Steven Jay Schneider (Herausgeber)

101 Kultfilme die sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist

Kultfilm. Aus Werbezwecken wird dieser Begriff heute sehr inflationär verwendet. Billig produzierte Filmchen werden damit etikettiert, um sie besser vermarkten zu können. Und auch größer budgetierte Filme werben schon beim Kinostart mit diesem Label. Doch was zeichnet einen Kultfilm wirklich aus? Aus meiner Sicht vor allem Eines: Eine treue Fangemeinde! Weder Studio, noch Produzenten oder Marketingfirmen - sondern Filmliebhaber machen einen Film zum Kultfilm. An der Kinokasse erfolgreiche Filme gehen den Weg der üblichen Verwertungskette: Kino - Videoverleih - Videoverkauf - Bezahlfernsehen - FreeTV. Kultfilme dagegen sind anfangs nur sehr selten erfolgreich, werden aber im Laufe von Jahren durch regelmäßige Kinoaufführungen oder den Heimkinomarkt zum langlebigen Kultobjekt.

 

Die Filmfreunden bekannte 101er Reihe aus der Edition Olms Zürich liefert mit 101 Kultfilme ein weiteres, sehr informatives Filmbuch. Im gewohnt handlichen Kompaktformat werden auf 416 Seiten einige der ausgefallendsten, dubiosesten und fragwürdigsten Werke der Filmgeschichte präsentiert. Das bizarre Midnight Movie Pink Flamingos (1972) von John Waters fehlt ebenso, wie der angeblich schlechteste Film aller Zeiten Plan 9 aus dem Weltall (1959) von Ed Wood. Der Independentfilm Donnie Darko (2001) von Richard Kelly ist enthalten, ebenso The Big Lebowski (1998) von Joel Coen.

 

Die Filmauswahl ist mit Sicherheit das Streitbarste an diesem ansonsten tollen Nachschlagewerk. Denn der Begriff Kultfilm ist sehr schwer zu definieren. Wo zum Beispiel ist die Abgrenzung zum Filmklassiker? Sind die Edgar Wallace- oder die Karl May-Verfilmungen Kultfilme? Andererseits will sich der Herausgeber mit den anderen 101er Bänden (101 Science Fiction-Filme, 101 Horrorfilme ...) nicht überschneiden. Und so kann dieser Band inhaltlich nur einen begrenzten Teil des Themas abdecken. Dies macht er aber hervorragend informativ und übersichtlich. Wie gewohnt, wird jede Filmbesprechung mit dem ganzseitigen Filmplakat begonnen. Darauf folgen zwei Textseiten und eine Bildseite.

 

Innerhalb der 101er Reihe besticht dieser Band durch seine grenzüberschreitende Reise, in der Gut und Böse, Sexualität und Anarchie ganz nah beieinander liegen.

 

Fazit: Bewährt gut, ist dieser Band vor allem für Science Fiction- und Horror-Fans absoluter Pflichtkauf. Aber auch alle anderen Filmliebhaber werden hier noch auf den ein oder anderen ihnen unbekannten Filmtitel stoßen. Wer keine Angst vor schrägen oder schlechten Filmen hat, wer Extreme im Kino liebt, sollte unbedingt zugreifen.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2013 Harald Kloth