Daniel Speck: Piccola Sicilia

Roman

Frankfurt ; FISCHER; 2018 ; 621 Seiten ; ISBN: 978-3-596-70162-9

Ninas Leben befindet sich gerade an einem Wendepunkt. Ihre Ehe mit Gianni ist gescheitert, aber die Scheidungspapiere möchte sie doch noch nicht sofort unterschreiben. Da erreicht sie der Anruf ihres alten Freundes Patrice, der vor Sizilien nach einem mysteriösen Nazi-Schatz sucht.

Als sich die Deutschen aus Tunis zurückzogen sollen sie noch versucht haben, sechs Kisten beschlagnahmten jüdischen Schmuckes außer Landes zu bringen. Doch das Flugzeug stürzte offenbar ins Meer und ebenjenes Flugzeug will Patrice jetzt finden. Dabei ist er auch auf den Namen von Ninas Großvater gestoßen, der eigentlich als in der Wüste verschollen galt. Kann das sein? Nina ist verwirrt und reist nach Italien.

Als sie in Marsala neben Angehörigen anderer Besatzungsmitglieder auch noch auf Joëlle trifft, gerät Ninas Welt ins Wanken. Joëlle behauptet nämlich, dass Ninas Großvater Moritz ihr Vater sei. Während sich die Bergungsarbeiten des Flugzeugwracks hinziehen, erfährt Nina von Joëlles Familie. Die jüdische Familie Sarfati lebte in Piccola Sicilia, dem italienischen Viertel von Tunis. Dort herrschte ein friedliches Nebeneinander von Juden, Muslimen und Christen, bis der Krieg kam und das Klima vergiftete.

Joëlles Mutter Yasmina war von den Sarfatis adoptiert worden, weil sie ebenfalls Jüdin war. Zu Victor, dem Sohn der Sarfatis hatte Yasmina ein sehr inniges Verhältnis, was ihr letztlich auch zum Verhängnis werden sollte. Denn in Zeiten in denen aus Freunden plötzlich Feinde werden, ist keiner mehr sicher. Aber was verbindet den Nazi Moritz mit der jüdischen Familie?
Stück für Stück enthüllt Joëlle eine faszinierende Familiengeschichte voller Geheimnisse.

Daniel Speck arbeitet mit ‚Piccola Sicilia‘ ein Stück deutscher Geschichte auf, dem bisher noch wenig Beachtung geschenkt worden ist. Auch in Nordafrika versteckten Muslime jüdische Nachbarn vor den Deutschen. Die Geschichte beruht außerdem auf einer wahren Begebenheit und zeigt, dass auch in barbarischen Zeiten die Menschlichkeit über allem stehen kann.

Der Autor versteht es, die von Joëlle erzählten Rückblicke so geschickt mit den Geschehnissen der erzählten Gegenwart zu verknüpfen, dass das Buch vom Anfang bis zum Ende spannend und unterhaltsam bleibt.

Fazit: eine spannend erzählte Geschichte, die uns lehrt, wie wichtig es ist, Menschlichkeit zu zeigen – damals wie heute.

Sonja Kraus

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2018 Sonja Kraus, Harald Kloth