Die Lebensgeschichte des niederländischen Diplomaten Jean Baptist Warnke, der in Lima, der Hauptstadt Perus seinen Dienst leistet, scheint von Anfang an ganz einfach, harmlos und fast langweilig zu sein. Er hat einen ganz ruhigen Job in dieser Botschaft, ohne Stress, ohne Probleme und ohne besondere Anstrengung. Auch die nächste Beförderung steht für ihn schon an. Sein Privatleben verläuft genauso ruhig und ohne Leidenschaft. Die Ehefrau kümmert sich um den Haushalt und um die zwei hübschen Töchter. So ist Jean rundherum ein zufriedener Mensch, der kaum eine eigene Meinung und keinen Einfluss auf das Geschehen um ihn herum hat. Dem Leser erscheint er fast charakterlos.
Doch aus diesem Routineleben reißt ihn eine Begegnung mit einer jungen einheimischen Frau, der Studentin Malena. Zuerst sind es harmlose Stunden beim täglichen Kaffeetrinken, später verliebt er sich in sie und mit der Zeit wird der Diplomat immer mehr in ihren Bann gezogen. Er wartet leidenschaftlich und nervös auf das nächste Treffen, vermisst sie, schreibt Liebesgedichte und bald merkt er, dass er ohne sie nicht mehr leben kann. Und Jean will nicht mehr dieses Gefühl vermissen, für jemanden etwas Besonderes zu sein, wichtig, begehrt und bedeutend. So geschieht es, dass Jean nicht registriert, wie er regelmäßig kleine Aufträge für Malena ausführt.
Weiß er aber, wer sie wirklich ist? Wer sind auch ihre Freunde? Und was hat sie überhaupt mit der Geiselnahme beim Weihnachtsempfang in der japanischen Botschaft zu tun, von deren Besuch sie ihm abgeraten hat? In was für eine Sache wird er da von seiner jungen einheimischen Geliebten verwickelt? Irgendwie schafft es der Autor, den Leser immer einen Schritt voraus zu halten, so dass er um Jean Baptist fürchtet.
Sein Leben bricht zusammen, vorbei ist seine Karriere, weg die Ehefrau. Und was bleibt ihm?
Ohne heftige Handlungen, ein wenig distanziert, aber elegant und treffend geschrieben, beeindruckt und überzeugt dieses Buch den Leser.
Grünberg schildert sehr interessant die Verwandlung dieses charakterlosen, naiven und handlungsunfähigen Menschen zu einem dem Leser sogar sympathischen, ziemlich lebendigen und tatkräftigen Menschen, der am Ende mit dem Sprengstoffgürtel auf dem Flughafen steht.
Fazit: Ein gut zu lesendes Buch, mit einer guten Idee, gutem Tempo, mit einem überraschenden Finale, das auch mal zum Nachdenken anregt.
Ludmila Hück
© 2007 Ludmila Hück, Harald Kloth