Albrecht Selge: Fliegen

Roman

Berlin ; Rowohlt ; 2019 ; 172 Seiten ; ISBN: 978-3-7371-0067-0

Eine Frau lebt im Zug. Sie hat eine Bahncard 100 und steigt nur aus, um umzusteigen oder kleine Besorgungen zu erledigen. Nach und nach erfährt der Leser, dass es auch ein Leben vor der Zugfahrt gab. Es gab eine Wohnung, es gab einen Mann, genannt Lockenkopf und ihre gute Freundin Lilo.

Jetzt gibt es nur noch die Abteile oder Großraumwägen der Deutschen Bahn. Die Frau beobachtet das Leben, das rundherum um sie stattfindet. Sie hat nur das Notwendigste bei sich, eine paar frische Sachen zum Wechseln, sowie ihre Papiere.

Der Autor beschreibt durch die Beobachtungen seiner Protagonistin unsere Gesellschaft sehr genau. Mit teils philosophischen Betrachtungen „Ging eins nahtlos ins andre über, kaum zu sagen, wo Hinausblicken aufhört und Hineinschauen anfängt.“ regt er zum Nachdenken während des Lesens an.

Ein Blick auf unsere immer mobiler werdende Gesellschaft und was bleibt, wenn nur mehr das Reisen bleibt.

Fazit: ein etwas anderes Fliegen durch die Zeit.

 

Matthias Wagner

4 Sterne
4 von 5

© 2019 Matthias Wagner, Harald Kloth