischen Abriss, beschreibt sie von Nord nach Süd vorgehend die Schönheiten, aber auch die ohne Umschweife genannten Defizite der Regionen. Dabei werden sehr übersichtlich zunächst die Gegend/Ortschaften/Sehenswürdigkeiten beschrieben und dann sehr detailliert alle notwendigen Informationen wie Wegbeschreibungen, Hotel- und Restaurantstipps, aber auch Informationen zu örtlichen Mietwagenvertretungen, Krankenhäuser und Einkaufsmöglichkeiten. Dabei aus meiner Sicht alles wesentlich übersichtlicher und informativer als Reiseführer von namhaften Herausgebern wie Marco Polo, Baedeker oder auch ADAC.
Basilikata und Kalabrien bieten mangels größerer Industrie, die die Umwelt verschmutzen könnte über lange weiße Sandstrände, die flach ins Meer fallen und über tiefblaues klares Wasser, wie wir Deutsche es nur aus Capri kennen. Andererseits fehlt die touristisch ausgeprägte Infrastruktur, ausreichende Standardhotels und Sportmöglichkeiten. Aber die Regionen bieten mehr als nur Meer und Küste. Im Landesinneren locken Ortschaften mit dem typischen italienischen Charme mit Märkten, kleinen verwinkelten Gassen mit Cappuccino Bars, alten Kirchen und Palazzi. Auch Wanderbegeisterte kommen nicht zu kurz, bietet doch der Parco Nazionale delle Calabria das ideale Terrain für Bergwandern und Mountainbikefahren, ständig eine woanders verdrängte Fauna (Dachse, Wildkatzen, Wölfe) und Flora beobachtend.
Fazit: Wer einen abwechslungsreichen Urlaub in einer schönen naturbelassenen Landschaft sucht und keinen allzu großen Wert auf Luxus legt, der ist in diesem Flecken von Italien gut aufgehoben. Bei dem Reiseführer von Annette Krus-Bonazza ist man es jetzt schon.
Andreas Pickel
© 2004 Andreas Pickel, Harald Kloth