Caren Benedikt: Das Grand Hotel

Die nach den Sternen greifen. Band 1

Roman

München ; Blanvalet ; 2020 ; 525 Seiten ; ISBN 978-3-7645-0707-7
 
Als die Leiche eines Binzer Geschäftsmanns ausgerechnet am Strand vor dem Grand Hotel gefunden wird, befürchtet die Hoteleigentümerin Bernadette von Plesow einen Imageschaden für ihr Haus. Nach einem schlimmen Brand und dem Tod ihres Ehemanns hat Bernadette schließlich mit allen Kräften den Wiederaufbau des Hotels vorangetrieben und möchte nun, dass die Insel Rügen und der Ort Binz zum bevorzugten Aufenthaltsort für Erholungssuchende aus der Großstadt Berlin werden. Da ist ein mysteriöser Todesfall in unmittelbarer Nähe zum Hotel äußerst unpassend.

Ob es damit zu tun hat, dass neulich zwei Männer eine Schaufensterversicherung für das Hotel empfohlen haben, was natürlich im Grunde Schutzgelderpressung war? Sollte dies etwa ein Warnschuss dieser Männer sein, dass sie auch vor weiteren Morden nicht zurückschrecken?

Was niemand weiß, was aber gegen die Konventionen der damaligen Zeit zu verstoßen scheint: Alexander, Bernadettes Sohn und Geschäftsführer des Hotels besitzt lediglich 30 Prozent des Hotels - die eigentliche Inhaberin ist Bernadette. Nach außen wirkt es allerdings stets so, als sei Alexander der Hotelbesitzer. Gegenüber ihren Angestellten führt Bernadette ein strenges Regiment. Das Zimmermädchen Marie, deren Mutter bis zu ihrem frühen Tod ebenfalls im Hotel gearbeitet hat, ist dennoch wie eine Tochter für sie.  Vor allem so gelehrig und fügsam -  ganz wie man es sich von einer Tochter wünschen würde.

Bernadettes Tochter Josephine ist da zu ihrem Bedauern ganz anders.  Seit der Rückkehr aus Paris, wo sie an einer berühmten Kunstakademie studiert hat, weiß sie noch weniger, was sie will. Als die Möglichkeit besteht, die Tochter nach Berlin zu schicken, fällt Mutter und Tochter der Abschied aber letztlich doch schwer. In Berlin betreibt Bernadettes ältester Sohn Constantin von Plesow das Hotel Astor und ein dazugehöriges Varieté.  Die Geschäfte laufen gut, denn in den Goldenen Zwanziger Jahren wollen sich die Berliner amüsieren. Was Bernadette nicht ahnt, ist die Tatsache, dass ihr Sohn, der auch mit Prostitution, Rauschgift und Schutzgelderpressungen sein Geld verdient, ein wesentlich schlechterer Mensch ist als sie glaubt.

Sind es seine zwielichtigen Geschäfte, die nun auch das Grauen ins ansonsten beschauliche Binz gebracht haben? Als dann auch noch ein Mann auftaucht, der Bernadettes seit langem gehütetes Geheimnis lüften und damit ihr so mühsam aufgebautes Leben zerstören könnte, droht alles zu eskalieren.

Bisher hat die Autorin Petra Mattfeldt nur Krimis veröffentlicht. Unter dem Pseudonym Caren Benedikt wagt sie nun ein neues Projekt. Dieses Buch bildet den Auftakt zu einer Familiensaga, die in der sehr spannenden Zeit der Goldenen Zwanziger Jahre spielt. Die Autorin schafft es, die Stimmung dieser Zeit sehr gut einzufangen und die Zerissenheit der einzelnen Charaktere geschickt in ihre Geschichte einzubinden. Diese ist gut konstruiert und entwickelt bereits nach einigen wenigen Seiten eine enorme Sogwirkung.

 

Fazit: Binzer Bäderromantik trifft auf Babylon Berlin - ein toller Auftakt, der Lust auf die nachfolgenden Bände macht!

 

Sonja Kraus

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2020 Sonja Kraus, Harald Kloth