Lori Nelson Spielman: Heute schon für morgen träumen

Roman

Frankfurt ; FISCHER Krüger ; 2018 ; 397 Seiten ; ISBN: 978-3-8105-3062-2

Emilia, die einfach oft nur Em genannt wird, ist hin- und hergerissen. Soll Sie die Einladung Ihrer Tante Poppy annehmen und diese nach Italien begleiten? Ihrer Nonna Rosa ist die ganze Sache ein Dorn im Auge. So war es immer schon, wenn es um Poppy ging. Aus welchem Grund auch immer scheint das Band zwischen den beiden Schwestern für alle Zeit zerrissen zu sein. Andererseits wäre diese Reise für Em auch eine riesengroße Chance. Statt sich permanent von anderen Familienmitgliedern bevormunden zu lassen, könnte sie ein Abenteuer erleben und für eine kurze Zeit die Freiheit genießen. Verständlich, dass die Familie von der Idee alles andere als begeistert ist. Schließlich ist Em regelmäßig Kindermädchen für die Töchter ihrer Schwester Daria. Tagein und tagaus arbeitet sie außerdem als Bäckerin im elterlichen Geschäft um dann abends in ihre kleine Wohnung zurückzukehren, wo nur ihr Kater auf sie wartet. Alle haben sich damit abgefunden, dass es keinen Mann in Emilias Leben gibt, obwohl sie schon dreißig ist. Auf den zweitgeborenen Töchtern der Familie Fontana lastet nämlich offenbar ein Fluch. Sie sind dazu verdammt, alleine zu bleiben.

Letztlich ist es dann auch die Hoffnung darauf, dass ihre Tante Poppy in Italien diesen Fluch durchbrechen könnte, die Em und ihre Cousine Lucy – ebenfalls eine Zweitgeborene – dazu bewegen, die Reise anzutreten. Das Vorhaben der flippigen Tante scheint verrückt zu sein. Vor über fünfzig Jahren hat sie einem Mann, den sie damals liebte, das Versprechen gegeben, dass sie an ihrem achtzigsten Geburtstag auf den Kirchentreppen in Ravello auf ihn warten wird. Die Hintergründe der Geschichte erfahren Emily und Lucy im Laufe der Reise immer häppchenweise. Schnell wird deutlich, dass diese Reise für die Tante die letzte ihres Lebens sein wird und sie möglicherweise gar nicht mehr nach Amerika zurückkehren wird. Sie ist unheilbar krank und hat nicht mehr lange zu leben. Dennoch überrascht die alte Frau ihre Nichten immer wieder mit ihrer ungetrübten Zuversicht und positiven Lebenseinstellung. Ob ihr größter Wunsch, das langersehnte Wiedersehen mit dem geliebten Mann wohl Wirklichkeit wird?

Lori Nelson Spielmans Roman ist eine Familiengeschichte mit Sogwirkung. Durch die in regelmäßigen Abständen eingestreuten Rückblenden in die Vergangenheit wird die außergewöhnliche Lebensgeschichte der flippigen Poppy erzählt. Zwar ist so manches an vielen Stellen vorhersehbar, aber dennoch bleibt der Roman unterhaltsam. Das Buch hat alles, was man sich für so eine Geschichte wünscht: Leichtigkeit und Tiefgang zugleich. Und am Ende bleibt die Erkenntnis, dass man seine Träume nicht aufgeben sollte.

Fazit: Familiengeschichte mit viel Herz und Schmerz.

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2018 Sonja Kraus, Harald Kloth