Richard Roper: Das Beste kommt noch

Roman

Hamburg ; Wunderlich ; 2020 ; 409 Seiten ; ISBN 978-3-8052-0044-8
 
Andrew Smith ist ein seltsamer Typ. Allein schon sein Beruf macht ihn zum Sonderling. Als Angestellter der Stadtverwaltung muss er in den Wohnungen von Menschen, die dort allein lebten und verstorben sind, nach Hinweisen auf Angehörige suchen. Außerdem ist es zur Entlastung der Staatskasse von Vorteil, wenn Andrew zusätzlich noch den ein oder anderen Sparstrumpf findet, mit dessen Inhalt das Begräbnis finanziert werden kann.

 

Weil sich Andrew diesen vereinsamten Menschen dennoch irgendwie verpflichtet fühlt, ist er oft der einzige Mensch, der an der Trauerfeier teilnimmt. Als Andrews Chef auf die Idee kommt, jeder solle als Teambildungsmaßnahme die Kollegen zu sich nach Hause zum Essen einladen, bekommt Andrew ein ernsthaftes Problem.

 

Anders als seine Kollegen glauben, hat Andrew nämlich weder Frau noch Kinder und statt in einem repräsentativen Haus lebt er in einem kleinen, finsteren Apartment, in dem er großflächig seine Eisenbahn aufgebaut hat. Gesellschaft leisten ihm nur die anderen Teilnehmer des Modeleisenbahnforums im Internet und seine geliebte Ella Fitzgerald, deren Platten er ständig hört.

 

Zu allem Überfluss wird Andrew auch noch die neue Kollegin Peggy zugeteilt, die er einarbeiten soll. Als verheiratete Frau mit zwei Kindern glaubt Peggy, in Andrew einen Kollegen gefunden zu haben, der in der gleichen Situation steckt wie sie. Obwohl es Peggy selbst nicht leicht hat, schafft sie es mit ihrer witzigen, aufgeschlossenen Art, den Sonderling Andrew aus der Reserve zu locken. Andrew mag die neue Kollegin und hat zunehmend Gewissensbisse, auch ihr gegenüber die erfundene Familie weiterleben zu lassen. Noch dazu wo ihm Peggy tiefe Einblicke in ihr Privatleben gewährt. Je länger Andrew mit Peggy zusammenarbeitet, desto mehr spürt er, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt. Aber durch seine Lüge ist ohnehin schon alles zu spät. Oder etwa doch nicht?

 

Dieser Debütroman vereint eine äußerst skurille Geschichte mit merkwürdigen Schauplätzen und sonderbaren aber liebenswürdigen Charakteren. Ropers Hauptfigur Andrew ist ein Mensch, den ein traumatisches Erlebnis aus der Bahn geworfen hat. Er führt seither ein graues, tristes Leben, bis der Farbtupfer in Form der quirligen neuen rothaarigen Kollegin Peggy in sein Leben tritt. Manchmal braucht es eben solche Impulse von außen, damit etwas Bewegung ins erstarrte Leben kommt.

 

Fazit: Eine rundherum gelungene, unterhaltsame und schräge Geschichte mit schrägen Figuren, die schräge Dinge tun.

 

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2020 Sonja Kraus, Harald Kloth