Im Rausch der Stille ist der erste Roman des spanischen Autoren, das Debüt des 1965 in Barcelona geborenen Anthropologen Albert Sánchez Piñol.
In diesem Roman geht es um einen irischen Freiheitskämpfer, der mit Herz und Seele seinen Idealen von einer freien Heimat und einer liebenswerteren, gerechteren Welt dient und dessen Patriotismus und Überzeugung so groß sind, dass er bereit ist auch sein Leben dafür zu opfern. Nach vielen Kämpfen, Entbehrungen und Leiden kommen neue Führer an die Macht, welche nur die Farben der Unterdrückung ändern und bald schießt die neue Regierung auf ihre ehemaligen Gefährten. Klar, unser Freiheitskämpfer ist sehr enttäuscht, verletzt, fühlt sich im Stich gelassen und sieht keinen Ausweg mehr aus dieser Misere. Er versteht die Welt nicht mehr. In seinem Innern sterben Überzeugung, Hoffnung und der Glaube an den Sinn des Lebens.
So entscheidet sich der ehemalige Freiheitskämpfer für die Flucht in eine Welt ohne Menschen. Er verlässt Irland und geht auf den Kontinent. Eine internationale Reederei in Amsterdam sucht Seeleute für alle möglichen Ziele in Übersee. Er - der Ich-Erzähler des Romans - bewirbt sich und bekommt eine Stelle als Wetterbeobachter. Er soll ein Jahr lang auf einer einsamen Insel meteorologische Untersuchengen durchführen. Nun beginnt sein Abenteuer und damit der Wahnsinn, in den auch der Leser hineingezogen wird. Die Insel ist wirklich am Ende der Welt und als er, mit Proviant und Munition, vom Schiff abgesetzt wird, ist das Haus seines Vorgängers leer und er selbst spurlos verschwunden. Es gibt aber noch jemanden auf dieser Insel und zwar einen Wächter auf dem alten Leuchtturm, welcher völlig verwirrt, verrückt und krank wirkt. Die erste Nacht wird zu einem Horror. Mit der Dunkelheit steigen aus dem Wasser dutzende hässliche, unheimliche, menschenähnliche Wesen und greifen ihn an. Er kämpft um sein Leben, sucht Schutz im Leuchtturm, der sicherer ist als seine Holzhütte. Aber nur nach einem Versprechen, seine Munition zu bekommen, darf er dort beim Wächter einziehen, der ein Einzelkämpfer aus Österreich ist.
Jede Nacht müssen die zwei Männer die zahlreichen Angriffe der Ungeheuer abschlagen. Diese sind nicht sehr kräftig aber von großer Menge und es werden immer mehr.
Seite für Seite beschreibt der Autor die nächtlichen Schlachten, die immer gleich verlaufen und enden. Aber es finden auch am Tage keine Gespräche, kein geistiger Austausch in dieser Abgeschiedenheit zwischen den beiden Männern statt. Seltsam. Freundschaft? Fehlanzeige. Sie findet der neugierige Leser nicht.
Es gibt da noch ein weibliches Wesen, ein Maskottchen, das Batis dient und mit dem er auch schläft. Der Meteorologe fühlt sich auch zu diesem weiblichen Wesen hingezogen. Es wird von beiden Männern geschlagen und beschlafen. Liebe? Wie denn? Ausdrucklose Augen, kalte Haut mit Schwimmhäuten! Ohne Sprache, ohne Leidenschaft, ohne Wärme, ohne Herz und ohne Emotionen.
Ohne Emotionen bleibt auch der geduldige Leser zurück, wenn auch die letzte Seite gelesen ist. Vergeblich wartet er auf einen Höhepunkt, eine Erlösung oder einen Wunder. Der unerbittliche Kampf geht weiter, der nächste Wetterbeobachter kommt und nimmt den Platz des gestorbenen Wächters ein. Ratlos, beinahe überfordert steht der Leser da. Die Sprache des Buches ist zwar einfach und klar, aber man fragt sich, was wollte denn der Autor uns vermitteln? Welche Botschaft versteckt sich hinter diesem rätselhaften Inhalt?
Es spukt noch lange, wie passend zu Halloween, im Kopf des Lesers und noch lange verfolgen ihn froschähnliche, aus dem Wasser steigende Gestalten.
Fazit: Gut zu wissen, dass es auch noch andere Bücher gibt, die auf einen im Regal warten.
Ludmila Hück
© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth