Der Klimawandel wird seit dem großen Erfolg von Roland Emmerichs Science Fiction-Film The Day After Tomorrow (2004) auch in den Massenmedien
thematisiert und damit auch von der breiten Bevölkerung verstärkt wahrgenommen. Semidokumentarische Filme wie Perfect Disaster - Wenn die Natur Amok läuft (2006) oder Superstorm - Hurrikan außer Kontrolle (2007) versuchen zudem wissenschaftliche Fakten mit spannender Unterhaltung zu mischen. Ähnliches versucht
Yannick Monget nun mit seinem Bildband Die Erde, morgen.
Berlin: Der Reichstag umgeben von Wüstenlandschaft. Der Boden ausgetrocknet, die Pflanzen verdorrt.
Paris: Der Eiffelturm inmitten von Meerwasser. Die Bauwerke zerfallen, Wolken verdunklen den Horizont.
London: Die Stadt erstarrt im Eis. Unter der Tower Bridge biwakieren ein Häuflein Menschen.
Washington: Das halbzerstörte Kapitol wird von Urwald überwuchert. Im Vordergrund ein zerstörter Panzer.
China: Die Chinesische Mauer versinkt unter Sand. Der frühere Wald verschwunden.
Auf ebenso faszinierenden, wie verstörenden Fotomontagen zeigt Yannick Monget in fünf Kapiteln den Zerfall der menschlichen Zivilisation. In einem abschließenden sechsten Kapitel zeigt er aber auch einen möglichen versöhnlichen Weg des Menschen mit der Natur auf:
Monget stellt bekannte Orte und Bauwerke der Menschheit in den Mittelpunkt desaströser Umwelteinwirkungen. Die Intention dieser „Schockbilder“ scheint klar: Als Warnung vor unserem allzu leichtfertigen Umgang mit der Schöpfung und Natur und dem gewissenlosen Raubbau an unserem reichen Planeten. Monget macht deutlich, dass wir Menschen für diese Erde nur eine vorübergehende Erscheinung sein könnten, unsere stolzen Bauwerke im Laufe der Jahre von den Naturgewalten überwuchert, überschwemmt oder vom Wüstensand verweht werden könnten. Jedes Bild wird von einem ausdrucksstarken Zitat begleitet, dass dem Thema zusätzliche Wucht verleiht (zum Beispiel Shakespeare, Kofi Annan, Goethe). Die computerüberarbeiteten Fotos sind von unterschiedlicher Qualität. Hyperrealistisch wirkende Bilder wie das von einer Sintflut heimgesuchte Prag oder die gestrandete „Queen Mary 2“ überzeugen völlig, während die überschwemmten Hochhäuser von Paris oder das im Meer liegende Colosseum in Rom etwas zu künstlich erscheinen.
Jedem Kapitel geht ein mehrseitiger, wissenschaftlich fundierter Begleittext voraus. Dieser bietet Fakten zur Klimaveränderung und zum weltweiten Klimasystem und verleiht so dem Thema zusätzliche Brisanz. Im Anhang finden sich unter anderem Information zu Wirbelstürmen der Hurrikansaisonen 2004 und 2005, eine Erläuterung der Hurrikan-Skala und eine Liste von weltweiten Störfällen in kerntechnischen Anlagen.
Fazit: Ein Buch, das aufrütteln kann. Mögliche negative Zukunftsfolgen unseres Tuns werden plakativ - und somit leicht verständlich - dargestellt. Ein wichtiges Buch, weil das Thema Klimaveränderung uns alle angeht und letztlich beeinflussen wird.
Harald Kloth
© 2008 Harald Kloth