Jessica Fellowes: Unter Verdacht

Die Schwestern von Mitford Manor, Band 1

München ; Pendo ; 2018 ; 495 Seiten ; ISBN 978-3-86612-452-3

London im Jahre 1920. Die 19-jährige Louisa Cannon kämpft sich zusammen mit  ihrer Mutter, die als Wäscherin arbeitet, durchs Leben. Ihr Onkel Stephen drangsaliert die beiden wo er nur kann. Statt auch etwas zum Lebensunterhalt beizutragen, hat er bei vielen Leuten Schulden. Als er Louisa eines Tages grob packt und in einen Zug verfrachtet, damit sie sich einem seiner Gläubiger erkenntlich zeigt, wird es Louisa zu viel. Zu allem Überfluss hat ihr der Onkel auch noch einen an sie adressierten Brief vorenthalten.

 

Sie schnappt sich den Brief und springt kurzerhand aus dem bereits fahrenden Zug. Als sie sich dabei verletzt, wird der Bahnpolizist Guy Sullivan auf die junge Frau aufmerksam und kümmert sich um sie. Louisa hat in der Zwischenzeit durch den Brief erfahren, dass sie zu einem Vorstellungsgespräch in Mitford Manor eingeladen wurde, doch der Termin ist noch am selben Tag. Louisa beginnt der Mut zu verlassen, doch mit Guys finanzieller Hilfe und einem Freifahrschein schafft sie es doch noch, spätabends in Mitford Manor anzukommen. Dort ist man zwar zunächst verwundert über das späte Erscheinen, bietet Louisa aber sofort eine Stelle als Assistentin des Kindermädchens an.

Louisa ist überglücklich. Sie hat es geschafft und darf ab sofort im herrschaftlichen Anwesen von Lord und Lady Mitford wohnen und arbeiten. Nanny Blor ist froh über die Unterstützung und auch die Töchter der Mitfords schließen die Neue gleich ins Herz. Tom, der einzige Sohn des Hauses weilt zwar im Internat, mag die Neue allerdings auch auf Anhieb. Nancy, die bald ihren 18. Geburtstag feiern wird, sieht in Louisa eher eine Vertraute als eine Bedienstete. Der spektakuläre Mordfall an der Krankenschwester Florence Nightingale Shore hält die Gegend derweil in Atem. Sowohl der Bahnpolizist Guy als auch die beiden jungen Frauen sind fasziniert von dem Fall und beginnen damit, Nachforschungen anzustellen.

Auf einem Ball lernen sie Roland Lucknor kennen, der zufälligerweise auch in Ypern war und demnach die Krankenschwester Shore gekannt haben müsste. Er bestreitet dies jedoch. Als er eines Tages in Mitford Manor übernachtet, träumt er schlecht und Louisa wird Zeugin, wie er im Traum nach Schwester Shore ruft. Er hat Nancy und Louisa also ganz offensichtlich angelogen. Als Louisa dann in seiner Tasche auch noch das Sparbuch von Rolands Kameraden Xander findet, der sich in Ypern das Leben genommen haben soll, wird die Sache immer mysteriöser. Guy, der mittlerweile wegen seiner Schnüffeleien aus dem Dienst entlassen wurde, ermittelt auf eigene Faust weiter und hält immer noch Kontakt zu Louisa, an der er einen Narren gefressen hat. Kann es sein, dass Roland etwas mit dem Angriff auf Florence Shore zu tun hat? Ein Puzzleteilchen fügt sich ans nächste und die Lösung des Falls scheint immer näher zu rücken.

Mit diesem ersten Band legt die Autorin Jessica Fellowes den Grundstein für eine neue Buchreihe rund um die Schwestern von Mitford Manor, die im Übrigen wirklich existierten. Jeder Band wird sich einer anderen der sechs Schwestern widmen. Auch thematisch hat sich die Autorin für den ersten Band einen real existierenden Kriminalfall ausgesucht und fiktionalisiert. Man fühlt sich beim Lesen immer wieder an Agatha Christie erinnert, da der Mord im Zug stattfindet. Jessica Fellowes schafft es, die glamouröse Zeit der Goldenen Zwanziger (mehr Historische Romane) heraufzubeschwören und den Lesern das England zwischen den Weltkriegen durch tolle Figuren nahezubringen.

Fazit: Pures Lesevergnügen - man darf auf die weiteren Bände gespannt sein!

Sonja Kraus

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2019 Sonja Kraus, Harald Kloth