Ewald Arenz: Alte Sorten

Roman

Köln ; DuMont ; 2019 ; 255 Seiten ; ISBN 978-3-8321-8381-3

Sally möchte einfach nur weg - nichts und niemanden mehr sehen und hören. Sie will endlich nicht mehr das tun müssen, was andere von ihr erwarten. Bewusst lässt sie ihr Handy zurück und hinterlässt auch keinerlei Nachricht, was sie vorhat. Sie weiß es momentan ja selbst nicht. Mitten in einem Weinberg begegnet sie Liss, einer Frau, die altersmäßig ihre Mutter sein könnte. Wie selbstverständlich fordert diese Sally auf, ihr zur Hand zu gehen. Und Sally, die ansonsten so allergisch auf jegliche Art von Anweisungen reagiert, packt mit an. Die wortkarge Liss spürt wohl, dass das Mädchen gerade eine schwere Zeit durchmacht und einen Unterschlupf braucht. Kurzerhand bietet sie Sally an, auf ihrem Hof, den sie ganz alleine bewirtschaftet, zu übernachten.

Nach und nach lernen sich die beiden Frauen etwas näher kennen und erahnen auch die Abgründe im Leben der anderen. Während Sally das Leben auf dem Hof, die Arbeit auf dem Feld und die viele Zeit in der Natur erdet, wühlt deren Anwesenheit bei Liss einiges auf. Zudem ist die Situation nicht gerade unproblematisch, denn die Eltern der minderjährigen Sally wissen immer noch nichts über deren Verbleib. Ob diese Schicksalsgemeinschaft Bestand haben wird?

Ewald Arenz hat für diesen Roman zwei starke Frauenfiguren erschaffen, die auf den ersten Blick gar nicht unterschiedlicher sein könnten. Mit der Zeit wird deutlich, wie ähnlich sich aber diese beiden Frauen in Wirklichkeit sind. Verbundenheit und Nähe entstehen immer dann, wenn man sich in anderen Menschen wiedererkennen kann.

Auch wenn beide Figuren schwere Zeiten hinter sich haben, wird am Ende deutlich, wie richtungsweisend manchmal die bloße Anwesenheit eines anderen Menschen sein kann. Dass einen diese Geschichte bereits ab der ersten Seite in ihren Bann zieht, liegt an der meisterhaften Erzählweise des Autors.

Fazit: Brilliant erzählt - dieses Buch sollte man gelesen haben!

 

Sonja Kraus

5 Sterne
5 von 5

© 2020 Sonja Kraus, Harald Kloth