Valerie Jakob : Hôtel Atlantique

Roman

Reinbek ; Rowohlt ; 2018 ; 474 Seiten ; ISBN 978-3-499-29038-1

Der fünfzehnjährige Karim hat einfach nur Pech. Da bricht er ausgerechnet bei der pensionierten Polizistin Madame Gueron ein, die ihm plötzlich mit einer Waffe gegenübersteht. Delphine Gueron verzichtet aber darauf, den Vorfall ihren Kollegen zu melden. Stattdessen schlägt sie dem verdutzten Karim einen Deal vor. Er muss ihr mit kleinen Hilfsdiensten unter die Arme greifen und im Gegenzug lässt sie die Einbruchssache auf sich beruhen. Karim lässt sich auf den Deal ein.

Zu seinen Aufgaben gehört auch, dass er Delphines Freundin Aurélie aus Moby Dick vorlesen muss. Aurélie stürzt kurz darauf aus ihrem Zimmer im Hôtel Atlantique zu Tode. War es ein Schwächeanfall? Daran will Delphine nicht glauben. Hat Aurélies geldgieriger Neffe Damien etwas damit zu tun? Und welche Rolle spielt Richard, der für Aurélie wie ein Bruder ist? Die beiden verbindet eine schwierige Vergangenheit, denn als Kind einer Frau, die sich mit einem deutschen Soldaten eingelassen hatte, durchlebte Richard eine schlimme Kindheit voller Demütigungen und Anfeindungen. Ist die Vergangenheit am Ende der Schlüssel zur Lösung des Falles? Zusammen mit ihrem jungen Helfer Karim ermittelt Delphine Gueron.

Hôtel Atlantique ist ein spannendes Buch. Neben der Lösung des Kriminalfalles wird auch ein düsteres Kapitel europäischer Nachkriegsgeschichte beleuchtet. Richards Geschichte steht beispielhaft für das Schicksal der vielen Wehrmachtskinder, die nach Kriegsende zusammen mit ihren Müttern zu Geächteten wurden.

Fazit: eine spannende Geschichte mit historischem Tiefgang.

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2018 Sonja Kraus, Harald Kloth