Carson McCullers

Die Ballade vom traurigen Cafe

Novelle

Die Autorin erzählt in ihrer schnörkellosen und unaufgeregten Sprache ein kurzes Stück aus dem Leben dreier völlig unterschiedlicher Menschen. Die Protagonisten sind irgendwie verkrüppelt: Marvin Macy - seelisch, Miss Amalia - gefühlsmäßig und der Bucklige, ihr Vetter Lymon - körperlich.

 

Für kurze Zeit gelingt es den drei Figuren durch Liebe und Zuneigung die Verkrüppelung abzulegen beziehungsweise zu vergessen. Marvin Macy, ein Tunichtgut und Raufbold wird handzahm, Miss Amalia lernt den Umgang mit anderen Menschen und der Bucklige zwingt allen die anders sind als er seinen Willen auf und manipuliert seine Umgebung.

 

Carson McCullors malt in dieser Novelle ein wunderbares Bild einer vor Hitze flirrenden Kleinstadt in den amerikanischen Südstaaten - die Zeit scheint dort einfach stehen zu bleiben, nichts aufregendes passiert, die Monotonie ist förmlich greifbar. Sie erzählt über die Sehnsüchte der im Leben ewig zu kurz kommenden, über bittere Enttäuschungen und kurzes Glück.

 

Dies ist ein Buch ohne vorgehaltenen moralischen Spiegel mit einer ganz eigenen Dramaturgie; es erzählt fast poetisch von einer tragischen Dreiecksgeschichte die unweigerlich in eine Katastrophe führen muss.

 

Wie immer wartet der Leser bei Carson McCallors auf große Handlungen, auf den berühmten Knalleffekt oder Show-down - vergeblich; diese große amerikanische Autorin versteht es auf besondere Art und Weise zu erzählen: still, unaufgeregt und leise - und gerade diese Unaufgeregtheit, der eigentümliche Zauber ihrer Geschichten fesselt die Leserschaft!

 

Auch als Hörbuch.

 

Fazit: Dies ist eines jener Bücher, die man unbedingt gelesen haben sollte!

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2005 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth