Iny Lorentz: Die Widerspenstige

Roman

München ; Knaur ; 2017 ; 677 Seiten ; ISBN 978-3-426-66383-7

 

Wie so oft beginnt ein Roman von Iny Lorentz mit großem Unrecht für die Protagonistin. Johanna von Allersheim und ihr Zwillingsbruder Karl werden von ihrer intriganten Stiefmutter um ihr Erbe betrogen. Um einer ungeliebten Ehe zu entgehen, überredet Johanna ihren Bruder zur Flucht. Aus Furcht vor Entdeckung verkleidet sie sich als Mann. Die Geschwister schaffen es, sich nach Polen abzusetzen. In der Heimat ihrer Mutter hoffen sie auf den Einfluss ihrer Familie. Um diese zu finden, wenden Sie sich zunächst an den polnischen König Jan III. Sobieski. Der versucht die Zwillinge wiederum für seine eigenen Zwecke einzusetzen und schickt sie zu  Adam Osmanski, einem entfernten Cousin und Festungskommandanten im umkämpften Grenzland. Dort sollen sie sich als Kämpfer bewähren, um für den König in den Krieg zu ziehen. Johanna verpasst es unterdessen, ihr wahres Geschlecht zu offenbaren. Nun bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Posse zu spielen. Als selbstbewusste, junge Frau gelingt ihr das spielend und niemand schöpft Verdacht. Dabei ahnt sie nicht, dass  Adam Osmanski ihr wahres Geschlecht sehr wohl kennt.  Aus Neugier und um sie - als einzige Frau unter den vielen raubeinigen Männern - zu schützen, lässt er sie  gewähren. Er achtet jedoch darauf, Johanna nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Nach einer fulminanten Schlacht gegen das Türkenheer wendet sich das Schicksal der Zwillinge zum Guten.

 

Iny Lorentz bindet das Schicksal Johannas und Karls in die Geschehnisse der Türkenkriege im 17. Jahrhundert ein. Da das Thema nicht oft in historischen Romanen behandelt wird, erschließen sich in dieser Hinsicht für den Leser viele neue Einblicke. Die Autoren versorgen ihn mit reichlich gut recherchierten Informationen. Die Geschichte lässt sich durch den geradlinigen und flüssigen Schreibstil sehr gut lesen. Polnische Namen werden sparsam verwendet und bleiben dadurch im Gedächtnis. So weiß man stets, um welche Person es sich handelt. Durch die gute Bildsprache taucht der Leser problemlos in die Welt von Johanna und Karl ein. Jedoch verpasst es das Autorenduo leider, seinen Figuren die notwendige Tiefe zu verleihen, um sie für den Leser greifbar zu machen. So kann man sich nicht wirklich in sie hinein versetzen oder mit ihnen mitfühlen. Die überwiegend vorhersehbaren Handlungen nehmen zudem die Spannung aus den Geschehnissen.

 

Fazit: Das Buch ist dennoch lesenswert und bietet kurzweilige Unterhaltung für Leser, die auf große Dramen gern verzichten.

 

Cornelia Krellner

3 Sterne
3 von 5

© 2018 Cornelia Krellner, Harald Kloth