Thommie Bayer

Das Aquarium

Roman

Frankfurt am Main ; Eichborn ; 2002 ; 335 Seiten ; ISBN: 3-8218-0895-0

 

Hitchcock lässt grüßen!

Denn was die Idee des Romans betrifft, sind die Anleihen beim Großmeister des Krimis nicht zu übersehen. Auch in "Das Aquarium" beobachtet ein Mann via Fenster eine Frau im Haus gegenüber - nur, dass es hier die Frau, June, ist, die im Rollstuhl sitzt, wenngleich auch der Ich-Erzähler Barry einen Unfall hatte und mit leichten Behinderungen zu kämpfen hat.

 

Zum Glück jedoch entwickelt sich der Roman von Thommie Bayer ("Spatz in der Hand", "Der Himmel fängt über dem Boden an") schließlich weg vom "Fenster zum Hof". Nachdem im Haus gegenüber eingebrochen, June überfallen und ihr Computer gestohlen wird, an dem sie den ganzen Tag saß und schrieb, kann Barry nicht umhin, dem Objekt seiner optischen Obsession einen neuen Laptop zu schenken - womit der Kontakt geknüpft ist und des Weiteren per E-Mail und im Chatroom ausgebaut wird. June, die den Beobachter bereits gespürt hatte, erzählt Barry ihre Lebensgeschichte, wobei sie kein Blatt vor dem Mund nimmt. In allen Details schildert sie ihre sexuelle Beziehung zu Kalim, von ihrer nahezu willenlosen Ergebenheit ihm gegenüber. Barry ist fasziniert und angewidert zugleich. Und schließlich muss er erkennen, dass June ihm in einem entscheidenden Punkt etwas vorgespielt hat. Doch die Beziehung ist schon zu weit fortgeschritten, als dass Barry noch von June lassen könnte.

 

Die Lage spitzt sich zu und der Leser folgt den von ihren Obsessionen getriebenen und zwischen Liebe und Hass pendelnden Protagonisten in einem spannungsgelandenen Finale.

 

Fazit: Obwohl die Grundidee des Romans nicht aus Bayers Feder stammt, ist dem Autor letztlich ein sehr eigenständiges Werk mit einer packenden Kombination aus Spannung und Erotik gelungen.

 

Christa Roßmann

3/4 Sterne
3/4 von 5

© 2003 Christa Roßmann, Harald Kloth