Mauricio Gomyde: Die schönste und die traurigste aller Nächte

Roman

Hamburg ; Rowohlt Polaris ; 2019 ; 381 Seiten ; ISBN 978-3-499-00048-5

Amanda, die Tochter eines Diplomaten tanzt beim Abschlussball endlich mit Victor, auf den sie schon lange ein Auge geworfen hat. Die beiden küssen sich und alles könnte so wunderbar sein, wäre nicht dieser schöne Abend gleichzeitig auch ein trauriger, denn Amanda muss gleich am nächsten Tag Abschied nehmen von Brasilien und mit Ihren Eltern nach Kenia umziehen, da der Vater dort in der Botschaft arbeiten wird. Von Victor konnte sie sich nicht einmal richtig verabschieden, da der plötzlich wie vom Erdboden verschwunden war.

Zwanzig Jahre später ...
Victor, der mittlerweile im Süden Brasiliens ein sehr erfolgreiches Weingut in einer abgelegenen Gegend betreibt, erhält die Einladung zum Klassentreffen des Abschlussjahrgangs 1997. All die Erinnerungen kommen wieder in ihm hoch und vor allem auch die Traurigkeit über den Verlust von Amanda. Als er aber erfährt, dass seine Jugendliebe nicht wie er glaubte bei einem Bombenattentat in Kenia gestorben ist, bucht er den Flug.

Nach dem schrecklichen Attentat, bei dem ihre Eltern ums Leben kamen, wurde Amanda bei Ihren Verwandten in Argentinien aufgenommen, die versuchten, sie durch die Phase der tiefen Trauer und der Schuldgefühle zu begleiten. In Juan, einem wesentlich älteren Mann sah sie wohl damals ihre Rettung und heiratete ihn. Als Ehefrau eines einflussreichen Politikers fungiert sie aber meist nur als schmückendes Beiwerk und wird wie eine Trophäe präsentiert. Glücklich ist Amanda nur, wenn sie als Buchhändlerin in einer der schönsten Buchhandlungen von Buenos Aires – dem El Ateneo – arbeiten darf, was Juan überhaupt nicht gutheißt, den in seinen Augen hat die Frau eines so bedeutenden Politikers nicht zu arbeiten. Als sie die Einladung erhält, weckt dies auch in ihr Erinnerungen an damals und auch sie sagt ihre Teilnahme zu obwohl Juan dagegen ist und ihr droht.

Trotz aller Widrigkeiten sehen sich Amanda und Victor wieder und schwelgen in Erinnerungen. Schnell wird deutlich, dass es zwischen den beiden immer noch knistert. Aber eine Sache belastet ihr Verhältnis. Victor hat ein Geheimnis vom dem er glaubt, es um jeden Preis geheim halten zu müssen. Rational ist es auch nicht zu erklären, was mit Victor immer wieder geschieht. Wenn er glücklich ist, springt er zurück in die Vergangenheit und erlebt schöne Momente mehrfach. Wenn er traurig ist, gibt es einen Zeitsprung in die Zukunft. Ist Amanda wirklich die Ursache für all das oder haben die Vorkommnisse der Vergangenheit gar nichts damit zu tun? Und können die beiden wirklich einfach an damals anknüpfen?

Dieser erste ins Deutsche übersetzte Roman des brasilianischen Autors Maurício Gomyde ist eine verrückt-schöne Geschichte über eine Liebe, die die Grenzen von Raum und Zeit überwindet. Die Zeitsprünge und Wiederholungen sind zwar im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig, tragen aber wesentlich zum Gesamtkonzept bei, das dadurch in sich stimmig bleibt. Besonders schön ist die Aufmachung wie etwa die Seiten mit Denkanstößen und Gedankensplittern zum Thema Glück, die einzelnen Abschnitten vorangestellt sind.

Fazit: ein tolles Buch für Liebhaber schöner Geschichten mit übernatürlichem Touch.

 

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2019 Sonja Kraus, Harald Kloth