Viktorija Tokarjewa

Eine Liebe fürs ganze Leben

Viktorija Tokarjewa ist eine nicht nur in ihrem Heimatland Russland beliebte und viel gelesene Schriftstellerin. Ihre Bücher sind auch in andere Sprachen übersetzt. Sie ist eine anerkannte Schöpferin der modernen russischen Literatur, eine wunderbare Meisterin des Wortes und eine unübertroffene Kennerin der geheimnisvollen Frauenseele.

 

Denn im Mittelpunkt ihrer Erzählungen und Romane stehen Frauen mit ihren Schicksalen und ihrem Leben, wo der Leser dicht neben einander Liebe und Hass, Treue und Verrat, Glück und Pech, Tod und Leben findet. Ihre Werke erkennt man sofort an ihrem besonderen Stil, an ihrer klaren und treffenden Sprache. Diese auf den ersten Blick banalen und alltäglichen Themen wirken in Geschichten von Tokarjewa einzigartig. Sie werden mit so einer Tiefe und einer solchen Wahrheit dargestellt, dass man immer wieder Sehnsucht nach ihnen bekommt, auch wenn sie nicht oft glücklich wie ein Märchen enden. Aber der interessierte Leser findet dort die berühmte russische Seele mit ihrer Wehmut, ihrer Großzügigkeit, ihrer Uneigennützigkeit, ihrer Menschlichkeit und natürlich ihrer Liebe. Ja, deswegen verbreiten ihre Geschichten besonders an kalten Winterabenden viel Wärme, Geborgenheit und Lust auf Lesen. Sehr zu empfehlen sind: Zickzack der Liebe, Die Diva, Lampenfieber und Glücksvogel.

 

Eine Liebe fürs ganze Leben ist die Lebensgeschichte einer Frau namens Irina. Sie wurde in der Stadt Baku, in einer einfachen russischen Familie geboren. Ihre Kindheit lief in den Höfen der Stadt ab. Irina war eine mittelmäßige Schülerin. Später trat sie in das pädagogische Institut ein und wurde Lehrerin. Lehrerin - das war immer gut. Sie heiratet einen Wolodka, nicht aus Liebe, eher aus Neugier und so vergehen die nächsten zehn Jahre: Wenig Geld, wenig Freude, wenig Liebe, zwei Kinder, viel Wodka. Irinas Bruder verprügelt Wolodka, weil er das Leiden seiner Schwester nicht mit ansehen kann. Wolodka verlässt die Familie und Irina steht allein da mit zwei Kindern. Sie ist dreißig Jahre alt, aber wer will sie denn noch? Wer will schon fremde Kinder?

 

Dann trifft sie die Liebe ihres Lebens, den Kjamal, einiges jünger als sie und schön wie Omar Scharif. Er gibt ihr dieses unvergleichbare und unvergessliche Gefühl einzigartig und geliebt zu sein.

 

Sie lieben sich, leben wie eine Familie. Dass Irina oft Abtreibungen vornimmt, macht ihn zwar traurig, er will ein Kind, aber er will sie nicht heiraten. Die Mutter von Kjamal findet für ihn eine junge Frau, die er dann auch heiratet. Heimlich, aber Irina weiß Bescheid. Dieses Abenteuer dauert viele Jahre, bis Irina ihren ganzen Mut zusammen nimmt, alle Fäden zerreißt, Kjamal verlässt und nach Moskau zieht. Dort beginnt für sie ein neues Leben, und es geschieht noch einiges. Aber das einzig Konstante bleibt ihre Liebe zu diesem Kjamal, die sie tief im Herzen hat und von der sie in ihrem Leben getragen wird.

 

Die unverstellte, starke Emotionalität der Heldin Irina, ihre Melancholie, ihre Spontaneität und ihre Impulsivität machen sie sehr natürlich und sehr sympathisch. Ja, sie wecken sogar bei Manchen Erinnerungen und Bilder aus frühen Kindheitsjahren, aus früherer Heimat.

 

Fazit: Ja, es gibt sie doch, eine Liebe fürs ganze Leben.

 

Ludmila Hück

4 Sterne
4 von 5

© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth