Sebastian Fitzek: Das Geschenk

Psychothriller

München ; Droemer ; 2019 ; 366 Seiten ; ISBN 978-3-426-28154-3

Milan Berg hat sein Leben auf einer Lüge aufgebaut, die zunehmend zu Komplikationen führt. Er ist Analphabet. Buchstaben sind für ihn nicht zu entschlüsselnde Hieroglyphen. In seinem Job als Kellner in einem Restaurant findet er kreative Ausreden, wenn er Dinge lesen oder schreiben soll. Selbst Andra, mit der er bereits seit längerer Zeit in einer Beziehung lebt, scheint nichts von seinem Problem bemerkt zu haben. Dank vieler technischer Hilfmittel wie Sprachsteuerung etc. umschifft Milan so manche sprachliche Hürde.

Eines Tages geschieht etwas, das Milans Leben komplett aus der Bahn wirft. Er steht mit dem Rad an einer Ampel, als sein Blick auf den Rücksitz eines Wagens fällt. Ein verängstigtes Mädchen presst einen Zettel an die Scheibe. Doch Milan kann die Botschaft natürlich nicht lesen. Da er merkt, dass hier offenbar etwas nicht stimmt, nimmt er die Verfolgung des Wagens auf. Doch am Ziel angekommen, scheint er sich getäuscht zu haben, denn es bietet sich ein völlig normales Bild. Vater, Mutter und Kind kommen vom Einkaufen nach Hause und tragen die Einkäufe ins Haus.

Etwas durcheinander fährt Milan anschließend zur Arbeit ins Lokal. Der letzte Gast an diesem Abend ist etwas seltsam. Er tut sehr geheimnisvoll und überreicht Milan ein Geschenk. Es handelt sich um eine Medikamentendose und Milan soll von nun an täglich eine Tablette nehmen. Was ihn aber am meisten verstört, ist die Aussage des Mannes, dass er dann vielleicht wieder lesen können wird. Heißt das, er konnte früher schon einmal lesen? Als Andra den Hilferuf entdeckt, den Milan aus dem Gedächtnis auf einen Block gezeichnet hat, fahren sie zusammen zu dem Haus. Dort angekommen bemerken sie, dass es verlassen ist und Milan zweifelt an seinem Verstand.

Im Inneren finden sie aber ein Foto, auf dem Milan eindeutig das Mädchen aus dem Wagen erkennt. Das altertümliche verstaubte Telefon beginnt zu klingeln. Der Entführer verlangt von Milan eine hohe sechsstellige Summe, da er sonst das Mädchen töten wird. Die Spur führt auf die Insel Rügen und damit zurück in Milans eigene Vergangenheit. Nach dem Tod seiner Mutter sind der Vater und er nach Berlin gezogen und seither waren sie auch nicht mehr auf der Insel. Was ist damals in seinem Elternhaus wirklich passiert? Was verheimlicht Milans Vater Kurt? Hat Milans Jugendliebe Yvonne etwas damit zu tun? Wird Milan verhindern können, dass der Entführer Jakob dem Mädchen noch mehr antut?

 

Sebastian Fitzek hat passend zur Weihnachtszeit ein Buch vorgelegt, dass schon aufgrund des Titels perfekt passt. Die Thematik des Analphabetismus und die Lebenswelt der Betroffenen wird sehr geschickt in die Geschichte eingebaut.

Das Buch ist sehr spannend aufgebaut - die Perspektivwechsel und Zeitsprünge entfalten eine Sogwirkung, wie man es bei einem guten Thriller erwartet. Nach der fulminanten Verfolgungsjagd ist der Schluss leider etwas enttäuschend, aber das ist wohl Geschmackssache.

Fazit: ein fesselnder Thriller, dem zum Schluss leider etwas die Puste ausgeht.

 

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2019 Sonja Kraus, Harald Kloth