Steve Jobs: The Lost Interview

Regie: Paul Sen (USA 2011)

 

Steve Jobs (*1955 +2011) war einer der faszinierendsten Unternehmerpersönlichkeiten der neueren Geschichte. Der Gründer der Computerfirma Apple gab Robert X. Cringely im Rahmen der Fernsehdokumentation "The Triumph of the Nerds: The Rise of Accidental Empires" 1995 ein seltenes Interview. Cringeley interviewte für diese dreiteilige TV-Dokumentation bekannte Namen wie Douglas Adams, Paul G. Allen, Steve Ballmer, Larry Ellison und viele andere.

 

Wie Cringeley am Anfang von "The Lost Interview" erklärt, war das vollständige Interview mit Steve Jobs verschollen und wurde nach Jobs Tod nur durch Zufall wiedergefunden. Was für ein Glück! Zum Zeitpunkt dieses Interviews hatte Jobs Apple schon seit zehn Jahren verlassen, war bei der Computerfirma NeXT erfolgreich und sah seine ehemalige Firma Apple im Sterben liegen. Er konnte damals noch nicht ahnen, dass er nur ein Jahr später wieder zum Geschäftsführer von Apple aufsteigen und die Firma wieder zum Erfolg bringen sollte.

 

Interessant sind die fast 70 Minuten deshalb, weil Jobs vollkommen authentisch wirkt. Seine Erzählungen aus den Anfangstagen sind spannend, etwa die Geschichte wie er sich mit Steve Wozniak als Henry Kissinger ausgab um den Papst anzurufen (natürlich kostenfrei). Seine Abneigung gegen Microsoft formuliert er nicht etwa verachtend, sondern er begründet seine Meinung damit, dass Microsoft - im Gegensatz zu Apple - keine erstklassigen Produkte herstellen würde. Diese Momente sind von solch entwaffnender Glaubwürdigkeit und die Sätze von Jobs mit so viel Charisma ausgesprochen, dass man den Kult um die Person Steve Jobs sofort nachvollziehen kann.

 

Filmtechnisch sollte man von diesem Zeitdokument keine Wunder erwarten: Die Kamera bleibt die ganze Filmdauer über auf Jobs Gesicht verhaftet. Cringely stellt die Fragen aus dem Hintergrund. Lediglich kurze Kommentare des Interviewers unterbrechen die Antworten von Jobs und ordnen das Gesagte für das Publikum historisch ein.

 

Fazit: Hochinteressante Einblicke in die Geschichte und Persönlichkeit eines Visionärs.

 

Harald Kloth

4 Sterne
4 von 5

© 2017 Harald Kloth