Chris Cleave: Die Liebe in diesen Zeiten

Roman

München ; dtv ; 2017 ; 495 Seiten ; ISBN 978-3-423-26140-1

 

London im Jahre 1939. Der Zweite Weltkrieg hat gerade begonnen und die eifrige junge Mary North meldet sich freiwillig zur Truppenunterstützung. Als sie 'bloß' als Hilfslehrerin eingeteilt wird, ist die Enttäuschunng zunächst groß. Mary hätte viel lieber spannendere und in ihren Augen wichtigere Tätigkeiten ausgeübt. Nachdem die Kinder bald aus Sicherheitsgründen aufs Land evakuiert werden, scheint sich der Job auch schnell wieder erledigt zu haben. Aber Mary gibt nicht auf und bekniet Tom, der bei der Schulbehörde tätig ist, so lange, bis sie einige verbliebene Kinder unterrichten darf. Bald ist das Verhältnis zwischen Mary und Tom nicht mehr nur beruflicher Natur.

 

Eines Tages treffen Tom, Mary und deren beste Freundin Hilda auf Toms besten Freund Alistair, der sich freiwillig zur Armee gemeldet hat und gerade auf Heimaturlaub ist. Hilda ist ganz hin und weg von dem gutaussehenden Uniformierten, doch der hat nur Augen für Mary. Auch Mary fühlt sich zu Alistair hingezogen, aber die beiden finden nicht den Mut, sich zu offenbahren. So reist Alistair wieder ab und die anderen bleiben zurück.

 

In der Folgezeit müssen alle Beteiligten schmerzlich erfahren, wie grausam der Krieg sein kann. Jeder versucht auf seine Weise mit den schrecklichen Erlebnissen und Verlusten zurecht zu kommen. Immer wieder stellt sich die Frage, ob Liebe stärker sein kann als der Krieg und die damit verbundenen Gräuel. Gelingt es Mary im kriegsgebeutelten London die Zuneigung zu Alistair, der auf Malta stationiert ist, bis zu einem möglichen Wiedersehen zu konservieren? Die Inspiration für diesen Roman holte sich der Autor Chris Cleave aus der eigenen Familiengeschichte.

 

Sein Großvater war nämlich wie Alistair auf Malta stationiert und seine Großmütter haben den Krieg ähnlich tapfer wie Hilda und Mary überstanden. Die Recherche an Originalschauplätzen mag dazu beigetragen haben, dass viele Details äußerst plastisch dargestellt werden.

 

Auch die Kriegsereignisse selbst werden schonungslos geschildert. Obwohl die Thematik alles andere als leichte Kost ist, entwickelt die Geschichte eine Sogwirkung, der man sich gerne hingibt.

Fazit: Tief berührend. Diesen Roman sollte man gelesen haben.

 

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2017 Sonja Kraus, Harald Kloth