Susanne Popp: Madame Clicquot und das Glück der Champagne

Hamburg ; Rowohlt Polaris ; 2020 ; 412 Seiten ; ISBN 978-3-499-00277-9
 
Für Barbe scheint eine Welt zusammenzubrechen, als sie ihren Mann tot in seinem Arbeitszimmer findet. Was soll nur aus ihr und der gemeinsamen Tochter Mentine werden? Da das Bekanntwerden des Selbstmords nicht nur gesellschaftlich eine Katastrophe wäre, handelt Barbe blitzschnell, lässt nach einer Freundin schicken und schafft es, das Ganze so aussehen zu lassen, als sei ihr Mann an einem Fieber gestorben. Doch wie soll es nun weitergehen im Hause Clicquot und was passiert mit der gemeinsam geführten Weinhandlung?

 

1805 werden von Frauen ganz andere Dinge erwartet und so ist es nicht verwunderlich, dass Barbe mit ihrem Plan, die Geschäfte allein weiterzuführen auf Unverständnis und Probleme stößt. Insbesondere ihr Schwiegervater, der zudem Anteilseigner ist, möchte sie davon abhalten. Doch Barbe bleibt hartnäckig, möchte sie doch im Andenken an ihren geliebten Mann die Champagnerproduktion optimieren. Große Unterstützung erfährt Barbe von ihrer Schwester Clémentine, die die kleine Mentine kurzerhand unter ihre Fittiche nimmt. Da Clémentine selbst Kinder hat, scheint es auf ein Kind mehr oder weniger nicht anzukommen. Zusammen mit einigen fähigen Männern gelingt es Barbe eine neue Methode zu entwickeln, der ihren Champagner ganz besonders macht. Sie erschafft eine Marke, die für Qualität und guten Geschmack steht. Selbst Napoleon genießt ihn. Schon bald spricht man auch außerhalb Frankreichs von diesem edlen Tropfen aus dem Hause Veuve Clicquot.

Privat scheint Barbe durch ihr selbstbestimmtes Leben Eindruck auf die Männer zu machen. Immer wieder offenbahrt der ein oder andere seine Gefühle für sie. Doch sie möchte sich nicht erneut binden und bleibt Witwe, da sie sonst den Champagner nicht mehr unter ihrem Namen verkaufen könnte. Selbst als das Geschäft mit Russland wegen Handelsblockaden und kriegerischen Auseinandersetzungen ins Wanken gerät, behält Barbe einen kühlen Kopf. Durch die guten Ratschläge ihrer männlichen Berater gelingt es ihr, die wertvollen Champagnerbestände in diesen schwierigen Zeiten zu bewahren. Doch was nützen die besten Produkte, wenn es keine geeigneten Abnehmer dafür gibt? Barbe wäre nicht Barbe, wenn sie nicht schon eine Idee hätte.  Ob das gewagte Unterfangen am Ende gelingen wird?
 
Susanne Popp erzählt in diesem Roman von einer bemerkenswerten Frau, die zu einer Zeit, in der Frauen sich eher auf familiäre und gesellschaftliche Verpflichtungen beschränkten, alleine ein Weingut führte und eine berühmte Champagnermarke etablierte. So manches Detail entspringt zwar der Fantasie der Autorin, doch die Geschichte rund um Madame Clicquot ist sehr gut in die tatsächlichen historischen Begebenheiten eingebettet. Man kann nachempfinden, was der frühe Tod des Ehemanns damals für eine Frau bedeutet hat und wie die Gesellschaft auf emanzipierte Frauen reagierte. Nebenbei erfährt man viele interessante Details rund um die Champagnerproduktion. Das Buch macht total Lust, einmal ein Gläschen dieses edlen Tropfens zu genießen.
 
Fazit: tolle Geschichte über die Frau hinter der Marke Veuve Clicquot. Ein absolut lesenswertes Buch!

 

Sonja Kraus

5 Sterne
5 von 5

 © 2021 Sonja Kraus, Harald Kloth