Dorinde van Oort

Frau im Schatten

Eine Familiengeschichte

 

Frau im Schatten ist eine halbbiographische Familiengeschichte der Journalistin Dorinde van Oort. Die Erzählerin in der Geschichte ist Emma Mansbourg.

 

Im Frühjahr 1988, als Emma Mansbourgs Stiefgroßmutter Annetje Beets im Alter von fast 100 Jahren stirbt und die Trauerfeierlichkeiten der Familie stattfinden, stellt Emma in den Reden und Lobliedern auf die Verstorbene spitze, teils fast gehässige Untertöne fest. Vor allem ihr Vater Lepel, Oma Annetjes Stiefsohn verhält sich seltsam. Als sie ihn dann noch dabei ertappt, wie er persönliche Briefe der alten Dame verbrennt, steht für Emma fest, daß es ein Familiengeheimnis geben muß, das im Zusammenhang mit Ann steht. Emma Mansbourg wird neugierig und beginnt zu recherchieren. Sie durchforstet alte Fotos, Briefe und Dokumente, geht zu verschiedenen Ämtern und sucht in Archiven, um die wahre Geschichte zu ergründen – sehr zum Unmut mancher Familienmitglieder.

 

Bei Ihren Nachforschungen stößt die junge Frau auf Informationen, die ihr die Sprache rauben. Oma Ann hat während ihrer Krankenschwesternausbildung nach einer unglücklichen, geheimen Liebe einen Sohn geboren, der offiziell für tot erklärt wurde, in Wirklichkeit aber lebte. Er wuchs nicht bei ihr auf, sie suchte jedoch recht zielstrebig und dabei skrupellos eine Heimat für ihn.

 

Die Frau richtet sich in ihrem weiteren Leben in ihren Beziehungen zu Männern zwar immer so ein, daß der größtmögliche Vorteil für sie herausspringt, wird aber nie wirklich glücklich. Es kommt sogar zu Mordversuchen gegen ihren letzten Ehemann. So ist sie einerseits ein Opfer der für Frauen damals sehr schwierigen Zeit aber andererseits auch Täterin in dieser Familientragödie.

 

Frau im Schatten beschreibt fast über ein ganzes Jahrhundert hinweg das Leben dieser Frau Annetje Beets und auch die Geschichte von mehreren Familien.

 

Bisweilen liest es sich spannend wie ein Kriminalroman, streckenweise erscheint es einem wie ein langatmiger, liebloser Bericht. Die Zeitsprünge sind oft etwas unvermittelt und schwierig nachzuvollziehen, da es doch sehr viele Akteure mit teils sehr ähnlichen Namen aus verschiedenen Generationen gibt, was für den Leser durchaus anstrengend sein kann.

 

Fazit: Alles in allem könnte die Geschichte etwas leidenschaftlicher und feinfühliger erzählt werden. Es ist aber in jedem Fall eine sehr bewegende Geschichte und ein Familien- bzw. Frauenschicksal, das man nicht leicht wieder vergißt, was das Buch doch empfehlenswert macht.

 

Tanja Lenter

3 Sterne
3 von 5

© 2008 Tanja Lenter, Harald Kloth