Sarah Haywood: Der Kaktus

Wie Miss Green zu küssen lernte

München ; Pendo ; 2018 ; 393 Seiten ; ISBN 978-3-86612-443-1  

 

Im Leben von Susan Green gibt es keine Überraschungen. Alles ist geplant, denn mit Unvorhergesehenem kann sie nicht gut umgehen. Auch emotional will Susan stets die Kontrolle haben. Mit Richard scheint sie einen Seelenverwandten gefunden zu haben, denn auch ihm genügt ein wöchentliches Treffen. Immer mittwochs treffen sich die beiden für Theaterbesuche und mehr.

Mit Mitte vierzig lebt Susan ein Leben, das für die meisten Menschen wohl eher der Albtraum wäre. Alles scheint in geregelten Bahnen zu laufen und zwar genau wie Susan es sich vorstellt – der Job bei der Versicherung, die Kakteensammlung, die eigene Wohnung.

Als dann aber Susans Mutter stirbt, gerät dieses Leben zunehmend aus den Fugen. Sie will partout nicht akzeptieren, was testamentarisch festgelegt wurde. Ihr chaotischer und nichtsnutziger Bruder Edward soll nämlich lebenslanges Wohnrecht im elterlichen Haus bekommen. Damit könnte das Haus nicht veräußert werden und Susan würde auch nichts von ihrem Erbe erhalten.

Da sie ihrer Mutter eine solch ungerechte und ungeheuerliche Regelung nicht zutraut, ist Susan fest davon überzeugt, dass Edward hinter der ganzen Sache steckt. Er muss die Mutter unter Druck gesetzt und sie damit zu der Entscheidung gedrängt haben. Um dagegen vorzugehen, holt sich Susan juristischen Rat.

Derweil stellt sie zu allem Überfluss auch noch fest, dass die wöchentlichen Treffen mit Richard nicht ohne Folgen geblieben sind. Eine Schwangerschaft ist das, was Susan jetzt am allerwenigsten brauchen kann. Um auch in dieser Lebenssituation die Kontrolle über ihr Leben zu behalten, trennt sie sich von Richard. Es ergeben sich noch einige andere Dinge, die Susans Leben durcheinanderbringen. Rob, ein Kumpel ihres Bruders, dem sie erst böse Absichten unterstellt, wird zum Retter in der Not.

Langsam beginnt Susan, die manchmal ihren Kakteen nicht unähnlich ist, ihre Stacheln abzulegen und sich anderen Menschen zu öffnen. Dabei stellt sie mit Erstaunen fest, dass das Leben sogar viel schöner sein kann, wenn man bestimmte Dinge einfach zulässt und wartet, bis sie auf einen zukommen.

Mit der Figur der Susan Green hat die Autorin Sarah Haywood in ihrem Debütroman eine äußerst sympathische Protagonistin geschaffen. Von Anfang an fühlt man sich ihr verbunden und muss über ihre Verschrobenheiten schmunzeln.

Fazit: eine sehr unterhaltsame Lektüre - dieses charmante Buch muss man einfach mögen.

 

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2018 Sonja Kraus, Harald Kloth