Antonia Michaelis: Das Institut der letzten Wünsche

Roman

München ; Knaur ; 2017 ; 496 Seiten ; ISBN 978-3-426-51574-7

Weihnachten mitten im Sommer, einmal noch Riesenrad fahren im längst stillgelegten Vergnügungspark oder Maria Callas live singen hören - Mathilda Nielsen und ihre Chefin Ingeborg Wehser vom Institut der letzten Wünsche machen alles möglich.

Schließlich geht es um die Herzenswünsche ihrer todkranken Klienten. Wenn es sein muss, fährt zu diesem Zweck auch mal ein Pony mit der S-Bahn. Die etwas schrullige Mathilda ist einem von Anfang an sympathisch. Allein die Tatsache, dass sie Teile ihrer Kinderbettwäsche mit so tollen Motiven wie spatenschwingenden Maulwürfen auf ihre Pullover näht und diese so zu absoluten Hinguckern und Einzelstücken macht, bringt einen immer wieder zum Schmunzeln. Auch ihr Umgang mit dem Hund Eddie, der manchmal wie ein Ersatz-Lebensgefährte agiert, verstärkt dieses Sympathie-Gefühl.

Als der neue Klient Birger Raavenstein im Institut auftaucht, ist sofort klar, dass sich sein Wunsch schwieriger realisieren lässt als alle anderen. Er sucht nach seiner großen Liebe Doreen Taubenfänger und dem gemeinsamen Kind, denn als Doreen vor über zehn Jahren plötzlich verschwand, erwartete sie ein Kind von ihm.

Mathilda tut alles in ihrer Macht stehende, um Birgers letzten Wunsch zu erfüllen. Doch innerlich sträubt sie sich zunehmend gegen den Gedanken, das Paar wieder vereint zu sehen. Sie hat sich doch wohl nicht in den Mann mit den stets zerzausten Haaren verliebt? Und warum gerät das Institut plötzlich in Verdacht, illegale Sterbehilfe zu leisten?

Antonia Michaelis ist mit "Das Institut der letzten Wünsche" ein Buch gelungen, das es schafft, das eigentlich ernste Thema "Tod" auf wunderbar leichte Art zu erzählen. Jeder möchte später einmal vor allem eins: in Frieden sterben. Das kann allerdings manchmal nur gelingen, wenn der eine letzte Herzenswunsch in Erfüllung geht.

Und noch eine Sache klingt immer wieder an: manchmal ist es für die Betroffenen besser, sie endlich gehen zu lassen, anstatt sie mit allen Mitteln am Leben halten zu wollen.

Der Wunsch nach selbstbestimmtem Sterben ist letztlich auch der Auslöser, warum in der Geschichte alles ins Wanken gerät.

Fazit: Ein eigentlich ernstes Thema ganz wunderbar verpackt und erzählt. Absolut empfehlenswerte und unterhaltsame Lektüre.

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2017 Sonja Kraus, Harald Kloth