Helen Callaghan: Dear Amy

Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest

München ; Knaur ; 2017 ; 397 Seiten ; ISBN 978-3-426-65420-0

 

Helen Callaghans Debüt „Dear Amy“ beginnt damit, dass die 15-jährige Katie nach einem Streit mit ihren Eltern an einem regnerischen Abend in Cambridge spurlos verschwindet. Auch nach mehreren Wochen gibt es kein Lebenszeichen von der Schülerin. Ihre Lehrerin Margot Lewis befürchtet, dass die Polizei die Suche nach Katie bald einstellen wird und der Fall in Vergessenheit gerät. Margot hat neben ihrem Beruf als Lehrerin noch einen Nebenjob: Sie schreibt die Kolumne  „Dear Amy“ für die örtliche Zeitung und gibt darin Ratschläge an alle, die sich mit einem Problem hilfesuchend an „Amy“ wenden.

 

Kurze Zeit später erhält sie einen Brief eines verzweifelten Mädchens namens Bethan Avery, das vor vielen Jahren entführt wurde. Diesem Brief folgen weitere, die angeblich von der entführten Bethan stammen.  Die Polizei zweifelt die Echtheit der Briefe an und das Rätsel um die mysteriösen Mitteilungen beginnt ... Steckt tatsächlich die vor vielen Jahren verschwundene Bethan Avery hinter den Briefen? Kann Katie noch lebend gefunden werden?

 

Das Buchcover ist ansprechend gestaltet und zeigt ein Auto mit geöffneter Tür nachts auf einer einsamen Straße. Der perfekte Ort für eine Entführung eines Mädchens.

 

Das erste Kapitel um die Entführung von Katie ist sehr spannend geschrieben und macht neugierig. Der Rest des Buches wird jedoch hauptsächlich aus der Ich-Perspektive der Lehrerin Margot Lewis erzählt. Margot ist psychisch sehr labil und es wird bald deutlich, dass sie in ihrer Vergangenheit viel erlebt hat. Ihre privaten Probleme und ihre anstehende Scheidung werden sehr ausführlich thematisiert, während die eigentliche Entführung von Katie und ihre Gefangenschaft nur relativ wenige Seiten im Buch umfassen. Dies führt dazu, dass das Buch erst auf den letzten hundert Seiten wirklich an Spannung gewinnt. Davor plätschert die Handlung zu sehr vor sich hin, da nicht viel passiert.

 

Der Schreibstil ist sehr holprig, was vielleicht an der Übersetzung liegen könnte.  Insgesamt ist die Erzählweise der Autorin zu langatmig. Das Seelenleben der Lehrerin wird in vielen Kapiteln ausführlich thematisiert, wirkt jedoch sehr verwirrend. Es fällt schwer für die Hauptfigur des Buches Sympathien aufzubringen, da es nach einigen Kapiteln nur noch nervt von ihrer anstehenden Scheidung und ihren Problemen zu lesen.

 

Erst gegen Ende des Buches wird klar, warum die Autorin das Leben von Katies Lehrerin so ausführlich darstellt. Bis dahin sind aber sicherlich schon viele Leser ausgestiegen. Auch die Auflösung wirkt etwas weit hergeholt.

 

Fazit: Der Prolog und der Klappentext klingen nach Psychothriller. Leider enttäuscht dieses Buch eingefleischte Thrillerfans aber durch zu viele Längen und zu wenig Spannung.

 

Katrin Hildenbrand

2/3 Sterne
2/3 von 5

© 2017 Katrin Hildenbrand, Harald Kloth