Regensburger Almanach 2017

Die Gegend musste eine Stadt herbei locken

Herausgegeben von Peter Morsbach

Regenstauf ; MZ-Buchverlag ; 2017 ; 248 Seiten ; ISBN 978-3-86646-359-2

„Fast monatlich erfahren wir von irgendeinem Ranking, in dem unsere Stadt irgendeinen Spitzenplatz belegt“, sagt Peter Morsbach in seinem Vorwort. Der Herausgeber des jüngsten Regensburger Almanachs stellt „Licht- und Schattenseiten einer reich gewordenen Stadt“ in den Fokus.

Aufgegriffen wird das Jahresthema 2017 zunächst von Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer: als Herausforderung der Kommunalpolitik, innerhalb der als „Insel der Glückseligen“ bezeichneten Stadt das soziale Netz tragfähiger zu knüpfen. Jenseits des Rathauses informieren Autoren wie Michael Eibl von der Katholischen Jugendfürsorge („Kein Jugendlicher darf verlorengehen!“) über Angebote für bestimmte Teile der Stadtgesellschaft, etwa junge Bürger. Reinhard Kellner von den Regensburger Sozialen Initiativen erklärt unter dem Motto: „Teilhaben! Kultur für Einkommensarme“, dass Regensburger über den Verein Kultür eine Kino- oder Konzertkarte für andere mitkaufen können. – Informative und eher unbequeme Kapitel, die man vom Buchcover mit dem gefühlt hunderttausendsten Domfoto samt dem vielzitierten Goethe-Spruch „Die Gegend musste eine Stadt herbei locken“ niemals vermutet hätte.

Es wäre aber kein traditionsreicher Almananach, wie er im ursprünglich MZ-eigenen Buchverlag und nun als Imprint des Battenberg Gietl Verlags in Südostbayern erscheint, enthielte er kein wunderbares Porträt irgendeines Regensburger Originals. Diesmal aus der Feder des ehemaligen Woche- und MZ-Redakteurs Harald Raab über Ludwig Hofmaier, der in den Vierzigern in Saal an der Donau geboren wurde: Der sogenannte Handstand-Lucki, der 1967 von Regensburg nach Rom auf seinen Händen gelaufen und schon damals berühmt geworden war. Wiederbegegnen kann man ihm nun als Antiquitätensammler bei „Bares für Rares“, der Trödelmarkt-Sendung im ZDF. Lucki Hofmaier, auch wenn er längst aus der Donaustadt weggezogen ist, ist also ein gleich doppelt berühmtes, etwas schlitzohriges Regensburger Original. Raab versteht es seine Geschichte wunderbar zu erzählen und mit eigenen Fotos noch anschaulicher zu machen – ein Kapitel aus dem Regensburger Almanach 2017, das schon für sich alleingenommen das Aufschlagen des Sammelbandes lohnt.
Abgerundet wird er durch zwei Beiträge von überregional renommierten Autoren mit regionalem Bezug. Benno Hurt rezensiert das Buchdebüt von Sanja Schwarz und führt ein Interview mit der jungen Autorin, Petra Morsbach widmet ihre literarischen Überlegungen dem 2017 verstorbenen Atlantis-Buchhändler Fred Strohmaier. Und im Jahr des Aufstiegs in die zweite Bundesliga bekommt das auch Thema (Fussball-)Sport den Platz, der ihm in einem Querschnitt durch die Jahresereignisse gebührt.

Fazit: Querschnitt des vergangenen Jahres in Regensburg, der von nachdenklich machenden Sachinformationen über Kultur oder Sport bis humorvollen Porträts von Charakterköpfen reicht.


Gertraud Kellers

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2018 Gertraud Kellers, Harald Kloth