Stefan Bollmann

Frauen, die lesen, sind gefährlich

Lesende Frauen in Malerei und Fotografie

Mit einem Vorwort von Elke Heidenreich

 

Ein fantastischer Bilderband ist im April dieses Jahres im Verlag Elisabeth Sandmann erschienen. Er versammelt wunderbare Gemälde, Zeichnungen und Fotographien lesender Frauen, die verträumt, verzaubert, aufmerksam und geheimnisvoll mit einem Buch in der Hand in eine andere, nur ihnen vertraute Welt eintauchen. Ja, lesende Frauen eben.

 

Da ist Stefan Bollmann eine spannende Lesegeschichte über Frauen gelungen mit ausgewählten Bilder von bekannten Künstlern, unter anderem von Rembrandt, Matisse, Heckel, bis zu Eve Arnolds berühmter Fotographie "Marilyn Monroe liest Ulysses". Hier treffen weibliche Grazie und Esprit, Vernunft und Anmutigkeit auf einander.

 

Ein leidenschaftliches Vorwort hat Elke Heidenreich geschrieben, in dem sie den Leser in die Geschichte des Lesens vom 13. bis zum 21. Jahrhundert einführt und erklärt, dass es auch andere Zeiten gab und die Frauen nicht lesen durften. Sie gehörten in die Küche. Ihre Welt war Kochen, Putzen, Nähen, Kinder erziehen, also Hausfrauenalltag. Nun, wie bekannt, Wissen ist Macht und die lesenden Frauen haben dieses Wissen und sind vor allem für die Männerwelt gefährlich. Wenn sie "ins Netz des geschriebenen Wortes gehen", werden sie auch "hungrig nach der Leidenschaft der Wörter".

 

In ihrem Text behauptet Elke Heidenreich, dass die Frauen lesen auch anders. Sie kann nur die Männer lieben, die lesen. Ja, es geht sogar weiter: Frauen lieben Männer, die lesen, Männer lieben aber in der Regel keine lesenden Frauen. Sie wissen wohl zu viel und sind gefährlich.

 

Jeder, der liest, kennt das: Alles ist vergessen, der Haushalt, der Ehemann, Termine und nur noch das Buch zählt. Man taucht in eine andere Welt, in ein anderes Leben ein, man lebt es, mit Weinen und Lachen, man stirbt und wird wieder geboren. Und danach dieser unvergessliche, selbstbewusste, erfüllte, verträumte, mit Gedanken geladene Blick. Herrlich!

 

Um mehr zu erfahren, muss man das Buch einfach lesen und sehen. Die Bilder sind mit einem Text über den Künstler und das Umfeld des Bildes versehen.

 

Also, wer Ausschau nach einer lesenden Frau in seiner Nähe hält, entdeckt eine neue, sinnliche und inhaltsreiche Welt.

 

Fazit: Ein schönes, amüsantes und geistreiches Werk.

 

Ludmila Hück

5 Sterne
5 von 5

© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth